Wassergeld
Genehmigung in die Werkstatt bringt.«
Jutta und Jürgen schauten etwas ratlos, doch wir klärten sie nicht auf.
»Es ist ja nicht sicher, ob meine Fahrt überhaupt zum Erfolg führt. Wahrscheinlich ist der Sohn bereits vor vielen Jahren ausgezogen und der Vater im Moment in Urlaub. Macht euch um mich keine Gedanken. Ich komme in der Fremde schon zurecht. Sorgt ihr dafür, dass die Kommunikation mit den Hilfsdiensten klappt, nicht dass dies unserem lieben Chef über den Kopf wächst.«
Jutta war so freundlich, mich zu ihrem Wagen zu begleiten und das Navi höchstpersönlich zu programmieren.
»Du musst dich jetzt nur noch an die Anweisungen der Computerstimme halten, dann kann nichts schiefgehen.«
»Kann man die Computerstimme auch auf KPDs Stimme umstellen?«
»Du kannst ihn gerne bei Gelegenheit fragen«, antwortete sie trocken. »Vielleicht fährt er mal mit dir in Urlaub?«
Jetzt war es Zeit, mich zu verabschieden.
Bereits auf der B 9 in Richtung Ludwigshafen wunderte ich mich, dass auf der Gegenspur dichter Verkehr herrschte. Die Evakuierung wird doch nicht schon begonnen haben?, dachte ich mir. Doch dazu fuhren die meisten Fahrzeuge zu kultiviert. Nachdem ich den Vorort Mundenheim erreicht hatte, stand ich im Stau. Mir fiel ein, dass die Rheinbrücken gesperrt waren. Verdammter Mist, wie komme ich nur nach Mannheim? Wenn ich über Speyer fahre, würden mich die Kollegen bei der herrschenden Verkehrslage als vermisst melden, bevor ich die ›Frohe Arbeit‹ erreicht hatte. Vielleicht die Fähre bei Altrip? Nein, auf die Idee kamen bestimmt 100 andere auch, wahrscheinlich war sie wegen des Hochwassers sowieso außer Betrieb. Da könnte ich gleich schwimmen. Es gab für mich nur eine Lösung. Ich hielt Juttas Wagen an und öffnete den Kofferraum. Solch einen aufgeräumten Kofferraum hatte ich noch nie gesehen, selbst der Verbandskasten und das Warndreieck waren noch in Folie eingeschweißt. Schnell fand ich in einer Seitentasche das gesuchte elektronische Horn mit dem Blaulicht. Ich ließ es auf dem Dach festploppen und führte das Kabel in die dafür vorgesehene Steckdose. Glücklicherweise hatte ich vorher die Tür geschlossen, das Sondersignal war im näheren Umkreis bestimmt nur schlecht zu ertragen. Innerhalb des Wagens war es ein paar Nuancen leiser. Ich kam voran. Zwar nicht in der gewünschten Geschwindigkeit, doch ich konnte nicht klagen. Ganz Ludwigshafen schien in einem Verkehrschaos versunken zu sein.
Ich kam in der Mundenheimer Straße bis kurz vor die Walzmühle. Hier gab es eine Straßensperre. Zwei Schutzpolizisten versuchten, die Fahrzeugführer dazu zu bewegen, umzukehren. Da sich die Verkehrssituation auf den stadtauswärts führenden Spuren ebenfalls eher schlecht darstellte, war hier viel Überredungskunst vonnöten. Unbeirrt fuhr ich bis zur Straßensperre. Die Beamten zeigten mir den Vogel und gaben mir durch ihre Gestik zu verstehen, das Sondersignal auszuschalten. Um mir selbst einen Tinnitus zu ersparen, folgte ich ihrem Vorschlag.
»Sagen Sie mal, spinnen Sie? Ihr Signal muss kaputt sein, damit können Sie Leichen wecken! Wer sind Sie überhaupt und was wollen Sie? Die Konrad-Adenauer-Brücke ist komplett gesperrt.«
»Kollegen«, redete ich auf sie ein, »das weiß ich doch alles. Macht Platz, ich muss rüber nach Mannheim.«
Den beiden Beamten erschien die Situation merkwürdig. »Zeigen Sie mir bitte mal Ihre Papiere«, forderte mich einer auf.
Dummerweise war es so, dass meine Kollegen und auch ich unseren Führerschein zusammen mit den Fahrzeugpapieren immer im eigenen Auto liegen ließen. Ich öffnete das Handschuhfach und entnahm die darin liegende Mappe.
»Hier bitte.«
Der Beamte entnahm die Papiere und stutzte. »Sie sind also Frau Jutta Wagner. Bitte steigen Sie aus.«
Nun wirkte der Beamte angespannt. Seine Hände hatte er unauffällig in Hüfthöhe positioniert.
»Keine Panik, Kollegen«, versuchte ich sie zu beruhigen. »Ich habe meinen Dienstausweis dabei.« Als ich mit der rechten Hand in meine Mantelinnentasche fassen wollte, reagierte der Schutzpolizist über. »Halt, keine Bewegung. Steigen Sie langsam aus.« Der zweite Beamte hatte seine Waffe gezogen und sicherte, genauso wie es ihnen auf der Polizeischule beigebracht wurde.
Ich verlor wertvolle Zeit, bis ich die beiden von meiner Unschuld und meinem Beruf überzeugt hatte. Sie ließen mich wieder in den Wagen steigen.
»Sie wollen wirklich über die Brücke? Wir haben keine Ahnung, warum sie
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