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Was wir unseren Kindern in der Schule antun

Was wir unseren Kindern in der Schule antun

Titel: Was wir unseren Kindern in der Schule antun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sanbine Czerny
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Unterrichtsgeschehen erhalten. Leider stehen dem Lehrer kaum Maßnahmen zur Verfügung, Kinder und Eltern dazu zu bringen, ihre Aufgaben zuverlässiger zu erledigen. Er kann Gespräche führen, er kann Briefe schreiben, er kann Zusatzaufgaben geben, bei denen es wiederum ebenfalls keine Konsequenz gibt, wenn sie nicht erledigt werden. Er steht hier auf verlorenem Posten, denn selbst die härteren Sanktionen wie Verweis oder drei Tage Schulausschluss sind für manche Eltern und Kinder keine ernstzunehmenden Maßnahmen. Gelingt es allerdings einem Kind in der Klasse, auf diese Weise durchzusetzen, keine Hausaufgaben zu machen, seine Mitarbeit im Unterricht zu verweigern oder sein unsoziales Verhalten beizubehalten, überträgt sich das schnell auf viele weitere Kinder und die Arbeitshaltung der ganzen Klasse entwickelt sich negativ. Man muss dann vieles mehrfach durchnehmen, die Zeit dafür ist aber gar nicht vorhanden, die Erfolge bleiben aus, weitere Disziplinprobleme sind die Folge, von Freude am Lernen und am Miteinander kann dann oft gar nicht mehr gesprochen werden. Um das ein wenig zu entspannen, halten viele Lehrer nun schon eigene Stifte, Scheren und Kleber bereit, die sie den Kindern leihen können, haben Ersatzblätter und —bücher parat, kleben selbst kopierte Hefteinträge in die Hefte dieser Schüler, damit sie wenigstens nicht dafür belangt werden können, dass dieses Kind aufgrund fehlender
Einträge nicht für die Probe habe lernen können, und überlegen sich Belohnungssysteme für die Erfüllung der eigentlich selbstverständlichen Schülerpflichten — die Sticker, Süßigkeiten oder sonstigen Belohnungen zahlen sie vom privaten Geld.
    Mit ihrem Unterricht sehen sich manche Lehrer in Konkurrenz zum vielfältigen Angebot der Medien. Bei der Art Unterricht, die heute an den Schulen üblich ist, bleibt vieles für die Kinder per se uninteressant, langweilig oder auch einfach zu anstrengend. Kinder scheuen sich dann auch nicht durchaus lautstark zu äußern, dass sie darauf keine Lust haben oder dieses und jenes nicht machen werden. Insgesamt gesehen drücken sich Kinder und Jugendliche immer häufiger respektlos gegenüber Lehrern aus und verhalten sich provozierend. Gerade in höheren Klassen wird man dann auch schon mal unter dem Gelächter der ganzen Klasse als Schlampe oder Hure bezeichnet oder mit Gewalt bedroht.
    Der einzige Ausweg aus diesem Dilemma liegt in der persönlichen Beziehung zwischen den Kindern und dem Lehrer und in einem Unterricht, der Angebotscharakter hat und damit dem Schüler wieder die Verantwortung für sein Handeln überträgt. Nur so lässt es sich erreichen, dass Kinder freudvoll mitarbeiten, anderen und dem Lehrer respektvoll begegnen, ihren Teil zu einem gelungenen Miteinander beitragen und selbst für ihr Verhalten und ihr Benehmen Sorge tragen.
    Eltern: manchmal eine zusätzliche Front
    Nicht weniger anstrengend sind für Lehrer auch häufig die Eltern. Im Gegensatz zu Lehrern, die stets mit einer Großgruppe von Kindern zu tun haben und im Laufe ihrer Berufsjahre Erfahrungen mit Hunderten von Kindern sammeln konnten, richtet sich der Blick von Eltern verständlicherweise vor allem auf das eigene Kind. Was gegebenenfalls für das Miteinander in der Gemeinschaft und für den gelingenden Gesamtlernprozess wichtig wäre, wird von vielen Eltern jedoch übersehen. Zudem wird oft nicht bedacht, dass der Lehrer mit einer Vielzahl von Eltern zu tun hat, die unterschiedliche Bedürfnisse und Erwartungen haben und dementsprechend unterschiedliche Forderungen
an den Lehrer stellen. Als Lehrer kann man dem gar nicht mehr gerecht werden: Die einen wollen weniger Hausaufgaben, die anderen mehr, die einen wünschen einen Morgenkreis, die anderen nicht, die einen wollen jenes Arbeitsheft, die nächsten dieses. Und jeweils die Eltern, deren Wünsche nicht umgesetzt wurden, erklären den Lehrer dann für nicht gesprächsbereit oder unterstellen ihm, dass er etwas gegen ihr Kind hätte.
    Wenn ein Lehrer gut und in Ruhe arbeiten soll, benötigt er das Vertrauen und den Raum, um für die ihm anvertrauten Kinder die notwendigen Entscheidungen zu treffen, ohne beständig kritisiert zu werden. Meist wird dem Lehrer allerdings nur der Unmut oder die Kritik entgegengebracht. Nur sehr wenige Eltern finden den Weg ins Klassenzimmer, um sich dazu zu

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