Wassergeld
gefunden!«
»Das haben sie zumindest gesagt. Vielleicht ist es ganz anders und diese Kerle sind unsere Erpresser. Während wir hier sitzen, bergen sie das vermeintliche Geld.«
»Das dürfte nicht so einfach werden, Reiner«, meinte Jutta. »Die Stelle wird nach wie vor permanent überwacht. Aber grundsätzlich muss ich dir recht geben, wir werden uns diesen Drexler und das Unternehmen ganz genau ansehen. Ich werde das gleich veranlassen.«
KPD strahlte und blätterte dabei in seinem Terminkalender. »Ich wusste, dass meine Idee, ein Brainstorming abzuhalten, zum Erfolg führen würde. Sie können sich auf ein gediegenes Abendessen in meiner Begleitung freuen, Herr Palzki. Selbstverständlich dürfen Sie Ihre Frau Gemahlin mitbringen. Sie sind doch verheiratet, oder?« Er wandte sich an Jutta, ohne eine Antwort abzuwarten. »Ich habe noch ein paar wichtige Telefonate zu führen. Danach würde ich mit Ihnen gerne den Termin und die Texte für die Pressekonferenz abstimmen. Sind Sie noch eine Weile im Haus?«
Gerhard und ich gingen mit Jutta in ihr Büro.
»Was ist eigentlich der Stand der Dinge in Altrip?«, fragte ich Jutta.
»Die meisten Katastrophendienste ziehen bis morgen ab. Das Gebiet bleibt vorläufig gesperrt. Eine Handvoll Spinner hat heute Morgen versucht, mit einem Ruderboot ein paar Habseligkeiten zu retten. Das Problem ist, dass sie auch Plünderer sein könnten. Deswegen wird vor Ort rigoros durchgegriffen. Der Sachschaden dürfte insgesamt mehrere Millionen Euro betragen. Viele der Campingwagen sind zwar versichert, aber nicht alle. Stell dir mal vor: Für fast 800 Personen müssen Notunterkünfte gesucht werden. Die haben tatsächlich auf dem Campingplatz dauerhaft gewohnt. Natürlich ohne gemeldeten Hauptwohnsitz, was dort ja gar nicht zulässig wäre.«
Ich dachte an Doktor Metzger und konnte mir das gut vorstellen.
Jutta öffnete ihr Fenster und augenblicklich blies uns ein kalter Luftzug entgegen.
»Bereits morgen, früher als geplant, werden die ersten Reparaturversuche am Deich unternommen. Das Gelände hat inzwischen den gleichen Wasserstand wie der Rhein erreicht. Dummerweise steigt das Hochwasser weiter. Demnächst wird der Hochwasserpegel 2 erwartet, dann wird die Schifffahrt auf dem Rhein eingestellt.«
Ich schloss meine Jacke, dabei bemerkte ich Strommeiers Liste. Jutta verstand meinen Wink mit dem Zaunpfahl und schloss das Fenster.
»Kollege Strommeier von der Wasserschutzpolizei hat mir dieses Papier mit den vielen Frauennamen mitgegeben.« Ich überreichte es meiner verwirrt dreinschauenden Kollegin.
»Ach, das meinst du. Das mit der Schiffsliste war eine Idee von mir, die KPD sofort als die Seinige ausgegeben hat.«
»Und was sollen wir mit den Namen?«
»Für die Akten!«, antwortete sie schlagfertig. Sie schaute auf die Uhr. »Es ist kurz nach zwölf. Ich denke, ihr könnt Feierabend machen, eure Frauen werden froh darüber sein. Wenn ich mein Date mit KPD hinter mich gebracht habe, mache ich es euch nach. Vorher organisiere ich ein paar Kollegen, die das Drexler-Unternehmen observieren. Vielleicht wissen wir bis morgen mehr.«
Nachdem ich mich von Gerhard und Jutta verabschiedet hatte, stand ich wenige Minuten später vor meinem Haus. Der Zeitpunkt war denkbar ungünstig. Meine Nachbarin, die ewig tratschende Frau Ackermann, hatte mich erspäht. Ihr Mitteilungsbedürfnis war durch nichts auf dieser Welt zu bremsen.
»Guten Tag, Herr Palzki. Nett, Sie mal wieder zu sehen. Seit ich mich noch mehr um meinen Mann kümmern muss, komme ich nicht mehr so oft vors Haus. Mein Mann hat sich jetzt so einen dieser neumodischen Kopfhörer gekauft, mit dem man über Funk den Ton des Fernsehers hören kann. Da liegt er den ganzen Tag auf der Couch und guckt in die Glotze und merkt es nicht, wenn ich mit ihm rede. Und dann kann er sich natürlich an nichts mehr erinnern. Es ist immer das Gleiche mit diesen Männern. Erst heiratet man sie, damit man finanziell abgesichert ist und bald danach lassen sie sich frühverrenten und hocken daheim den ganzen Tag im Weg herum. Oh Gott, als Hausfrau hat man schon ein schweres Los, Herr Palzki. Zu allem Überdruss tut mir seit ein paar Tagen auch noch der Unterkiefer weh, ich habe keine Ahnung, was das sein könnte.«
»Ich kenne einen guten Arzt, der macht auf Wunsch Hausbesuche und ist überhaupt nicht teuer.« Ich glühte innerlich vor Sarkasmus. Es wird mir ein Vergnügen sein, die Werbeprämie von Doktor Metzger zu kassieren. Selbst wenn
Weitere Kostenlose Bücher