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Was will man mehr (German Edition)

Was will man mehr (German Edition)

Titel: Was will man mehr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Rath
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möchtest, dann kann ich mal mit Melissa schlafen», sage ich mit ernstem Gesichtsausdruck. «Danach wissen wir bestimmt mehr.»
    Ein Grinsen huscht über Schamskis Gesicht. «So ganz abwegig ist der Vorschlag ja nicht, wenn man bedenkt, dass du schon mit Iris, Audrey und Großmutter im Bett warst.» Das Wort «Großmutter» betont er genüsslich.
    Ich atme aus, schweige aber. Man muss auch mal einstecken können.
    «Vielleicht solltet ihr das Thema Schwangerschaft einfach mal für einen Monat komplett ausblenden», sage ich nach einem kurzen Schweigen. «Sprecht nicht darüber, denkt nicht darüber nach, sucht nicht nach Möglichkeiten, um die Sache irgendwie zu beeinflussen. Seid einfach ein Paar, das sich liebt und irgendwann einmal gerne Kinder hätte.»
    Schamski nickt amüsiert. «Das haben wir auf Anraten von Melissas Yogalehrer genau so schon vor zwei Monaten versucht.»
    «Gut. Das war zu erwarten», erwidere ich. «Ihr habt euch vermutlich ohnehin so umfassend mit dem Thema beschäftigt, dass es nicht viel gibt, was ihr noch nicht ausprobiert habt, oder?»
    Wieder nickt Schamski. Er wirkt ein wenig gequält von der Tatsache, dass ihm und Melissa wohl langsam die Optionen ausgehen.
    «Eine Sache müsst ihr auf jeden Fall noch erledigen», sage ich. «Ganz egal, ob das mit Melissas Schwangerschaft nun klappt oder nicht.»
    Schamski sieht mich an. «Und die wäre?»
    «Ihr müsst über eure Ängste reden. Und zwar ganz offen.»
    «Wieso?», fragt Schamski. «Ich meine, sind die nicht offensichtlich?»
    Ich schüttele den Kopf. «Momentan glaubt ihr doch beide, dass ein Kind die Lösung eurer Probleme wäre. Denn damit hängen eure Ängste ja zusammen. Oder habe ich das falsch verstanden?»
    «Nein. Genau», erwidert Schamski irritiert.
    «Ihr solltet dennoch wissen, wie eure Beziehung ohne Kind aussehen würde. Selbst wenn es mit dem Kind klappt.»
    «Und wie soll das gehen?», fragt Schamski.
    «Spielt einfach mal durch, was im schlimmsten Fall passieren würde. Stellt euch vor, genau heute wäre der Zeitpunkt erreicht, an dem Melissa keine Kinder mehr kriegen kann.»
    Schamski sieht mich an. «Das ist ein grausamer Vorschlag, Paul.»
    Ich nicke. «Aber noch viel grausamer wäre es, wenn du Melissa in ein, zwei Jahren nur deshalb nicht verlässt, weil sie dir leidtut.»
    Schamskis Miene verdüstert sich. «Ja», sagt er dann leise. «Darüber habe ich auch schon nachgedacht.»
    «Das ist gut», erwidere ich. «Ganz nebenbei bemerkt, habe ich übrigens ein sehr gutes Gefühl bei euch beiden. Ich bin sogar überzeugt davon, dass es ein Happy End geben wird.»
    «Du willst doch nur noch einen Schnaps rausschlagen.»
    «Ja, das auch.»
    «Übrigens ist mein Rat an dich derselbe», fährt Schamski fort und winkt der Bedienung. «Du musst unbedingt mit Audrey darüber reden, wie ihr künftig mit Jona verfahren wollt. Vielleicht hat Audrey sich auch noch nicht so viele Gedanken darüber gemacht, und du wirst erstaunt sein, zu welchen Zugeständnissen sie bereit ist.»
    «Darüber denke ich auch schon eine ganze Weile nach. Aber bislang habe ich den Plan immer wieder aufgeschoben.»

    «Ich glaube, wir sollten mal reden», sage ich knapp zwei Stunden später zu Audrey. Ich habe meine Zeitungsrunde mit Schamskis Hilfe beendet und treffe Audrey zufällig am Eingang des Cottage. Sie hat mit Jona einen Spaziergang gemacht. Er liegt im Kinderwagen und schläft.
    «Das trifft sich gut», erwidert Audrey. «Ich wollte auch noch mit dir reden. Wann passt es dir denn? Heute Abend?»
    «Gern», antworte ich. «Vielleicht nach dem Essen?»
    Sie nickt und öffnet die Tür. Iris kommt uns entgegen.
    Ich will nach dem Autoschlüssel greifen, der im Eingangsbereich auf einem Schränkchen liegt, doch Iris schnappt ihn mir weg.
    «Ich wollte jetzt einkaufen gehen», erkläre ich.
    «Aber nicht mit dem Auto», erwidert Iris. «Ich muss Timothy vom Flughafen abholen.»
    «Aber ich müsste heute einen Großeinkauf machen. Wir haben fast nichts mehr im Haus. Außerdem ist übermorgen Weihnachten.»
    Iris sieht mich an, als hätte mein Problem rein gar nichts mit ihren Plänen zu tun. «Ja. Und?»
    «Kann Timothy nicht die Bahn nehmen? Oder ein Taxi?», frage ich.
    Iris lacht kurz, als hätte ich nicht mehr alle Tassen im Schrank.
    «Warum nimmst du nicht einfach die Bahn?», fragt sie mit herablassender Miene. «Timothy war lange weg und hat hart gearbeitet. Ich finde es schon allein deshalb angebracht, ihn vom Flughafen abzuholen.

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