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Was wir unseren Kindern in der Schule antun

Was wir unseren Kindern in der Schule antun

Titel: Was wir unseren Kindern in der Schule antun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sanbine Czerny
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Ich selbst hatte Biologie in der zehnten Klasse abgewählt, bis dahin zwar viel über Einzeller, aber wenig über den Menschen erfahren, und stieß schnell an meine Wissensgrenzen.
    War die Heilpraktikerausbildung für mich auch viel zu theoretisch, bekam ich doch zumindest einige anregende Ideen, als ich anschließend verschiedene Alternativheilmethoden kennenlernte. In der Schule war und ist für mich jede Heilbehandlung tabu, ich bin Lehrerin und keine Heilerin. Aber das Wissen, das vielen alternativen Lehr- und Heilmethoden zugrunde liegt, und das Menschenbild können sehr hilfreich sein. Eine zentrale Aussage bestätigt sich immer wieder: Es gibt kein
Mittel für alles, es gibt nur die individuelle Zuwendung. Im Prinzip wäre das in der Schule genauso. Wir versuchen durch verschiedene Schulen so vielen Kindern wie möglich gerecht zu werden, selektieren, teilen sie auf und merken nicht, dass genau das aufgrund tief greifender Nebenwirkungen den Erfolg verhindert. Vielfalt und Unterschiedlichkeit sind wertvoll, sie sind eine Bereicherung für jeden von uns. Es ist gewissermaßen die Vielfältigkeit, die uns Menschen ausmacht. Hilfe für den Einzelnen gibt es ausschließlich, indem man sich individuell um den Menschen kümmert und immer wieder situativ individuelle Lösungen im Rahmen der Gemeinschaft findet.
    Ich besuchte alle meine heilkundlichen Fortbildungen unter dem Gesichtspunkt, daraus etwas mitzunehmen, das mir hilfreich für meine Kinder ist. Wie könnten sie als junge Persönlichkeiten noch erfolgreicher lernen? Welches Wissen hilft mir als Lehrerin dafür weiter?
    Besonders beeindruckend fand ich in diesem Zusammenhang einige Kinesiologieseminare. Eine entfernte Bekannte von mir, die seit ihrer Kindheit nicht flüssig lesen konnte, wurde im Rahmen des Ausbildungsseminars, an dem wir beide teilnahmen, mit kinesiologischen Methoden behandelt. Wir waren alle sehr erstaunt, am meisten sie selbst, als sie danach problemlos flüssig lesen konnte. Scheinbar hatte sie beim Anblick des Buchstaben „E” aufgrund einer Kopplung mit einem negativen Erlebnis eine Blockade entwickelt, die nun aufgelöst werden konnte. In einem anderen Seminar wurde einem Jungen, der eine Leserechtschreibschwäche diagnostiziert bekommen hatte und entsprechend stockend las, eine Farbbrille, also eine Brille mit beispielsweise grünen oder gelben Gläsern, aufgesetzt. Er las flüssig. Nahm er sie wieder ab, las er erneut stockend. Doch nachdem er einige Wochen mit der Farbbrille gelesen hatte, war seine Lesefähigkeit nicht nur stark verbessert, sondern insgesamt stabilisiert. Ich konnte zahlreiche ähnliche Vorgänge während meiner Ausbildung beobachten und auch an mir selbst erleben.
    Mit der Zeit lernte ich die Wirkungsweise und die Grundlagen der Kinesiologie, einem Körperfeedbackverfahren, genauer
kennen und konnte nachvollziehen, wie es zu solchen für mich zunächst außergewöhnlichen, ja fast unglaublichen Resultaten kam. Auch im systemischen Arbeiten, bei dem es darum geht, wie sich das Verhalten, das „Sein” eines Menschen je nach seiner Rolle innerhalb einer Gruppe verändert, zeigten sich ähnliche Vorgänge. Sehr deutlich wurde, welche Auswirkungen familiäre Bedingungen und Geschehnisse in der Vergangenheit auf das gegenwärtige Lernen eines Menschen haben. Danach scheint es beispielsweise für manche Kinder aus Arbeiterfamilien unbewusst so etwas wie ein Verrat an ihrer Herkunft zu sein, wenn sie erfolgreich die Schule durchlaufen und gar studieren würden, sodass sich ganz ohne ihr Zutun und Wissen aufgrund dieser inneren Haltung Lernschwierigkeiten manifestieren.
    Beide Verfahren, Kinesiologie und systemische Arbeit, sind noch umstritten, wahrscheinlich, weil sie noch wenig bekannt sind und teilweise unheimlich anmuten. Für mich aber ist entscheidend, dass mit beiden Methoden etwas verändert werden kann, das anfangs als begrenzt, unabänderlich und einfach gegeben angesehen worden war. Es war lösbar: Die Lösung musste nur anderswo gesucht werden, als man es bisher getan hatte. Vom Zeitpunkt dieser Erkenntnis an konnte ich ein Kind, das Schwierigkeiten mit etwas hatte, nicht mehr einfach als schwach begabt, unfähig oder nicht intelligent genug sehen. Stattdessen stellte ich mir nun die Fragen: Was steht diesem Kind im Weg? Was verhindert, dass es verstehen, dass es lernen, dass es

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