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Was - Waere - Wenn

Was - Waere - Wenn

Titel: Was - Waere - Wenn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wiebke Lorenz
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freut Heike sich. Klingt ja fast wie ein Kompliment. Ganz so
blöd kann Charly Lichtenberg wohl doch nicht sein. »Ich muß jetzt weiter, Isa
wartet auf mich.«
    »Wieso triffst du dich eigentlich noch mit der?«
    »Wie meinst du das?«
    »Na, sie hat dir doch deinen Typen ausgespannt und so …«
    »Ach, Quatsch, dafür kann sie doch nichts.« Heike nimmt mich noch
einmal in den Arm und spaziert davon. Da wäre ich mir an ihrer Stelle nicht so
sicher. Dabei frage ich mich, was Isa und Moritz sich eigentlich so alles
erzählen, wenn ich nicht dabei bin. Und wie oft ich nicht dabei bin.
    Ab kurz vor drei bin ich so aufgeregt, daß ich es kaum mehr
aushalte. Wird er kommen? Oder hält er mich nur für eine komplett Verrückte?
Bitte, bitte, bete ich still, er muß einfach kommen!
Meine Gebete werden erhört, in nicht allzu weiter Ferne sehe ich ihn durch den
Sand auf mich zustapfen. Jetzt liegt es nur bei mir. Ich muß ihm alles
erzählen. Und wenn er mich bis jetzt noch nicht für verrückt hält, dann
spätestens dann. Aber ich werde es trotzdem tun.
    »Frau Lichtenberg«, begrüßt er mich lächelnd.
    »Hallo, Herr Rademacher.« Klingt mehr als bescheuert, dieses
Rumgesieze. »Schön, daß Sie gekommen sind.«
    »Sie haben mich ja auch wirklich mehr als neugierig gemacht.«
Richtig. Tim und seine Neugierde. Mir hätte klar sein müssen, daß er auf jeden
Fall kommt, bei seiner Neugierde konnte man ihn schließlich schon immer packen!
    »Kommen Sie, gehen wir ein Stück.« Bloß weg von dem Rummel hier, bei
dem, was jetzt kommt, kann ich keine Zeugen gebrauchen. Nachdem wir etwa fünf
Minuten Richtung Teufelsbrück spaziert sind, bricht Tim das Schweigen.
    »Und? Verraten Sie mir jetzt endlich, warum Sie mich so dringend
sprechen wollten?« Er kramt eine Zigarettenschachtel aus seiner Jacke und
zündet sich eine an.
    »Die Sache ist nicht ganz einfach.«
    »Das hatte ich auch nicht erwartet.« Wieder lacht er. Das macht es
mir etwas leichter. Aber leider nur etwas.
    »Also gut.« Einfach geradeheraus, das wird das beste sein. »Sie und
ich – wir kennen uns schon ziemlich lange.« Tim bleibt abrupt stehen.
    »Wie? Lange?«
    »Sieben Jahre?«
    »Was?«
    »Ich weiß, das klingt seltsam. Aber es ist so.«
    »Aha. Ich bin ganz Ohr.«
    »Wir haben uns in einem … anderen Leben kennengelernt.« Ich warte,
wie Tim reagiert. Er sieht völlig verwirrt aus.
    »Wie? Sie als die Königin von Saba und ich als Ihr treuer Lakai?«
Schon wieder grinst er breit.
    »Machen Sie keine Witze, dafür ist es viel zu ernst!«
    »Oh, Verzeihung!« Er hebt in gespielter Abwehr beide Hände.
    »Wir waren …« Ich verbessere mich. »Wir sind sehr gute Freunde.«
    »Das hat meine Frau gestern auch noch die ganze Nacht gemutmaßt. Sie
glaubt, wir hätten eine Affäre.«
    »Verdammt noch mal, Tim!« fahre ich ihn jetzt an. Mir ist alles egal,
es muß einfach raus. Raus aus mir, ich kann nicht mehr! »Du und ich, wir haben
sieben Jahre lang das Drinks & More zusammen geschmissen. Und dann habe ich
eines Tages in deinem komischen Armeemantel die Visitenkarte von einer blöden
Personalberatung gefunden und gedacht, du wolltest den Laden aufgeben … Und
dann bin ich selbst hingegangen, und da haben sie mir angeboten, mein ganzes
Leben zu ändern und alles zu löschen, was mir nicht mehr gefällt und …« Tim
starrt mich ungläubig an. »Und das habe ich dann gemacht. Auf einmal bin ich
mit Moritz verheiratet, das Drinks & More gibt es nicht mehr, und Georg – ach, den kennst du ja gar nicht mehr. Na ja, und du bist jetzt auf einmal
wieder Unternehmensberater und verheiratet und der Chef meines Mannes. Aber das
ist alles erst seit letzter Woche so!« Mir ist ganz schwindlig, so schnell habe
ich geredet, aber es ging einfach nicht anders.
    Tim steht immer noch schweigend neben mir und blickt mich aus großen
Augen an.
    »Jetzt sag doch auch mal was!« Er schluckt. Einmal. Zweimal.
    »Ich besitze keinen Armeemantel«, sagt er dann.
    »Nein, natürlich nicht, nicht in diesem Leben. Aber vorher hattest du einen.« Diese Scheißlogik, wie soll ich ihm das
nur begreiflich machen? Ich verstehe es ja selbst immer noch nicht so ganz.
    »Was Sie da erzählen, ist doch kompletter Unsinn!«
    »Bitte, Tim!« flehe ich ihn an. »Du mußt mir das einfach glauben.
Ich weiß ja selbst, daß es verrückt klingt.«
    »Das tut es in der Tat.« Tim stellt sich wirklich als hartnäckiger
Fall heraus. Was kann ich denn nur sagen, damit er mir glaubt? Ich selbst

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