Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wasser-Speier

Wasser-Speier

Titel: Wasser-Speier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
mal einen Augenblick beiseite«, unterbrach er sie. »Ihr helft uns zwar dabei, die ferne Vergangenheit zum Leben zu erwecken, aber was ist mit der Gegenwart?«
    »Wir sind Animationen des uns umgebenden Wahnsinns«, erw i derte sie. »Wir sind hier, um euch zu helfen…«
    »Das hast du schon einmal gesagt. Aber ich bezweifle, daß der Wahnsinn sich selbst belebt, nur um irgendwelche Eindringlinge zu erfreuen. Es muß irgendeine Person geben, die euch belebt, die eure Bilder und Reaktionen lenkt. Wer ist diese Person?«
    »Eine andere Person?« fragte sie, und es hörte sich verwirrt an.
    »Du bist eine Illusion. Du besitzt kein eigenes Wesen. Du bist lediglich ein Abbild, eine Stimme und ein paar Hände, die zu me i nem Nutzen projiziert werden. Aber wer projiziert dich?«
    »Das kann ich genausowenig beantworten, wie du sagen kannst, wer dich projiziert. Ich kenne meinen Schöpfer ebensowenig wie du den deinen.«
    Gar dachte darüber nach und mußte einräumen, daß sie recht hatte. Wer unter den Lebenden konnte schon den wahren U r sprung seines eigenen Lebens erkennen? Und obwohl ihre An t wort ihn nicht befriedigte, wurde ihm klar, daß sie damit einen Fluchtpunkt gefunden hatte, wo sie vor seiner Neugier in Siche r heit war.
    »Wir haben viel über den Ursprung und den Zweck der alten Steinstadt Scharnier erfahren«, sagte er schließlich. »Aber das hat uns der Erfüllung unserer Mission nicht nähergebracht.«
    »Aber sicher hat es das«, widersprach sie, während sie seine Be i ne bearbeitete. Das konnte sie wirklich gut! »Ihr habt eine Menge verstehen gelernt. Wenn ihr es erst einmal alles erfaßt habt, werdet ihr auch die Antwort auf eure Queste erkennen.«
    »Vielleicht«, meinte er, ohne jedoch ganz zufrieden zu sein. Ill u sionen, die seinen Fragen auswichen, behagten ihm einfach nicht. Doch ihre Hände wirkten so beruhigend, daß er schon bald ei n schlief.
     
    Einige Tage später zog wieder ein Gewitter auf. Sie waren vorb e reitet. Zu fünft eilten sie hinaus, während die Stadt zu ihrem Schutz wieder eingeklappt wurde, und begaben sich in den Schut z kreis, wo sie gleich die verrückte Insel aufsuchen wollten. Gary hatte schon früher einmal hingewollt, doch jedesmal, wenn er g e glaubt hatte, die Gelegenheit zu haben, sich fortzustehlen, war zufällig eine der Illusionen vorbeigekommen. Da er seine wahre Natur nicht preisgeben wollte, durfte er sich auch nicht vor ihren Augen dorthin begeben. Das war ziemlich frustrierend . Doch jetzt gab es ja einen plausiblen Grund, der es ihm ermöglichte, Gayle Wasserspeier wiederzusehen.
    Das Gewitter war sehr heftig. Die Gefährten schafften es gerade noch in den Schutzkreis, als die Gebäude auch schon steinerne Tentakel ausfuhren und versuchten, wie die Gewirrbäume nach ihnen zu greifen. Die Oger hatten alle Händevoll zu tun, die G e bäude rechtzeitig zusammenzuklappen.
    Selbst der Schutzkreis war stark aufgeladen. Alle spürten, wie der Wahnsinn sie belagerte. Das war ja wirklich ein furchtbar heftiges Gewitter! Wie würde es wohl erst auf der Insel werden?
    »Wir müssen uns ganz fest an den Händen fassen«, entschied Menti grimmig. »Solange wir einander unterstützen, können wir den geballten Wahnsinn überstehen. Aber wenn nur ein einziger losläßt, sind wir verloren.«
    Die anderen nickten, denn sie wußten ja selbst, daß es stimmte. Also faßten sie sich an den Händen und bildeten einen Kreis. Gar stand neben Menti und Iri; dann folgten Hiat und Übi. Der u n greifbaren Druck ließ sofort nach. Es war beinahe so, als wären sie selbst versteinert und als hätten sie sich ihren eigenen geschützten Raum erschaffen. Zwar hämmerte der Wahnsinn auf ihre Rücken ein, doch ihre Mienen blieben gelassen.
    So erreichten sie den Teich. »Wir können aber nicht schwimmen, wenn wir uns an den Händen halten«, meinte Gar.
    »Das brauchen wir auch gar nicht«, antwortete Menti. »Übi, jetzt ist die Zeit für diesen Fleckenzauber gekommen, über den wir schon gesprochen haben.«
    »Ja«, erwiderte das Kind. Das Mädchen schien weder zu Stre i chen aufgelegt zu sein, noch wirkte es irgendwie kindisch; sie war vom selben tödlichen Ernst erfaßt wie die Erwachsenen. Sie drehte den Kopf und blickte mit schielenden Augen auf den Teich. »Schon erledigt.«
    »Hier entlang«, befahl Iri und trat auf das Wasser. Die anderen folgten.
    Das Wasser war fest, wie eine nachgiebige Matte. Immer noch ihren Kreis aufrechterhaltend, schritten sie zur Insel

Weitere Kostenlose Bücher