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Was wir unseren Kindern in der Schule antun

Was wir unseren Kindern in der Schule antun

Titel: Was wir unseren Kindern in der Schule antun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sanbine Czerny
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äußern, was gut gelaufen ist — das wird häufig als selbstverständlich hingenommen. Und vor allem wenn Kinder schlechte Noten haben, machen Eltern gern den Lehrer und seine Methoden dafür verantwortlich. Wenn jedes Elternpaar auch nur ein Mal im Jahr Kritik äußert, sind das für den Lehrer dennoch neunundzwanzig Beanstandungen, mit denen er sich auseinandersetzen muss. Beanstandungen, bei denen er oft zwischen den Stühlen sitzt und wählen kann, von welcher Seite er nun Ärger bekommt. Gleichzeitig muss er aber weiterhin gute Laune haben, denn eine positive Atmosphäre ist die notwendigste Grundlage für gelingendes Lernen.
    Das Einzige, was hilft, ist, auch mit den Eltern durch Gespräche eine Beziehung aufzubauen, sodass diese merken, wie sehr einem ihr Kind am Herzen liegt. Doch dafür ist viel zu wenig Zeit vorgesehen. Will ein Lehrer gute Elternarbeit leisten, so muss er das im Prinzip in seiner Freizeit tun. Die wenigen Minuten, die dem Lehrer für jedes Elternhaus von offizieller Seite aus in einem Schuljahr zur Verfügung stehen, reichen gerade aus, um die wichtigsten Informationen und Fakten über Betragen und Leistung auszutauschen, nicht aber, um sich intensiver über das Kind zu unterhalten, sich gegenseitig in familiäre und schulische Begebenheiten einzufühlen, Gesamtzusammenhänge zu verdeutlichen, individuelle Lösungen zu finden und einen
engen Kontakt zu halten. Immer mehr Zeit kosten inzwischen auch die Gespräche mit Ämtern und Therapeuten, die in der Regel auch in der Freizeit des Lehrers stattfinden. Vorgesetzte verweisen ungeachtet der tatsächlich aufgewendeten Zeit gern darauf, dass all diese Aufgaben zur Dienstpflicht des Lehrers innerhalb seiner Arbeitszeit gehören und somit nie in der Freizeit des Lehrers stattfinden.
    Halbe Tage und dauernd Ferien — wie viel Lehrer tatsächlich arbeiten
    Ãœber die Arbeitszeiten von Lehrern herrscht ohnehin ein völlig falsches Bild: Man sieht sie mittags nach Hause kommen und zudem haben sie ja ebenso viele Ferien wie die Kinder. Dieser Eindruck täuscht gewaltig! Lehrer müssen weit mehr tun, als lediglich Unterrichtsstoff zu vermitteln. Genügte es früher noch, dass der Lehrer der Klasse die Inhalte vortrug oder mit den Kindern zusammen bearbeitete, besteht heutzutage der Anspruch, dass die Inhalte abwechslungsreich aufbereitet sind, um den verschiedenen Lernzugängen der Kinder gerecht zu werden. Anschauungsmaterialien, Arbeitsblätter sowie Materialien für Werkstattarbeiten und freies Arbeiten, den Wochenplan und dergleichen stellt der Lehrer zum großen Teil für alle Kinder in der Klasse selbst her — die Ausstattung mit Materialien lässt an vielen Schulen zu wünschen übrig. Den Zeitaufwand für die Unterrichtsvorbereitung unterschätzen die meisten Menschen. Wie viele Stunden dauert es beispielsweise, für alle achtundzwanzig Kinder jeweils ein Memory oder ein anderes Lernspiel zu basteln oder die Materialien für Schülerversuche einzukaufen und zusammenzustellen. Eine Unterrichtsstunde vorzubereiten kostet oft mehrere Stunden, selbst wenn man schon Berufserfahrung hat und auf einen gewissen Fundus zurückgreifen kann. Viele Lehrer bekommen Unterstützung von ihren Partnern oder den eigenen Kindern: Diese helfen beim Erstellen der Unterrichtsmaterialien, malen, schneiden, laminieren, weil es für den Lehrer allein kaum mehr zu schaffen ist.
    Immer komplexer werden die Vorbereitungen: Hat man im Musikunterrichtfrühereinfachgesungen,sogiltesheute,einmöglichst selbst erstelltes szenisches Stück einzuüben, den Kindern
verschiedene Werke und Komponisten nahezubringen und Rhythmus- sowie Harmonielehre zu vermitteln. Wurde früher im Kunstunterricht einfach gemalt, gehören heute Bildbetrachtungen, die Begegnung mit bekannten Künstlern und Malern sowie die Farbenlehre zu den Unterrichtsinhalten. Auch um sich hierfür einzuarbeiten, den Unterricht adäquat vorzubereiten — und nicht nur irgendein Arbeitsblatt für die Kinder bereitzuhalten —, Materialien zu erstellen und zu besorgen, opfert der Lehrer hauptsächlich seine Freizeit. Die Arbeitszeit, die er tatsächlich bezahlt bekommt, ist bereits gefüllt mit einer extrem hohen Unterrichtsverpflichtung, dem ganzen aufwendigen Schriftwesen, insbesondere der umfangreichen Dokumentation von Schülerbeobachtungen und täglich mehreren

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