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Was wir unseren Kindern in der Schule antun

Was wir unseren Kindern in der Schule antun

Titel: Was wir unseren Kindern in der Schule antun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sanbine Czerny
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können, die begeisternde und ansteckende Ausstrahlung wird er nur haben, wenn er selbst an seiner Tätigkeit Freude hat und es ihm gut geht. Jedem Kind mit Respekt zu begegnen, jedem seinen Eigensinn zu lassen und dennoch ein gutes Miteinander zu ermöglichen, für jedes Kind individuelle Lösungen in der Gemeinschaft zu finden und zudem noch das erfolgreiche und freudvolle Lernen für alle Kinder der Klasse zu arrangieren, das erfordert eine geklärte, aufmerksame, in sich ruhende, lebensbejahende Persönlichkeit. Ein Lehrer braucht Muße und Kraft.
    Vielleicht wird anhand der folgenden Ausführungen beispielhaft deutlich, warum man als Lehrer oft nicht so handeln kann, wie man gern würde. Und auch hier wage ich diese Verallgemeinerung, habe ich doch in so vielen Gesprächen mit Kollegen immer wieder gehört, dass sie sich eigentlich nichts anderes wünschen, als sich wirklich um die Kinder in ihrer Klasse kümmern zu können, aber genau das wird aufgrund der Rahmenbedingungen und Vorgaben in den Hintergrund gedrängt. Mit der Zeit resigniert wohl manch ein Lehrer innerlich oder kommt nach wenigen Jahren zu dem Schluss, sich auf das unter den Bedingungen Bestmögliche zu beschränken, ohne sich selbst aufzuarbeiten, wohl wissend, dass dieses „Bestmögliche“ für die Kinder eben eigentlich nicht genügt. Und anstatt
die Bedingungen so weit zu ändern, dass Lehrer das tun können, was sie von ganzem Herzen gern tun würden, wenn sie dürften — sich nämlich um jedes Kind zu kümmern —, gibt es immer wieder weitere Auflagen und Anforderungen, die erfüllt werden müssen, immer mehr, was Lehrer vorrangig tun müssen, anstatt sich ausschließlich den ihnen anvertrauten Kindern zu widmen. Und es wird übersehen, dass dabei oft der entscheidende Aspekt für das erfolgreiche Lernen verloren geht: der Lehrer mit seiner Motivation und seiner Vision.
    Der Kampf um Gehör
    Aus der Sicht eines Lehrers sieht vieles ganz anders aus, als es von außen erscheinen mag. Was für einen Außenstehenden wie eine Kleinigkeit wirkt, kann im Unterricht große Probleme bereiten. Betritt man als Lehrer heutzutage eine durchschnittliche Klasse, darf man nicht mehr davon ausgehen, dass die Kinder von selbst still werden und sich auf den bevorstehenden Unterricht einstellen. Die Lautstärke oder der teilweise ständige Hintergrundlärm über viele Stunden hinweg ist für viele Lehrer sehr belastend. Alle Maßnahmen, die ein Lehrer ergreifen kann, zeigen meist nur für wenige Minuten Wirkung. Lehrer sind oft einen nervenaufreibenden Großteil ihrer Zeit damit beschäftigt, überhaupt erst einmal die Voraussetzungen für Unterricht zu schaffen. Manchmal ist es, als müsse man fast schon dafür kämpfen, überhaupt Unterricht halten, überhaupt Lernen ermöglichen zu dürfen.
    Hinzu kommt, dass Anweisungen oft mehrfach gegeben oder an bestehende Regeln zigfach erinnert werden muss, und selbst dann kommen manche Kinder den Aufforderungen nicht ohne Androhung von Konsequenzen nach. Immer mehr Kinder zeigen ein unzureichendes Arbeitsverhalten. Materialien wie Stifte, Kleber, Hefte und Bücher fehlen, sodass es dauernd zu Störungen kommt und manche Kinder sich gar nicht richtig am Unterricht beteiligen können. Da die Kinder ihr Material nicht beisammenhaben, können sie oft die nötigen Hefteinträge nicht erstellen. Arbeiten werden von Schülern häufig nur mit minimalem Aufwand ausgeführt. Auf die äußere Form legen viele
Kinder nicht von allein Wert, selbst beim Abschreiben von Texten achten viele nicht auf korrekte Schreibweise. Werden Hausaufgaben vergessen oder unvollständig erledigt, ist es heutzutage bei einigen Kindern nicht selbstverständlich, dass diese eigenständig nachgearbeitet werden. Da der Lehrer dennoch in der Verantwortung steht, verbringt er viel Zeit mit organisatorischen Dingen — erneutes Kopieren von Arbeitsblättern, Einträge in das Hausaufgabenheft für die Eltern, Strichlisten führen und tägliche Überprüfung der Nacharbeiten, um wenigstens eine gewisse Konsequenz zu zeigen. Das Einsammeln von Geld und den zahlreichen Informationszetteln, die von den Eltern unterschrieben werden sollen, zieht sich oft über Tage und Wochen hin. All diese Dinge sind nachweislich zu erledigen, sodass sie allein dadurch eine gewisse Priorität im

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