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Was wir Liebe nennen

Was wir Liebe nennen

Titel: Was wir Liebe nennen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Lendle
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Kopf und sah zwischen dem seltsamen Wesen und seinem Herrchen hin und her, dann erhob er sich und folgte Lambert. Vielleicht war es Mitleid, oder er hatte eine Neigung zur Obdachlosigkeit. An der nächsten Ampel schickte Lambert ihn zurück. Als der Hund nicht von seiner Seite wich, trat Lambert ihm leicht auf die Pfote. Unter seinem nackten Fuß fühlte sie sich weich und gummiartig an. Lambert drückte ein wenig stärker, bis der Hund die Pfote hervorzog und nun selbst Lambert seinen weichen Ballen auf den Fuß stellte. So blieb er einen Moment stehen und sah mit angelegtem Schwanz zu Lambert hoch, dann ließ er ab und trollte sich.
    Selten hatte sich Lambert so nackt gefühlt, dem Vorhangstoff zum Trotz. Adam hatte damals wenigstens eine Begleitung gehabt. Der A s phalt war kalt an seinen Füßen, und der Wind blies ihm unter den Umhang. Die Autos fuhren langsamer neben ihm. Erstaunt sahen die Fahrer ihn an, wie ein seltenes Tier. Einer kurbelte die Scheibe herunter und fragte, ob er ausgebrochen sei. Lambert schüttelte den Kopf.
    Endlich fand er den Busbahnhof. Es waren nicht viele, die Richtung Saint Sauveur /Parc National fahren wollten, Lambert wartete, bis alle eingestiegen waren, und stand dann als Letzter vor dem Fahrer. Die Haartolle des Mannes ragte weit über seine Stirn hinaus, Lambert fragte sich, womit er sie in Form hielt – mit Zuckerwasser, Fett oder Schlimmerem. Er überlegte, den überforderten Ausländer zu geben, aber so, wie der Fahrer aussah, würde er ihn ohne Zögern wieder an die Luft setzen. Einen Entlaufenen zu s p ielen, liefe wohl auf dasselbe hinaus.
    Also sagte er, wie es war. Ihm seien die Kleider gestohlen worden, daher der seltsame Aufzug. Er müsse nach Norden. Bedauerlicherweise sei mit dem Anzug auch sein Geld verschwunden, weshalb es ihm, wenn der Herr verstehe, was er meine, nicht möglich sei, regulär zuzusteigen, ob er gegebenenfalls einfach so, als Ausnahme?
    Â»Du bist also eine Ausnahme«, sagte der Mann und sah langsam an ihm herunter. »So siehst du auch aus.« Wie er denn heiße.
    Â»Lambert.«
    Â»Komischer Name. Wie auch immer, heute ist dein Glückstag, Lambert. Mir ist mein Ticketverkäufer ausgefallen. Komm rein.«
    Er zeigte auf ein Päckchen, das vor der Windschutzscheibe lag. »Schlüpf hinein, kommt frisch aus der Reinigung.«
    Lambert sah sich um. Der Bus war halb voll mit alten Menschen, die ihm gelangweilt dabei zuschauten, wie er das Paket aufriss. Es enthielt eine Garnitur derselben Uniform, die auch der Fahrer trug.
    Â»Wird das noch was? Wir haben schon Ver s pätung, und im Fahren ist es verboten, sich umzuziehen.«
    Lambert gehorchte. Am Ende schob der Fahrer ihm noch ein Paar Strandsandalen zu, offenbar seine eigenen, er selbst fuhr barfuß.
    Â»Danke. Sie sind sehr großherzig.«
    Â»Nun werd nicht gleich sentimental. Kassier lieber die Herrschaften ab.«
    Die Arbeit war leicht. Zur Uniform hatte Lambert einen Geldgürtel bekommen, außerdem eine kleine zerknitterte Liste mit den gültigen Fahrpreisen. Er schob sich von Bank zu Bank durch den schwankenden Bus, kontrollierte die Fahrscheine und kassierte nach, wo jemand noch ohne Ticket war. Ein Großvater hatte seine Enkeltochter dabei, also machte Lambert mit dem Wechselgeld einen Münztrick, aber das Mädchen begann nur zu weinen.
    Sie hielten selten, weshalb Lambert meist vorne beim Fahrer saß, der unablässig vor sich hin redete, ohne Rücksicht darauf, ob jemand in seiner Nähe war oder nicht.
    Â»Wo wir gerade bei der Wäsche sind«, sagte er, »weißt du, woran man erkennt, ob jemand Stil hat?«
    Lambert wusste es nicht.
    Â»Ob jemand Stil hat, erkennt man daran, wie er seine aussortierten Unterhosen wegwirft. Sauber oder dreckig. Ein Gentleman wäscht sie vorher. Ich jedenfalls. Keine große Sache, macht aber den Unterschied. Eindrucksvoll, nicht wahr?«
    Â»In der Tat. Eindrucksvoll.«
    Â»Von mir kann man noch was lernen.« Der Fahrer sah zur Seite, und es dauerte einen Moment, bis Lambert begriff, dass er sein S piegelbild ansah. Er strich seine Haartolle entlang und schien zufrieden zu sein.
    Â»Woher kommst du, Lamberg?«
    Â»Aus Osnabrück.«
    Â»Wo liegt das?«
    Â»In Norddeutschland.«
    Â»Wusstest du, dass es verboten ist, während der Fahrt mit dem Fahrer zu s prechen?«
    Er bremste an einer Einfahrt, in der eine kleine Dame

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