Was wir unseren Kindern in der Schule antun
verkehrssicheren Fahrrad gehören, dabei gibt es die Hälfte der Punkte dafür, dass jeweils auch die Farbe des Bauteils genannt wird, obgleich nach dieser gar nicht gefragt worden war.
Beliebte Fragen in Proben scheinen auch richtig/falsch-Aufgaben zu sein. Schnell machen Kinder da mal die falsche Angabe â oft, weil sie durch die Formulierung verwirrt sind. Ein Beispiel zum Thema Landkarten: âWahr oder falsch: Je gröÃer die MaÃstabszahl, desto gröÃer die Abbildung?â
Bitte, was prüfen wir da ab? Geht es hier darum, Fähigkeiten und Kompetenzen erworben, Zusammenhänge und Prinzipien der Lebensumwelt verstanden zu haben, seine Persönlichkeit auszubilden und ein selbstbewusster, souveräner Mensch mit fundierter Allgemeinbildung zu werden? Oder geht es nur darum, irgendwie den Vorgaben nach Aufgaben zum Transfer und zum Problemlösenden Denken, die eben nur wenige Kinder
beantworten können, zu genügen und den unausgesprochen erwarteten Notenschnitt zu bedingen?
Ein Ãbriges tut der Notenschlüssel. Eine Eins wird in der Regel nur bis etwa vierundneunzig Prozent der Gesamtpunkte vergeben, die Zwei bis etwa vierundachtzig Prozent. GröÃere Abschnitte gibt es dann bei der Drei (bis etwa zweiundsechzig Prozent) und der Vier (bis etwa vierzig Prozent). Dabei darf für jede Probe der Notenschlüssel neu festgelegt werden, sogar auch erst nachträglich erstellt beziehungsweise angepasst werden. Wohl nur so kann teilweise gewährleistet werden, dass eine Probe nicht âzu schwierigâ oder âzu leichtâ war ,und Ãrger mit Vorgesetzten vermieden werden.
Entsprechend stehen Eltern auch bei der Korrektur den immer weniger werdenden oder Wert besitzenden Punkten recht machtlos gegenüber, auch ein paar ausgewählte Beispiele:
In einer Deutschprobe hat ein Kind einundzwanzig von dreiÃig möglichen Punkten, das sind siebzig Prozent korrekt bearbeitete Aufgaben und erhält die Note âVierâ, in einer Leseprobe mit insgesamt einundzwanzig Punkten gibt es bereits mit sechzehn Punkten eine Vier.
In einer zweiseitigen Musikprobe erinnert sich ein Kind nicht mehr an den Vornamen von Mozart und schreibt zudem Violine mit F. Es bekommt eine Drei.
In einer Mathematikprobe wird folgende Aufgabe gestellt: âIm Kleintiergehege sind 4 Gämsen und Enten. Zusammen haben sie 22 Beine. Wie viele Enten sind es?â Moni schreibt: â16 + 6 = 22â, und als Antwort: âEs sind drei Enten.â Sie erhält dafür nur anderthalb von sechs Punkten, es fehlt die aufgeschriebene Rechnung.
Oft sollen Fachbegriffe oder Vorgänge erläutert werden, beispielsweise wie Wolken entstehen. Judith schreibt: âWarme Luft steigt nach oben, wo es kälter ist, dort kondensiert das Wasser zu kleinen Tröpfchen.â Sie bekommt nur einen halben von zwei Punkten, weil die Lehrerin explizit hören wollte: âEine warme Luftschicht trifft auf eine kalte.â
In Mathematik sollen die Kinder alle rechten Winkel in einer Vielzahl von vorgegebenen Winkeln entdecken und mit einem
Stift nachzeichnen. Der Kopierer hatte die Zeichnungen verzerrt, sodass einige der angedachten rechten Winkel nur noch etwa achtundachtzig Grad hatten. Kinder, die diese nicht nachgezeichnet hatten, bekamen Punktabzug â sie hätten wissen müssen, dass der Kopierer die Linien verzerrt hatte und dass auch diese rechte Winkel sein sollten.
Und dann gibt es noch die zahlreichen Aufgaben, die zwar an sich korrekt sind, bei denen sich Eltern und AuÃenstehende dennoch fragen, ob man verlangen sollte, dass Kinder mit mehr oder weniger Glück genau den Gedankengang des Lehrers erkennen müssen, um zur gewünschten Lösung kommen zu können. Und es gibt die Aufgaben, bei denen von den Kindern eine Genauigkeit und ein Abstraktionsvermögen verlangt werden, die sie in dem Alter noch nicht haben können. Oder die Aufgaben, deren Lösung Kinder inhaltlich wissen, aber noch nicht schriftlich wiedergeben können. Und am meisten verzweifeln Eltern an Aufgaben, die ihr Kind verwirrt haben, weil sie einfach mal ohne einen âHakenâ gestellt wurden, das Kind diesen aber gesucht hat und so selbst die einfachsten Aufgaben falsch gelöst hat.
Ich kann nur feststellen, dass der Notenschnitt das Maà ist, an dem Proben gemessen werden, unabhängig davon, wie er zustande gekommen ist â selbst wenn das nirgends wirklich
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