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Wasdunkelbleibt

Wasdunkelbleibt

Titel: Wasdunkelbleibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Kunst. Das muss man lernen, dazu muss man ein bisschen Hirn haben«, beruhigte ich Claude-Yves. »Sobald du in einer Rezension zwei Kommafehler findest, solltest du sie wegschmeißen. Einer, der nicht mal die Interpunktion beherrscht, hat kein Recht, mit seinen dreckigen Schuhen durch meine Texte zu laufen.«
    »Hm«, machte mein Meisterkoch. »Wo bist du überhaupt?«
    »Ich bin in München«, dehnte ich die Wahrheit. »Nero hatte einen Herzanfall. Er liegt im Herzzentrum.«
    »Ach du Schande!«
    »Ja, schöner Mist.«
    »Entschuldige, Kea, ich wollte dich nicht … ich meine, in so einer Situation … und da behellige ich dich mit diesem Schwachsinn von Kritiken.«
    »Schon in Ordnung.« Ich zuckte zusammen. Die Katze schlich um meine Beine. Wie kam die jetzt hierher? Die Tür zum Wintergarten war geschlossen.
    »Was kann ich für dich tun?«
    »Nichts, Claude. Ich bleibe wahrscheinlich eine Weile in München. Oder warte … doch: Wenn du dich um Waterloo und Austerlitz kümmern könntest? Sie sollten abends in den Stall eingesperrt werden und morgens muss jemand sie rauslassen …«
    »Klar, wird erledigt.«
    »Wie läuft’s mit Lydia?«
    »Alles im Lot.«
    Wir legten auf. Ich ging zurück in den Wintergarten. Die Katze folgte mir.
    »Servus, Kea!«, sagte Cyn lässig. Sie ging mir unglaublich auf den Geist. Dass sie meine Daten abgraste, tat mir fast körperlich weh. Außerdem knurrte mein Magen. Es war spät.
    »Bist du irgendwann mal über ein ungeschütztes Netzwerk ins Internet? Irgendein W-LAN draußen in der Prärie?«
    Ich dachte nach. Mein eigenes war geschützt. »Oje«, fiel mir ein. »Im Méditerranée.«
    »Du hast einen Trojaner auf deiner Platte. Eine richtige Mieze.«
    Mir wurde heiß. »Ich aktualisiere mein Virenprogramm jeden Tag!«
    »Schnucki, Antivirenprodukte suchen nach Remote-Access-Software, wie der Untergrund sie benutzt. Sie suchen nicht nach Software, die von kommerziellen Softwareunternehmen kommt. Man geht davon aus, dass die legal sind und keinen Schaden anrichten werden. Was meiner Ansicht nach Quatsch ist.«
    »Ich heiße Kea. Lass den Schnucki-Blödsinn und erklär mir, was Sache ist!« Aus den Augenwinkeln sah ich Juliane grinsen.
    »Jemand hat dir ein legitimes Tool auf den Rechner geschleust.« Cyns Ton wurde weicher. »Es ist zur Benutzung von Systemadministratoren gedacht und bleibt unter dem Radar sämtlicher herkömmlicher Anti-Viren-Programme. Allerdings ist es leicht modifiziert. Dieser Jemand kann nun durchchecken, welche aktiven Netzwerkverbindungen du laufen hast und was du im Cyberuniversum so unternimmst.«
    »Schöne neue Welt«, ließ Juliane sich vernehmen.
    »Aber es kommt noch besser.« Cyn rührte in ihrem kurzen Haar. »Wisst ihr, was Netzwerkadministratoren machen? Ziemlich häufig sogar und ganz legal? In einem Firmenverband loggen sie sich auf den Rechner eines Angestellten ein und können genau sehen, was dort auf dem Bildschirm vor sich geht. Sie kriegen alles mit, was gemacht und eingetippt wird. In Unternehmen tun sie das, wenn Fehlermeldungen kommen und irgendwelche Steuerungsprobleme an den PCs entstehen.«
    »Verstehe«, sagte ich lahm. Am liebsten hätte ich meinen Rechner raus in die Einöde geworfen, auf das matschige Feld am Rand von Ketterschwang im Ostallgäu. »Mir guckt jemand über die Schulter. Und das wahrscheinlich seit längerem.«
    »Jap. Wenn ihr mir Zeit gebt, finde ich raus, wer da zugange ist. Vielleicht kriegen wir den Knaben sogar dazu, sich jetzt an deinem Bildschirm zu betätigen. Sollen wir?«
    Ich sah auf die Uhr. Mein Magen rumorte. Ich wollte wissen, wie es Nero ging. Schwärze legte sich auf mich. Mein Liebhaber lag mit einem Herzinfarkt im Krankenhaus und ich hing hier auf einer skurrilen Landpartie ab.
    »Geht in die Küche«, forderte Cyn uns auf. »Im Kühlschrank ist allerlei. Sucht euch was zu essen. Solche Beschatter«, sie deutete auf meinen Rechner, »kriechen gern zu Uhrzeiten aus ihren Löchern, an denen normalerweise keiner mehr am PC arbeitet. Je später wir ihn anlocken, umso besser.«
     
     

29
    Peter Jassmund verließ das Herzzentrum. Er befand sich in einem Stadium der Erschütterung, das es ihm fast unmöglich machte, zu atmen. Wenn er Nero nur hätte mitteilen können, dass Bastian nicht ermordet worden war! Womit die Angelegenheit kriminalistisch gesehen nicht unbedingt einfacher wurde. Soviel war klar: Der Todesfall in der letzten Nacht war Nero an die Nieren gegangen. Dann der Stress mit seinem

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