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Was wir unseren Kindern in der Schule antun

Was wir unseren Kindern in der Schule antun

Titel: Was wir unseren Kindern in der Schule antun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sanbine Czerny
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Armmuskeln. Und wenn man weiß, dass es für die nächsten drei Tage keine Hütte zum Übernachten gibt, packt man genug Proviant und einen Schlafsack ein. Der gesamte Weg, ja die ganze Umgebung muss mir bekannt sein — gerade auch, um Kinder allein laufen lassen zu können, ohne dass sie in Gefahr geraten. Und um sie an die Stellen zu führen, die für ihre Entwicklung langfristig gesehen wertvoll sind, selbst wenn diese nicht auf dem kürzesten Weg liegen. Auch ist es fürs Lernen natürlich motivierend, schon früh den Gipfel oder das angestrebte Ziel zu erblicken und so zu sehen, dass man auf etwas Größeres, Höheres hingeführt wird. So wende ich immer viel Zeit darauf, mir die Inhalte unter diesen Aspekten anzueignen.

    Ich besuchte auch Kurse zu verschiedenen Lehrmethoden, die mir oft weitere Mosaiksteinchen für meine pädagogische Arbeit lieferten. In einer TZI-Fortbildung (Themenzentrierte Interaktion) wurde vermittelt, dass Störungen immer Vorrang haben. Mir wurde dadurch bewusst, dass der Mensch immer wichtiger als die Sache ist. Ich muss ihn wenigstens mit einem Blick oder einem Satz würdigen, wenn es nicht sogar erforderlich ist, mich ihm intensiver zuzuwenden. Bei Kindern ist das ganz besonders wichtig. Ihnen Aufmerksamkeit zu schenken, oft schon bevor sie diese einfordern, ermöglicht, sie auf dem Weg mitzunehmen. Wenn ein Kind, aus welchem Grund auch immer, weint, würde ich die Atmosphäre völlig vergiften, wenn ich einfach mit meinem Unterricht weitermachen würde. Wenn etwas nicht stimmt, muss ich mich darum kümmern.
    Ich nahm und nehme weiterhin an zahlreichen Fachveranstaltungen zu den einzelnen Lehrfächern teil, insbesondere auch an verschiedenen Musikkursen. Es gibt diverse Untersuchungen, die belegen, dass das aktive Singen und Musizieren das Gehirn anregt, verschaltet und trainiert wie fast nichts anderes. Die Angstzentren im Gehirn werden durch Musik ab-, die Zentren für Belohnung angeschaltet. Wachheit, Aufmerksamkeit und Freude sind die Folge. Mit meinen Kindern singe und musiziere ich auf Instrumenten täglich zwanzig bis dreißig Minuten, meist gleich zu Beginn des Tages, aber auch immer mal wieder zwischendurch. Von Anfang an singen wir Kanons oder musizieren mehrstimmig, oder wir hören einfach Musik und bewegen uns dazu. Für mich fühlt sich das so an, als würde ich die Kinder damit sozusagen aufschließen, und erst danach sind sie wirklich offen und zugänglich für alles andere. Solange es Kindern gut geht, lernen sie leicht und verstehen Zusammenhänge oft mühelos. Daher ist eines meiner ersten Ziele, dass wir uns alle miteinander wohlfühlen, fröhlich sind und gemeinsam lachen.
    Aus Interesse daran habe ich auch viel über die verschiedenen reformpädagogischen Ansätze, Montessori, Freinet, Jenaplan, Rebecca Wild, Summerhill, Dewey und viele andere gelesen. Ich wollte erfahren, wie andere denken, was ihnen
wichtig ist. Am meisten beeindruckte mich dabei, welche Haltung gegenüber den Kindern, welcher Respekt und welche Achtung vor ihrer Person, ihren unbekannten Aufgaben und Zielen im Leben und ihrer Individualität in dieser Literatur immer wieder zu spüren ist.
    Was ich aus der Waldorfpädagogik mitnahm
    Einen entscheidenden Einfluss hatte auch die Zusatzausbildung zur Waldorflehrerin auf mich, die ich recht bald nach meinem Studium begann, obwohl es nicht mein eigentliches Ziel war und ist, Lehrerin an einer Waldorfschule zu werden. Zu ideologisch schien es mir, zu „ver-steinert“. Erstaunlich fand ich dennoch, welch gereifte Persönlichkeiten oft aus diesen Schulen kamen - irgendetwas lief dort wohl anders als in normalen Regelschulen. Ein Mensch, der sich als Persönlichkeit sozusagen selbst „be-griffen“, sich aufgestellt hat, zeigt meist auch keine Schwierigkeiten beim Lernen. Und wenn doch, weiß er sich besser zu helfen. Er weiß, dass und wie es zu ändern oder damit umzugehen ist. Auch im Umgang mit anderen Menschen scheinen mir Waldorfschüler generell bewusster. Diese Kinder haben alle so etwas wie eine Selbstkompetenz, was man von vielen Kindern in der Regelschule nicht unbedingt behaupten kann. Allein an der Herkunft der Kinder kann das nicht liegen, da die Waldorfschulen sehr darauf achten, Kinder aus allen sozialen Schichten aufzunehmen, um das wertvolle bunte Miteinander zu gewährleisten. So nahm ich mir einige

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