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Was - Waere - Wenn

Was - Waere - Wenn

Titel: Was - Waere - Wenn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wiebke Lorenz
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glücklich«, behaupte ich kurzerhand und sehe ihn
herausfordernd an.
    »Wie bitte?«
    »Egal, was du sagst«, insistiere ich, »du bist nicht glücklich! Ich
weiß es.«
    Tim lacht spöttisch und will weitergehen. Aber ich werde ihn nicht
lassen. Ich erinnere mich daran, was Tim mir mal erzählt hat. An etwas, das
passiert ist, als er mich noch nicht kannte.
    »What can I say?
He’s walking away from what we’ve seen.« Ich singe. Singe das Lied von
Tim Hardin. Ich kann überhaupt nicht singen, aber das ist mir in diesem Moment
egal.
    Tim bleibt stehen, dreht sich wieder zu mir um. Richtig fassungslos
sieht er aus, da habe ich wohl tatsächlich ins Schwarze getroffen. Obwohl mir
das Herz bis zum Hals schlägt, singe ich tapfer weiter. Wie in einem
amerikanischen Scheiß-Kitschfilm. Fehlt nur noch, daß Ben Affleck gleich den
Fluten der Elbe entsteigt und in mein Gejaule einstimmt:
    What can I do?
    Still loving you
    It’s all a dream
    How can we hang on to a dream?
    How can it really be the way it seems?
    Die letzten Zeilen kommen nur noch als ein rauhes Kratzen
heraus, die Nervosität schnürt mir die Kehle zu. Entweder Tim glaubt mir jetzt
endlich, oder ich kann es vergessen. Jahrelange Sekunden sieht er mich an. Dann
greift er in seine Jackentasche, holt seine Zigaretten heraus, zündet sich noch
eine an – und geht ohne ein weiteres Wort davon.
    Ich bleibe allein zurück, setze mich auf einen Betonpoller und
starre aufs Wasser. Hätte Ben Affleck vielleicht etwas ändern können, wenn er
tatsächlich aufgetaucht wäre?

11. Kapitel
    Spaß ist, was du selbst draus machst. Und Moritz und ich
haben extrem viel Spaß. Seit dem Abend mit Tim und seiner Frau hat er so gut
wie kein Wort mehr mit mir geredet. Genaugenommen bringt er der Begutachtung
seiner täglichen Naßrasur mehr Aufmerksamkeit entgegen als mir.
    Ich will es immer noch nicht ganz wahrhaben. Aber es ist wohl so:
Moritz geht es nicht um mich. Es geht ihm um sein schickes, erfolgreiches Leben
mit seinen schicken, erfolgreichen Freunden und seiner schicken, erfolgreichen
Frau. Die leider nicht mehr ganz so schick ist. Während der Zeiger auf der
Waage jeden Morgen ein Stückchen weiter nach oben wandert, nimmt Moritz’ Liebe
zu mir jedem Tag ein Stückchen ab. Wenn das überhaupt noch möglich ist.
Antiproportional nennt man das, glaube ich. Wieso bin ich eigentlich wegen
Mathe hängengeblieben? Die Grundkenntnisse sind doch da!
    Ganz so erfolgreich bin ich auch nicht mehr. Isa hat mich wegen
meiner Kalkulation am Montag dann doch rausgeschmissen. Natürlich nur ungern,
wie sie mehrfach betont hat. Und wir würden ja trotzdem Freunde bleiben, klar,
aber sie sei ja auch dem Kunden verpflichtet. War mir egal. Hab mich da eh fehl
am Platze gefühlt. Also sitze ich jetzt den ganzen Tag zu Hause und sehe hin
und wieder mal nach Georg. Dem geht’s ganz gut. Wenigstens einer.
    Und so verharren Moritz und ich reglos nebeneinander wie
wahrscheinlich zahllose andere Paare in den hübschen kleinen Häusern um uns
herum. Weiß gar nicht, worauf ich warte. Daß alles wieder besser wird? Wenn ich
mich ändern würde. Wenn ich so wäre, wie Moritz mich haben will. Aber das
schaffe ich nicht. Frage mich, ob ich vorher wirklich anders gewesen bin. Ein
anderer Mensch, der besser zu ihm gepaßt hat. Muß ja wohl so gewesen sein,
sonst hätten wir doch nicht geheiratet.
    Tim hat sich auch nicht mehr bei mir gemeldet. Aber offenbar hat er
Moritz nichts von unserem Treffen am Strand erzählt, sonst hätte ich mit
Sicherheit schon längst die Scheidungspapiere auf dem Tisch. Doctor, doctor
won’t you please prescribe me somethin’, a day in the life of someone else? Cuz
I’m a hazard to myself. Ich warte darauf, daß etwas passiert. Irgend
etwas. Passiert aber nix.
    Und dann passiert auf einmal doch etwas. Gut zwei Wochen nach
meiner Begegnung mit Tim kommt Moritz eines Nachmittags erstaunlich früh nach
Hause. Ich stehe wie so oft unten am Strand, habe meine Kopfhörer auf und gucke
den Wellen beim Plätschern zu. Plötzlich steht Moritz hinter mir und brüllt
mich an. Erst höre ich ihn gar nicht, weil die Musik so laut ist (das Mozart-Requiem,
»Confutatis, maledictis«). Aber dann wird es bei »Voca me« etwas leiser, und
ich nehme die ungewöhnlichen Störgeräusche hinter mir wahr. Verwirrt drehe ich
mich um und sehe meinen zeternden Ehemann vor mir. Ich schalte die Musik aus,
ohne die Kopfhörer abzunehmen.
    »Was ist los?« will ich wissen, weil ich keine

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