Wassergeld
alle Grundstücke rund um Altrip fallen zurzeit ins Bodenlose. In diesem Zusammenhang ist mir aufgefallen, dass es eine Person gibt, die mit ziemlicher Hartnäckigkeit alles aufkauft, was ihr angeboten wird. Bis zu zehn Notartermine pro Woche konnte ich nachvollziehen. Ich vermute, dass dieser Hieronymus Windler in den kommenden Wochen noch mehr Angebote erhält.«
Ich sprang auf. »Sagten Sie Hieronymus Windler? Das ist der Liebhaber von Johanna Kocinsky.«
Während Jutta und Gerhard Bauklötze staunten, ließ Becker diese Erkenntnis kalt.
»Ich weiß, Herr Palzki. Er hat nämlich einen Fehler gemacht. Ich habe mich in einem Internetportal als potenzieller Verkäufer geoutet und kurz darauf hat er sich mit Namen und Telefonnummer gemeldet. Dummerweise war es die gleiche Nummer wie Johanna Kocinskys Immobilienunternehmen.«
»Donnerwetter«, entfuhr es Gerhard. »Die beiden wollen anscheinend die ganze Gegend aufkaufen. Was wollen die damit bezwecken?«
»Das ist doch ganz einfach, Herr Steinbeißer. Grundstückspekulationen, was soll denn sonst dahinterstecken? In ein paar Jahren, wenn der Polder fertig ist, kräht kein Hahn mehr danach. Man muss nämlich wissen, dass der Polder nur für den Notfall gebaut wird. Vielleicht wird er nie geflutet oder erst in 50 Jahren oder so.«
Ich verstand. »Das heißt, die beiden haben dann nicht nur günstig einen überraschenderweise gutgehenden Campingplatz erworben, sondern auch genügend Erweiterungsmöglichkeiten im Umland.«
»Sie haben es erfasst, Herr Palzki. Um mehr zu erfahren, habe ich mich bei diesem Windler gemeldet und so getan, als gehörten mir größere Grundstücke rund um den Kiefweiher. Der liegt westlich von
Altrip und hat eine direkte Verbindung zum Rhein. Ich habe ihn zusätzlich damit geködert, dass ich Pläne für einen Jachthafen und andere Dinge hätte, die man dort verwirklichen könnte.«
Jutta hatte sich längst einen Notizblock geschnappt und schrieb mit.
»Ist er darauf eingegangen?«
»Ja, aber anders, als ich gedacht hatte. Bei unserem zweiten Telefonat sagte er mir, dass die angebotenen Liegenschaften für ihn zu groß seien. Doch er kenne ein Unternehmen, das Interesse an meinen Grundstücken hätte und Höchstpreise zahlen würde. Er fragte, ob er meine Telefonnummer weitergeben dürfte.«
»Was Sie natürlich erlaubt haben.«
»Klar, Herr Kommissar. Keine Stunde später rief mich Frau Kocinsky über eine mir unbekannte Handynummer an und wollte Details wissen. Ich vereinbarte mit ihr einen Termin, um das Projekt vorzustellen. Und deshalb haben wir uns gestern getroffen, Herr Palzki. Übrigens, Hieronymus Windler hat sich mir in der Wohnung nicht mit Namen vorgestellt und Frau Kocinsky erwähnte ihren Freund ebenfalls nicht. Ein Außenstehender hätte von der Verbindung zwischen Frau Kocinsky und Windler nichts bemerkt.«
»Wie gut, dass wir Sie haben«, meinte Gerhard sarkastisch. »Wie hat die Dame reagiert? Hat sie Ihnen Ihre Geschichte abgekauft?«
»Aber Herr Steinbeißer! Das war ein Klacks.«
Ein Klacks?, fragte ich mich. Normalerweise begann Becker bereits zu stottern, wenn er nur an eine Lüge dachte.
»Frau Kocinsky zeigte großes Interesse an den Liegenschaften. Auch für die Pläne des Jachthafens konnte sie sich begeistern. Dass es dafür noch keine Genehmigung gab, schien ihr egal zu sein. Sie sagte, dass sie sowieso mit der Kreisverwaltung in Verhandlungen stehen würde, da könnte sie dies gleich mit abklären. Ansonsten konnte ich leider nichts rausfinden.«
»Tja, besser als gar nichts«, sagte ich. »Leider weiß ich immer noch nicht, wie wir diese Erkenntnisse mit unserem Fall zusammenbringen könnten.«
»Das weiß ich auch nicht, Herr Palzki. Vielleicht erzählen Sie mir etwas von Ihren Ermittlungen?«
Darauf würde ich nicht reinfallen. »Herr Becker, Sie wissen genau, dass ich Ihnen keine Informationen über laufende Ermittlungen geben darf. Wenn da –«
Weiter kam ich nicht. Die Tür ging auf und ein wütender KPD trat ein.
»Da sind Sie ja! Draußen laufen Terroristen herum und Sie sitzen beisammen und trinken Kaffee!«
In diesem Moment entdeckte er Becker. »Wer sind Sie?«, fragte er überrascht.
Der Student stand auf und gab unserem Chef höflich die Hand. »Guten Tag, Herr Diefenbach. Mein Name ist Dietmar Becker. Ich vertrete die regionale Presse.«
KPDs Miene erhellte sich. »Warum hat mir niemand gesagt, dass die Presse im Haus ist? Man muss sich doch anständig um Sie kümmern. Tut
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