Was wir unseren Kindern in der Schule antun
durch. Sondern: Das Leben wird so gestaltet, dass jeder einen guten Platz findet. Man könnte Kindern durchaus vorleben, wie man dafür sorgt, dass es jedem in der Gemeinschaft gut geht. Denn nur das, was man selbst erlebt hat, kann man selbst leben und später auch weitergeben. Stattdessen erleben Kinder oft, mit welchen Schwierigkeiten andere Kinder zu leben haben, ohne dass ihnen geholfen wird, ohne dass auch nur versucht wird, gute Lösungen zu finden.
Schulkinder sind rechtlos
Zur Mitbestimmung haben Kinder in den Schulen generell nicht viele Möglichkeiten. Klassensprecher werden ab der dritten Klasse gewählt, die Treffen der Klassensprecher finden maximal monatlich, oft nur zweimal im Jahr für eine Schulstunde statt. Aber selbst innerhalb der Klasse fehlt oft die Zeit, intensivere Gespräche über bestimmte Themen zu führen. Teilweise wird das Bestreben, für die Kinder demokratische Prozesse erfahrbar zu machen, sogar durch Vorgesetzte untergraben. So wurde an einer Schule eine Befragung über Mobbing an der Schule durchgeführt, nachdem einige Eltern der Schulleitung offensichtlich entsprechende Vorfälle angezeigt hatten. Als ich mir die ausgefüllten Zettel meiner Kinder aus Interesse kurz durchsah, wurden sie mir schon aus der Hand genommen. Die
Ergebnisse wurden klassenweise veröffentlicht, doch ganz offensichtlich hatten sich bei der Auswertung Fehler eingeschlichen: Die Schülerzahl meiner Klasse stimmte nicht, zudem entsprachen die Ergebnisse nicht der Meinung, die meine Klasse zu diesem Thema vertrat. Die Kinder waren entsetzt, wurden aber von der Schulleitung nicht zur Kenntnis genommen. Als ich um Anhörung der Kinder bat, hieà es, ich würde die Kinder aufhetzen. Schlussendlich schrieben die Kinder in einer Unterrichtsstunde bei einem anderen Lehrer einen Brief an den Rektor. Als Ergebnis wurde die Befragung in der Klasse wiederholt, allerdings verweigerte man erneut, die Auswertung vor den Augen der Kinder durchzuführen, und zudem sagte man deutlich, dass das jetzige Auszählungsergebnis irrelevant sei und nicht verwendet würde, sondern nur zur Beruhigung der Kinder diene. Bei einem Elternabend zu diesem Thema wurde dann explizit deutlich gemacht, dass man nicht über Einzelfälle sprechen wolle. Betroffenen Eltern wurde das Wort abgeschnitten mit der Frage, ob das den GroÃteil der Kinder in der Klasse betreffe, wenn nicht, sei es nur ein Einzelfall und damit nicht relevant. Und das beim Thema Mobbing, bei dem es an sich immer um Einzelfälle geht. Manchmal könnte man verzweifeln, wie unwichtig Kinder in diesem System teilweise sind â und sie haben einfach keine Lobby!
Dafür ist es wichtig, dass täglich die Hausaufgabe und gegebenenfalls per Strichliste auch die Nacharbeit derselben kontrolliert wird. Was ein Kind wirklich braucht, was ihm wirklich helfen würde, dem wird oft kein Raum gegeben. So sollte man besser auch nicht anzweifeln, ob es dienlich ist, den Förderunterricht parallel zum normalen Unterricht anzubieten. Als ich zum Beispiel einmal Bedenken äuÃerte, ob und wie das betreffende Kind jemals den durch die Abwesenheit im regulären Unterricht versäumten Stoff nachholen sollte, wurde mir nur entgegnet, dass solche Kinder eh so dumm seien, dass es egal wäre, ob sie in der Klasse säÃen oder nicht. Oder ich möge doch in diesen zwei Stunden â die damit übrigens ein Achtel der wöchentlichen Unterrichtszeit des grundlegenden Unterrichts ausmachten â etwas mit den anderen Kindern tun âwas nicht so
wichtig istâ. Ein Schulrat, dem ich solche Begebenheiten schilderte, sah keine Veranlassung, sich einzuschalten, mit dem zynischen Hinweis, dass sich das Problem mit diesem alten Rektor âsowieso bald biologischâ löse. In jedem Fall müsste dieses Kind diesen Förderunterricht besuchen, sonst hätten vielleicht die Eltern später die Schuld für die schlechten Leistungen des Kindes der Schule geben können und man hätte dem nichts entgegenzusetzen gehabt. AuÃerdem müssten insgesamt acht Kinder in der Fördergruppe sein, sonst wäre diese Stunde gar nicht genehmigt worden. Aha. Förderunterricht also, um Kinder zu fördern oder um formale Vorgaben zu erfüllen? In jedem Fall habe ich massiven Ãrger bekommen, als ich mich weigerte, dieses bestimmte Kind in den Förderunterricht zu geben, um ihm die Schmach zu ersparen,
Weitere Kostenlose Bücher