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Wassergeld

Wassergeld

Titel: Wassergeld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Gespräch. »Weitere Informationen habe ich im Moment nicht vorliegen. Die Rechercheaufgaben leite ich an Jürgen weiter, ich selbst werde unserem geliebten Chef etwas zu essen organisieren, doch zunächst muss ich noch etwas Wichtigeres tun.«
    Sie ging zum Fenster und riss es auf.
    Ich tat so, als würde ich die Anspielung nicht verstehen. Jutta gab mir zum Abschied die Adressen und meinte ironisch: »Soll leicht zu finden sein, habe ich mir von Kollegen sagen lassen.«
    Gerhard wartete bereits vor meinem Wagen. »Wo ist eigentlich deiner?«, fragte ich ihn, da er normalerweise immer neben meinem parkte.
    »Den habe ich Katharina geliehen«, meinte er recht einsilbig.
    »Du hast was? Du kannst doch nicht einfach deinen Dienstwagen verleihen! Wenn das KPD mitbekommt, gibt’s Ärger.«
    »Der braucht ja nicht alles zu wissen. Katharina will heute Weihnachtseinkäufe machen und da hat sie auf das Auto bestanden. Sie selbst hat keins.«
    »Ach so, das erklärt natürlich alles. Steig ein, du Kraftfahrzeugverleiher.«
    Die Fahrt über die A 61, A 650 und die B 37 verging wie im Fluge. Gerhard schwieg, ich schwieg. Kurz vor Bad Dürkheim zog ich Juttas Zettel aus der Tasche und las ›Hammelstalstraße‹. Das hörte sich nicht nach Durchgangsstraße an. Da ich einer der letzten Autofahrer ohne Navi war, fuhr ich einfach in Richtung Stadtmitte. Möglicherweise sollte ich bei Gelegenheit KPD darauf aufmerksam machen, dass ich noch mit Steinzeithilfsmitteln Auto fuhr. Mein in Ehren gehaltener ADAC-Atlas von 1981 lag seit Pkw-Generationen zerfleddert im Kofferraum. Ich hielt an. Gerhard schaute misstrauisch zu mir rüber.
    »Sind wir schon da? Ich sehe bloß eine Bäckerei.«
    »Mach schon. Geh rein und frag nach der ›Hammelstalstraße‹.«
    »Wie bitte? Nur weil du kein Navi hast, soll ich mich blamieren? Mensch, Reiner, die Dinger gibt’s bereits ab 100 Euro. Da kannst du dir sogar eine passende Stimme wählen. Gerade neulich habe ich gelesen, dass es auch eine Variante für Masochisten gibt. Aus dem Lautsprecher kommt dann ein Peitschenknall und der Befehl ›Rechts, du Sau!‹ Kriegt man aber erst ab 18.«
    Ich stellte den Motor ab und ging selbst in die Bäckerei. Niemand machte sich über mich lustig, jedenfalls in der Zeit, als ich im Laden war. Die Bäckereifachverkäuferin erklärte mir den Weg und zwei besserwisserische ältere Männer halfen ihr dabei nach Kräften. Die einzige verwertbare Information dieser Teamarbeit war, dass es irgendwann hoch ginge. Ich fuhr etwa einen Kilometer weiter, bis ich bemerkte, dass es mehrere Möglichkeiten gab, in Bad Dürkheim hochzufahren. Während ich wieder anhielt, ließ Gerhard seine Scheibe herab und pfiff nach einem jungen Kerl, Typ ›langhaariger Bombenleger‹.
    »He, wo geht’s hier zur Hammelstalstraße?«
    Der Halbstarke zeigte mit dem Daumen nach rechts und ging weiter, ohne auch nur ein Wort zu verlieren.
    »Na also, geht doch«, war Gerhards Kommentar. Ich bog rechts ab und folgte der Straße einen knappen Kilometer. Langsam zweifelte ich, ob wir den richtigen Weg gezeigt bekommen hatten, da fuchtelte Gerhard mit seiner Hand. »Da vorne ist das Straßenschild, wir haben’s geschafft.«
    Kurz darauf standen wir vor dem Haus von Alexander von Welchingen. Das Domizil war nur sehr schwer einem gewöhnlichen Steuermann zuzuordnen. Es handelte sich um eine Jugendstilvilla, die am hinteren Ende eines fußballfeldgroßen Terrains stand. Allein für die Gartenanlage würde man mehrere Gärtner beschäftigen müssen. Doch diese Zeiten schienen vorbei zu sein. Der Garten war verwildert, riesige Brombeerbüsche machten sich breit. Auch die Fassade der Villa begann zu bröckeln. Der Asphalt der breiten Zufahrt war mit Schlaglöchern übersät. Wir konnten auf dem Gelände weder eine Menschenseele noch ein parkendes Auto ausmachen.
    »Das sieht ziemlich verlassen aus«, äußerte mein Kollege. »Bist du dir sicher, dass wir an der richtigen Adresse sind?«
    Wir stiegen aus und gingen eine repräsentative Steintreppe hoch zum Eingang. Ein kleines Türschild mit dem Schriftzug ›von Welchingen‹ zeigte uns, dass Juttas Angaben stimmten. Ein Türklopfer ersetzte die in heutigen Tagen übliche Türklingel. Den dumpfen Knall des Eisenrings hörte man sicherlich im ganzen Gebäude. Auch nach mehrfachem Betätigen des Klopfers gab es keinerlei Anzeichen auf anwesende Bewohner. Gerhard schlug vor, um das Haus herumzulaufen, was ich mangels Alternative guthieß. Während wir

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