Was will man mehr (German Edition)
mich an, als könnte er kein Wässerchen trüben.
«Damit eins klar ist», sage ich und mache mich wieder auf den Weg. «Ich lasse mich von dir nicht länger schikanieren. Entweder du hältst dich an meine Regeln, oder wir beide bekommen gewaltigen … Fred?» Ich schaue mich um und sehe, dass mein Hund auf eine Baustelle gelaufen ist, um sich dort ein wenig umzusehen. Er hat es nicht mal für nötig befunden, mir auch nur zehn Sekunden zuzuhören. «Fred! Verdammt! Komm her!»
Er hält kurz inne und schaut sich zu mir um. Dann trabt er weiter.
Zu unserem konspirativen Treffen hat Bronko Wein und Wasser aufgetischt. Das ist toll, ich hatte nur zudem auf ein paar Snacks spekuliert.
«Hast du vielleicht Cracker oder so?», frage ich. «Ich habe seit heute Morgen nichts mehr gegessen. Der Wein haut mich sonst sofort um.»
«Essen kommt gleich», antwortet Bronko.
«Das ist gut», sagt Günther und stellt sein Gepäck in eine Ecke. Er ist gerade erst angekommen, weil sein Flug mehrere Stunden Verspätung hatte.
Günther macht trotzdem einen frischen und erholten Eindruck. Das Leben auf Mallorca bekommt ihm offensichtlich gut. Er hat ein paar Kilo abgenommen, seine Haut ist leicht gebräunt, und er wirkt sportlicher als noch vor ein paar Monaten.
«Man könnte denken, du hättest eine Surfschule aufgemacht», sage ich.
«Ich geh fast jeden Tag schwimmen», erklärt Günther. «Überhaupt geht es uns prima. Iggy ist glücklich mit ihrer Bar. Ich bin glücklich mit Iggy. Dass es toll ist, am Meer zu sein und meistens schönes Wetter zu haben, brauche ich euch ja nicht zu sagen.»
«Gehörst du inzwischen auch zu den nervigen Leuten, die immer mit dem mallorquinischen Wetter angeben?», frage ich.
«Bietet sich ja an», erwidert Günther sonnig.
«Kommt! Setzt euch!», bittet Bronko. Er gießt Wein ein und verteilt die Gläser. «Trinken wir auf Mallorca, auf unser Wiedersehen und natürlich auch darauf, dass Schamski nicht allzu lange ins Gefängnis muss.»
Leicht panisch wendet Schamski sich an mich: «Verdammt, Paul! Was hast du rausgefunden?»
Bronko muss lachen. «Guido, das sollte ein Witz sein.»
«Ach so», murmelt Schamski und bemüht sich um ein entspanntes Lächeln. Er kann dennoch nur mühsam verbergen, dass seine Nerven blankliegen.
Es klingelt. Fred bellt kurz, als hätten wir es überhört.
«Das ist das Essen!», sagt Bronko und springt auf, um ein paar junge Damen mit freundlichen Mienen und identischen grauen Kostümen in die Wohnung zu lassen.
Wenig später sind wir wieder allein und umringt von silbernen Platten mit kleinen Köstlichkeiten.
«Lasst es euch schmecken», sagt Bronko. «Mit besten Grüßen von der Schweizer Botschaft. Die haben da heute einen Empfang. Deshalb konnte ich es arrangieren, dass auch wir einen Gruß aus der Küche bekommen.» Lächelnd wirft er ein Lachshäppchen ein.
Ich greife ebenfalls zu und bin angetan von dem umwerfenden Geschmack eines kleinen Pumpernickels mit drei Krabben und einem Tropfen Chilisoße. Trifft sich gut, dass Diplomaten meistens Feinschmecker sind.
«Also dann. Erzähl doch mal, was los ist!», sagt Günther zu Schamski und nimmt sich eine Toastecke mit Wildpastete.
Schamski überlegt einen Moment. «Der Witz, den Bronko eben gemacht hat, ist gar nicht so weit hergeholt. Ich habe die Befürchtung, dass ich reingelegt werden soll. Und zwar auf ganzer Linie.»
«Und wer will dich reinlegen?», fragt Bronko.
«Timothy», erwidert Schamski.
«Und das ist sicher», hakt Günther nach.
«Nein», sagt Schamski. «Überhaupt nicht. Es gibt nur Indizien, mehr nicht. Aber die häufen sich. Ich wäre wirklich froh, wenn ich mit meinem Verdacht falschläge.»
«Und was sind das für Indizien?», will Bronko wissen.
«Timothy lässt sich um keinen Preis in die Karten gucken. Für mich sieht das so aus, als würde er was vor mir verbergen. Richtig klargeworden ist mir diese Geheimnistuerei, als ich vorgeschlagen habe, Paul in den Verlag zu holen. In dem Moment wirkte Timothy regelrecht panisch.»
«Ein Geschäftsführer hat nun mal Geheimnisse vor seinen Leuten», wirft Bronko ein. «Das ist ja nicht ungewöhnlich.»
«Das schon», erwidert Schamski. «Nur bin ich schon seit ein paar Monaten ebenfalls Geschäftsführer. Timothy hat mich höchstpersönlich zu seinem Stellvertreter ernannt.»
«Und jetzt könnte es sein, dass Timothy keinen Stellvertreter gesucht hat, sondern nur jemanden, dem er bestimmte Entscheidungen in die Schuhe
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