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Wassergeld

Wassergeld

Titel: Wassergeld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Jungkollege Jürgen konnte sich nicht zurückhalten. »Und wenn es passiert, heißt es ›Für die Bevölkerung bestand zu keinem Zeitpunkt eine gesundheitliche Gefahr‹.«
    Auch wenn er recht hatte, dafür erntete er von uns allen böse Blicke. Manche Dinge dürfen in einem demokratischen Staat nicht ausgesprochen werden.
    »Herr Diefenbach«, befahl Eifler, »ich möchte, dass Sie zusammen mit der Bereitschaftspolizei das Gelände abriegeln und sämtliche Firmen einzeln durchkämmen. Und zwar bis zum letzten Mauseloch.«
    KPD versuchte, wieder Oberwasser zu gewinnen. »Das geht vielleicht beim LKA, aber nicht bei uns. Wir haben Gesetze und Richtlinien zu befolgen. Daher kann ich von meinen Untertanen, äh, Untergebenen nicht verlangen, dass sie ohne einen Durchsuchungsbefehl arbeiten. Ich muss erst Rücksprache mit Herrn Borgia, dem Staatsanwalt, halten und das genehmigen lassen.«
    Eifler schien zu explodieren. »Haben Sie schon einmal von ›Gefahr im Verzug‹ gehört? Nein? Wenn Sie so weitermachen, ist bei Ihnen Gefahr im Verzug. Und zwar für Ihre Karriere!«
    Kurze Zeit später löste Eifler die Versammlung auf. KPD blieb mit seinem noch sehr gut bestückten Buffet allein zurück. So konnte er sich wenigstens seinen Kummer wegfressen. Ein Notfallplan, der für solche Zwecke im Landkreis existierte und streng geheim gehalten wurde, trat ab sofort in Kraft. Die Leitzentrale in unserem Sozialraum, die inzwischen fast komplett aufgelöst war, wurde wieder aktiviert. Prophylaktisch wurden alle Hilfsdienste in Alarmbereitschaft versetzt.
    Zusammen mit Gerhard und Jürgen gingen Jutta und ich in das Büro unserer weiblichen Kollegin. Es hatte sich inzwischen als Treffpunkt für unser Team etabliert.
    »Mann oh Mann«, ereiferte sich Gerhard. »Dass ich das noch erleben durfte. KPD hat ja dermaßen einen auf den Deckel bekommen …«
    »Freu dich nicht zu früh«, unterbrach ich ihn. »Da kommt noch etwas nach. Seinen Frust lässt er mit Sicherheit an uns aus.«
    »Was will er von uns auch erwarten? Er hat selbst gesagt, dass wir keine Spezialisten sind«, meinte Jutta.
    »Ach, lasst mal«, versuchte ich alle zu beruhigen. »Ich hatte vorhin während der Krisensitzung einen Gedanken. Irgendeine unbestimmte Ahnung. Es war mir auf der Zunge gelegen, doch ich hab’s nicht greifen können.«
    Jutta schaute auf. »Hat es vielleicht etwas mit dem Steuermann zu tun?«
    »Ich glaube, du hast den Nagel auf den Kopf getroffen. Irgendeine Logik passt nicht zusammen zwischen von Welchingen und diesem Monato. Ich grüble schon die ganze Zeit darüber. Fakt ist, dass ich einem Matrosen und einem Steuermann kein so ausgefeiltes und bis ins letzte Detail durchdachte Verbrechen zutraue. Da muss jemand dahinterstehen, der alles im Griff hat.«
    »Du denkst bestimmt an Ben Kocinsky, den Schiffsführer. Der könnte das Know-how gehabt haben, was meinst du?«
    »Vielleicht hast du recht, Jutta. Trotzdem haben die drei, wenn es denn drei waren, einen Fehler –«
    Es machte laut ›klick‹. Zumindest in meinem Kopf. Meine Kollegen hatten sicherlich nichts gehört, doch ich hatte den Gedanken gefangen.
    »Ich hab’s«, unterbrach ich meinen letzten Satz. »Jürgen, wir brauchen dich. Jutta, dürfte er mal?«
    Sie zeigte in Richtung Schreibtisch und ihren PC. »Bitte, Jürgen, bediene dich. Jetzt bin ich mal gespannt.«
    »Jürgen, wir brauchen Informationen über den Schrebergarten, wo sich die Relaisstation der Erpresser befand.«
    Gerhard und Jutta sahen mich überrascht an, sagten aber kein Wort.
    Jürgen hämmerte in die Tasten und nach wenigen Augenblicken verkündete er: »Es handelt sich um die Anlage in der Feudenheimer Straße in Mannheim. Die Parzelle gehört den Eheleuten Erwin und Paula Schmitz. Der Mann ist ein Pflegefall, seine Frau wohnt im Stadtteil Käfertal.«
    »Was willst du damit?«, fragte Gerhard. »Die alten Leute wirst du nicht ernsthaft verdächtigen, oder?«
    Ich winkte ab. »Nein, nicht die. Doch ich frage mich, warum das Gartenhäuschen gerade dieses Ehepaars benutzt wurde.«
    »Weil die Erpresser wussten, dass es leer stand?«, fragte Jutta.
    »Das auch, aber nicht nur. Denkt doch mal nach. In so einer Schrebergartenanlage ist die Welt sehr klein, jeder kennt jeden, die kleinste Veränderung wird von den Nachbarn argwöhnisch und neugierig beobachtet. Fremde müssten in so einer Anlage sofort auffallen.«
    »Also doch die alten Leute?«
    »Nein! Jürgen, schau mal in den Daten des Einwohnermeldeamtes

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