Was will man mehr (German Edition)
Gläubiger schnüffeln herum.»
Wir überlegen und lassen uns dabei den ausgezeichneten Wein schmecken.
«Ist der eigentlich auch von der Botschaft?», will ich wissen.
Bronko nickt abwesend. «Und was ist mit nachts?», fragt er.
«Ideal», erwidert Günther prompt. «Wir gehen alle zusammen rein. Wenn ihr mir helft, dann schaffen wir es vielleicht in zwei oder drei Stunden, sämtliche Daten einzusammeln.»
«Wie können wir dir denn helfen?», will ich wissen.
«Ich schnappe mir den Server. Ihr kümmert euch um die Rechner, die schon vom Netz genommen worden sind. Wenn wir das logistisch geschickt angehen, dann sparen wir ganz viel Zeit.»
Ich überlege, welche Spurenelemente im mallorquinischen Wasser für Günthers Pragmatismus und Entscheidungsfreude verantwortlich sein könnten. Bisher war mein ältester Freund nämlich eher eine Trantüte.
Schamski nickt bedächtig. «Keine schlechte Idee. Allerdings gibt es da noch ein kleines Problem. Timothy hat einen Wachservice engagiert. Zwei verschnarchte Rentner, die sich im Pförtnerhäuschen die Nacht mit Schach vertreiben. Ich bin nicht mal sicher, ob die Rundgänge durch den Verlag machen. Aber sie haben zwei Dobermänner, die sich auf dem Verlagsgelände herumtreiben. An denen müssen wir irgendwie vorbei.»
Wieder überlegen wir.
«In Filmen sieht man ja immer, dass Wachhunde mit einem präparierten Stück Fleisch betäubt werden», sinniert Günther.
«Stimmt! Du könntest ja mal …», beginnt Schamski, unterbricht sich aber sofort selbst. «Vergiss es! Keine gute Idee.»
«Was denn?» Jetzt hat er mich neugierig gemacht.
«Ich dachte nur, Iris würde sicher wissen, wie man einen Hund betäubt. Weil sie doch eigentlich Tierärztin ist, meine ich.»
«Du hast recht», sage ich. «Vergiss es einfach.»
«Wahrscheinlich nimmt man ein ganz normales Schlafmittel», schaltet sich Bronko ein. «Die Frage ist nur, wie hoch man es dosieren muss, um einen kräftigen und schweren Hund damit zu betäuben.»
Während ich über die Frage nachdenke, wandert mein Blick zu Fred.
Er sieht mich an. Seine Augen scheinen zu sagen: Denk nicht mal dran.
«Dann müssen wir wohl ein paar Testläufe machen», erwidere ich und schenke meinem Hund ein freundliches Lächeln.
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Over and out
Um für alle Eventualitäten gewappnet zu sein, haben wir beschlossen, genügend Zeit für die Vorbereitungen unseres Coups einzuplanen. Bronko und Schamski waren zwei Nächte unterwegs, um den Wachdienst auszukundschaften. Wie von Schamski vermutet, drehen die Wachmänner tatsächlich keine nächtlichen Runden im Verlag, weil sie zu sehr mit ihrem Schachspiel beschäftigt sind. Das vereinfacht unser Vorhaben ungemein. Sobald wir die Hunde passiert haben, ist der Weg zum Verlagsgebäude und damit zum Datenpool des Unternehmens frei.
Wir werden die Dobermänner mit präparierten Filetsteaks betäuben. Günther hat eine Rezeptur für K.-o.-Tropfen aus dem Internet gezogen. Die Wirkung bei Fred war durchschlagend. Während er auf normale Schlaftabletten oft erst nach mehr als einer halben Stunde mit moderater Müdigkeit reagierte, trat der Effekt von Günthers K.-o.-Cocktail blitzschnell ein. Fred schlang das Steak herunter und fiel fast im gleichen Moment wie ein nasser Sack auf die Seite, wo er ziemlich genau eine Stunde reglos verharrte. Als er aufwachte, sah er noch eine Weile so aus, als hätte er tagelang psychodelische Musik gehört und dazu LSD genommen. Danach war er aber wieder ganz der Alte.
Schamski hat einen Plan des Verlags erstellt. Wir hatten gehofft, er könnte uns skizzieren, in welchen Räumen Computer zu finden sind, aber nach diversen Umstrukturierungen weiß das keiner so genau. Alle Räume zu überprüfen wäre wiederum zu aufwendig, außerdem bestünde die Gefahr, dass Schamski dabei erwischt wird. Wir müssen also ein wenig improvisieren. Während Günther den Server inspiziert, werden Bronko, Schamski und ich uns jene Rechner vornehmen, die bereits ausgemustert worden sind. Unser Plan erfordert einiges an Equipment, weil die Daten parallel geladen werden sollen. Jeder von uns muss also ein halbes Dutzend Kabel und Festplatten mitnehmen, zudem noch Werkzeug und Verpflegung. Ich habe uns deshalb preiswerte Rucksäcke, dunkle Trainingsanzüge und Skimasken gekauft. Die Masken hätte man sich eigentlich auch sparen können. Bei der Arbeit sind sie lästig, weil sie das Sichtfeld einschränken. Auf dem Gelände sind sie unnötig, weil uns
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