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Was wir Liebe nennen

Was wir Liebe nennen

Titel: Was wir Liebe nennen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Lendle
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Tower alarmiert hatte, waren sie am Terminal. Gerade bremste ein schwarz-gelber Follow-me -Wagen, der Fahrer s prang heraus und schlüpfte durch einen Nebeneingang ins Gebäude. Sie blickten sich um, niemand sah ihnen zu. Bevor die Tür ins Schloss fiel, folgten sie ihm ins Innere.
    Der nächste Durchgang ließ sich nur mit einem Ausweis öffnen, daneben gab es eine verschlossene Tür mit der Aufschrift Staff . Sie klopften, und nach einer Weile schaute eine Frau in bunter Uniform heraus. Lambert erklärte ihr, sie hätten sich verirrt. Ob sie einen Ausweg wisse. Er machte kreisende Bewegungen mit der Hand, um anzudeuten, welchen Weg sie genommen hatten oder wie verfahren ihre Situation sei. Die Frau sah einen Moment lang aus, als sei sie selbst verloren, und bat sie dann herein. Sie arbeite bei der Kinderbetreuung. Ihre Pause sei ohnehin vorbei, und die Abflughalle liege fast auf dem Weg.
    Dort angekommen, verabschiedete sie sich mit Handschlag und wünschte ihnen einen guten Flug. Erst als die Frau außer Sichtweite war, fielen Fe und Lambert sich um den Hals, lachend. Sie standen voreinander, Stirn an Stirn, was Fes Augen noch größer machte.
    Auf einmal waren sie zwei gewöhnliche Gäste des Flughafens, ein Mann und seine Frau, die ihn zu einer Reise brachte. Er würde ohne sie fliegen, und sie war mitgekommen, um ihn zu verabschieden. Gleichzeitig hörten sie auf zu lachen.
    Beim Einchecken der routiniert-höfliche Hinweis, die Maschine sei überbucht, selbstverständlich habe Lambert einen An s pruch auf seinen Flug, wenn er sich jedoch entscheide, die morgige Maschine zu nehmen, könne man ihm eine finanzielle Kompensation anbieten, außerdem Hotel und Transfer in die Stadt, ob das für ihn infrage komme. Die Verzögerung betrage nur vierundzwanzig Stunden.
    Erst als er nicht antwortete, hob die Frau den Kopf. Ihr erschrockener Blick, als sie seinen Gesichtsausdruck sah, von dem Lambert selbst nicht wusste, ob er entsetzt war oder erfreut. Langsam drehte er sich zu Fe um. Sie stand ein wenig abseits und schaute auf ihr Telefon. Er öffnete den Mund, um sie zu rufen. Dann drehte er sich ebenso langsam zurück zu der Frau am Schalter und nickte, noch immer mit offenem Mund.

24
    Die Asiatin an der Rezeption lächelte ihn an. Schwer zu sagen, ob es ziellose Freundlichkeit war oder ob sie ihn tatsächlich wiedererkannte.
    Fe war an der Tür stehen geblieben. Mit dem Schlüssel in der Hand kam er zu ihr zurück. Sie hatten nicht darüber ge s prochen, was nun geschah. Man hatte ihm ein Einzelzimmer seiner Wahl gebucht, und sie hatte ihn zum Hotel begleitet, das waren die Fakten.
    Â»Ich komme nur kurz mit hoch. Ich habe noch ein Geschenk für dich.«
    Â»Wie nett.«
    Â»Du weißt doch gar nicht, was es ist.«
    Beim Warten auf den Aufzug schrieb er eine Nachricht an Bastian, seinen Chef. Flug überbucht, komme mit dem nächsten. Morgen muss ich mir freinehmen. Sorry. Er überlegte, auch Andrea zu schreiben, aber sie hatten ohnehin geplant, dass er vom Flughafen direkt zur Arbeit fuhr. Mit ihr war er erst für den Abend verabredet, vorher wollte er sie nicht verwirren, am Ende vermutete sie noch wer weiß was.
    Fe nahm seine Hand. Die Wände des Aufzugs waren ver s piegelt und sahen sie an, also sahen auch sie sich an. Aus allen Richtungen nur dieses eine Bild: Lambert und Fe, ein Mann und eine Frau von unterschiedlichen Kontinenten, er hatte den Ozean überwunden, um zu ihr zu kommen, und nun standen sie in diesem Fahrstuhl, der Europäer und die Nordamerikanerin, fuhren wer weiß wohin und sahen sich dabei zu, von allen Seiten, hundertfach vervielfältigt, eine riesige Schar, wie eine endlose Reihe Schulkinder beim Klassenausflug, und hinter ihren Köpfen ging es sicherlich noch weiter, aber wie sollten sie hinter ihre Köpfe sehen?
    Lambert fühlte sich beobachtet. In dem kleinen Schlitz zwischen den Türen fuhren die Stockwerke vorbei. Sein bisheriges Dasein hatte ihn auf so etwas nicht vorbereitet: die Frau seines Lebens zu treffen, obwohl man die Frau seines Lebens bereits getroffen hatte.
    Auf Höhe der dritten Etage traf eine Nachricht von Andrea ein. Was höre ich da, du kommst später? Ist es so schön? Bastian musste ihr die Nachricht direkt weitergeleitet haben. Wahrscheinlich hatte sie schon alle kirre gemacht mit ihrer Sorge. Der Fahrstuhl hielt so abrupt, dass Lambert noch ein wenig weiter

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