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Wassergeld

Wassergeld

Titel: Wassergeld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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nach. Wie viele Kinder haben Schmitz’?«
    Ich habe lange darüber nachgedacht, ob ich diese Information an Becker weitergeben und er sie in einem Kriminalroman veröffentlichen darf. Selbstverständlich hat so gut wie jede Kriminalinspektion jederzeit Zugriff auf die Daten der Einwohnermeldeämter sämtlicher Bundesländer. Aus Datenschutzgründen muss dies allerdings streng geheim bleiben und wird stets abgestritten. Meine Taktik ist, Becker die Wahrheit schreiben zu lassen und darauf zu spekulieren, dass der geneigte Leser es nicht als Wahrheit, sondern als Fiktion versteht.
    »Zwei«, war die schnelle Antwort unseres Jungkollegen. »Eine Tochter und einen Sohn. Die Tochter ist allerdings vor fünf Jahren bei einem Autounfall ums Leben gekommen.«
    Ja, Sie haben richtig gelesen: Die Daten der Einwohnermeldeämter sind mit weiteren Daten anderer Melderegister direkt verknüpft.
    »So, dann brauchen wir als Nächstes die Kinder des Sohnes, also die Enkel der alten Schmitz’.«
    Gerhard hielt bereits seit einer Minute seine gefüllte Kaffeetasse in der Luft, vergaß aber, auf das Ergebnis dieser Recherche wartend, zu trinken.
    »Fehlanzeige, Reiner. Der Sohn ist kinderlos.«
    »Was? Das gibt’s doch nicht! Verdammter Mist, dabei war ich mir so sicher. Tut mir leid, Kollegen – halt, einen Versuch habe ich noch. Jürgen, schau mal, ob die verstorbene Tochter Kinder hatte.«
    Ich bewunderte Jürgen dafür, wie schnell er die gewünschten Daten hervorzauberte. Wahrscheinlich könnte er mit diesem PC sogar die Schuhgröße von KPD feststellen.
    »Treffer – versenkt, Reiner. Das, was ich da vor mir sehe, ist unglaublich. Dafür wird dich unser Chef bestimmt zum Essen einladen.«
    Angewidert schüttelte ich mich. »Nein, bitte nicht schon wieder. Sag jetzt endlich, was steht auf dem Monitor?«
    »Die Tochter war verheiratet, hatte aber nach der Hochzeit ihren Namen behalten. Der Sohn erhielt den Namen des Vaters. Jetzt dürft ihr raten, wie der Sohn heißt.«
    »Francesco Monato«, riefen Jutta und Gerhard gleichzeitig.
    »Ihr seid echt gut«, nickte Jürgen anerkennend.
    Ich stand auf. »Los, gib mir die Adresse, ich fahre sofort hin. Bis wir einem Spezialeinsatzkommando erklärt haben, worauf es ankommt, ist es viel zu spät. Außerdem müssen die zuerst von was weiß ich woher angefahren kommen.«
    Jürgen hämmerte zwei- oder dreimal auf der Tastatur herum.
    »Da beißt sich leider die Katze in den Schwanz. Nach offiziellen Angaben wohnt er in Speyer, ›Im Erlich‹.«
    »Da waren wir bereits. Wo wohnt sein Vater?«
    Auch diese Aufgabe bereite Jürgen kein Kopfzerbrechen.
    »Mannheim, ›Frohe Arbeit‹.«
    »Wie bitte? Wieso wünschst du mir frohe Arbeit? Ich wäre froh, wenn ich meine Ruhe hätte.«
    »Das war kein Scherz, Reiner. Die Straße heißt ›Frohe Arbeit‹. In dieser Gegend haben alle Straßen solche komischen Namen wie ›Zäher Wille‹, ›Starke Hoffnung‹ oder ›Neues Leben‹.«
    »Und das soll es in Mannheim geben? Davon habe ich noch nie etwas gehört. Wie soll ich das finden? Das liegt doch bestimmt im hintersten Eck!«
    Gerhard schaute Jutta bittend an. »Sehr verehrte Kollegin, bist du so freundlich, Reiner deinen Dienstwagen zu leihen? Seiner ist nicht verkehrssicher, er hat kein Navi.«
    »Schon wieder? Warum gibst du ihm nicht deinen Wagen?«
    »Meiner ist in der Werkstatt«, log Gerhard.
    Jutta kramte in ihrer Tasche und gab mir den Schlüssel. »Wiedersehen macht Freude. Mit dir sowieso.«
    Gerhard stellte sich mir in den Weg. »Halt, Knabe. Wenn du schon meinst, allein fahren zu müssen, sollten wir dich vorher technisch noch weiter aufrüsten. Hier, nimm mein Handy. Sobald du diesen Monato oder seinen Vater gefunden hast, gibst du telefonisch Bescheid. Dann verlieren wir keine Zeit.« Er schaute mich verlegen an. »Du weißt, wie ein Handy funktioniert?«
    »Na klar. Ich mache das Fach auf der Rückseite auf und lege 30 Cent rein. Mach dir da mal keine Gedanken, Gerhard. Ich habe bereits mit einer Spiegelreflexkamera fotografiert, da hast du noch dein Bobbycar gequält.«
    Fotografieren war schon immer meine Leidenschaft gewesen. Bis vor wenigen Jahren habe ich meine Bilder noch selbst entwickelt. Inzwischen hatte ich eine Digitalkamera. Meine Tochter Melanie half mir immer, wenn ich nicht weiter wusste.
    Gerhard bohrte weiter. »Du weißt, dass es gegen die Vorschriften verstößt, allein zu fahren?«
    Ich nickte. »Genauso wie du weißt, dass man seinen Dienstwagen nicht ohne

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