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Wasdunkelbleibt

Wasdunkelbleibt

Titel: Wasdunkelbleibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Geldspuren zu verwischen ist extrem schwierig. Du musst den Zaster von einem Konto runternehmen und auf ein anderes Konto einzahlen. Irgendwo leuchtet das Geld auf wie Neonreklame. Deshalb sind Bargeldübergaben immer noch üblich.«
    »Wer hat Bastian wofür angeheuert?«, setzte Juliane nach.
    »Zwei Möglichkeiten: Ein ›Böser‹, der Bastian für einen Angriff auf einen ›Guten‹ bezahlen wollte. Oder umgekehrt.«
    Ich brauchte einen Augenblick, bis ich diese Aussage verdaut hatte. »Du meinst …«
    »Die Polizei hat mehr als einmal einen Beamten ausgeschickt, der sich als Terrorist ausgab, um zu checken, wie weit ein junger Hacker gehen wird.«
    »Aber …«, begann ich.
    »Wenn den Bullen die Sache so wichtig ist, dass sie eine verdeckte Operation daraus machen, zahlen sie auch. Cash.« Cyn nickte bestätigend.
    Mein Herz pochte in einem aberwitzigen Tempo. Ich trank meinen Kaffee aus. Er war kalt geworden.
     
     

28
    »Ich habe mir ein hübsches kleines Programm geschrieben«, verkündete Cyn, als sie meinen Laptop aufklappte und anschaltete. »Damit flaniere ich fröhlich über die Straßen, die ein anderer im Netz gegangen ist. Ich treibe jeden auf, dem er dabei über den Weg lief. Kein Furz bleibt ungehört.«
    »Und das machst du jetzt an meinem Rechner?« Ein widerliches Gefühl.
    »Genau. Wie checken einfach, ob jemand deine Maschine infiltriert hat. Hacker machen das, um herauszufinden, was ein anderer den lieben langen Tag so treibt. Schnuckelig, du hast ein Passwort vorgeschaltet. Verrätst du es mir oder soll ich es allein rausfinden?«
    »Der Einfachheit halber: Kantine«, sagte ich.
    »Kantine. Hm. Keine wirklich saubere Lösung. Mit dem passenden Programm hast du echte Wörter in Sekundenschnelle gehackt. Such dir demnächst was Schräges aus: Eine Kombination aus Ziffern und Buchstaben. Keine echten Wörter, die in irgendeinem Thesaurus drin sein könnten.«
    Bums, da hatte ich den Salat. Wochenlang hatte ich mich nicht daran gewöhnen können, dass ich beim Einschalten meines Computers ein Passwort eingeben musste.
    »Das kann ich mir nie merken.«
    »Nimm dein Lieblingszitat, verwende die Anfangsbuchstaben und streue dein Geburtsdatum rückwärts rein, irgend so was. Damit kannst du dir Passwörter merken, die an die 50 Zeichen und länger sind.«
    Mein Handy klingelte. Ich ließ Cyn machen und verließ den warmen Wintergarten. In dem Zimmer, durch das wir gekommen waren, nahm ich ab. »Hallo?«
    »Ich bin’s. Claude. Mensch, Kea! So eine Scheiße!«
    »Was?«
    »Ich habe die ersten Kritiken zu ›Kochen mit Claude‹ gesichtet.«
    Herrje, dafür hatte ich jetzt nicht den geringsten Nerv übrig. »Die Rezensenten fallen dir nicht gerade um den Hals, oder?«
    »Woher weißt du …?«
    »Deine Stimme verrät dich.« Ich setzte mich auf einen einsam herumstehenden Stuhl.
    »Hier schreibt einer«, ich hörte, wie er mit Papier raschelte, »das Werk sei eilig zusammengeschustert, ihm fehle die Spritzigkeit, die es suggeriere.«
    »Kritzelt der Ohlkirchenkurier, schätze ich.«
    »Kannst du hellsehen?«
    »Claude, weißt du, ich habe nicht angenommen, dass wir aus dem Stand eine Rezension in der Süddeutschen kriegen.«
    »Pah!« Er atmete tief durch. »Oder das hier: Eine der üblichen Biografien mit Rezepteinsprengseln, obwohl dieses von einem Ausländer handelt.«
    Ich lachte auf. »Das schreibt die Tante aus der Lokalredaktion im Pfaffener Wochenblatt. Mach dir nichts draus. Eine frustrierte Schnepfe, die endlich mal richtige Literatur rezensieren will. Ich kenne sie: Sie hat Literaturwissenschaften studiert und fühlt sich verkannt.«
    »Aber es ist völlig unlogisch ausgedrückt! Was macht es für einen Unterschied, ob ein Bayer oder ein Ausländer ein Buch schreibt.«
    Ich stöhnte.
    »Wie findest du das? Kulinarisch nicht neu, stilistisch lieblos, biografisch unerheblich.«
    »Wo steht das?«
    »In einem Blog: Der fliegende Kupferkessel oder Kräuterkübel oder so.«
    »Vergiss es. Im Internet kann jede Kanaille eine Kritik zu irgendwas schreiben. Das sagt überhaupt nichts aus! Wahrscheinlich ist der Text voller Rechtschreibfehler.«
    »Du willst mich nur trösten.«
    »Will ich nicht. Ist so. Sei mutig und trenne die Spreu vom Weizen.« Ich seufzte, stand auf und tastete nach einem Lichtschalter. Nach dem warmen Kaminfeuer nebenan drückte mir die Dunkelheit aufs Gemüt. Es klickte, aber das Zimmer blieb finster. Dann eben nicht. »Kritiken zu schreiben ist eine Technik und eine

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