Wassergeld
Problem.«
»Ich sag’s ja nur«, antwortete ich mit einem in der Pfalz sehr bekannten Heinz-Becker-Zitat.
Das Telefon klingelte. Strommeier riss den Hörer förmlich an sich.
»Wie bitte? Was?« Es entstand eine kleine Pause. »Nehmen Sie doch Fahrräder – ja, ja, ich hab’s verstanden. Ich geb’s weiter.«
»Das war Ihre Kollegin Jutta Wagner. Sie steht mit Herrn Steinbeißer im Stau. Wir sollen allein mit dem Boot losfahren, bei ihnen würde es noch eine Weile dauern. Sie hätten sich einen privaten Wagen geliehen und der hätte kein Sondersignal.«
Logisch, mein Wagen war wegen des fehlenden Navis vorübergehend ausgemustert, ich selbst hatte Juttas Wagen genommen und Gerhards Wagen hatte seine Freundin. Hoffentlich wollte sie die Weihnachtseinkäufe nicht in Ludwigshafen tätigen.
Herr Strommeier riss mich aus meinen Gedanken. »Ihre Kollegin bittet höflich, dass Sie Herrn Steinbeißers Handy einschalten sollen. Ab und zu würden sie gerne Kontakt mit Ihnen aufnehmen. Nur für den Fall, dass heute etwas passieren sollte.« Er überlegte. »Sagen Sie mal, haben Sie Stress mit Ihren Kollegen?«
Ich ließ die Frage unbeantwortet und schaltete Gerhards Spielzeug ein, das ich wahrscheinlich vorhin in Mannheim versehentlich ausgeschaltet hatte. »Warum haben Sie Frau Wagner nicht gesagt, dass wir mangels funktionstüchtigem Boot nicht fahren können?«
»Darüber konnte ich sie leider nicht mehr informieren, Ihre Kollegin hatte schon aufgelegt.« Als hätte er es zu seiner Entschuldigung per Telepathie bestellt, brachte just in diesem Moment ein Polizist eine Kanne Kaffee und zwei Tassen ins Büro. Strommeier nickte ihm dankend zu und beeilte sich, eine Dose Kekse zu holen, die auf seinem Regal stand.
»Tut mir leid, dass es mit dem Kaffee etwas länger gedauert hat, leider ist unser neuer Heißgetränkeautomat immer noch defekt. Nicht, dass Sie denken, ich hätte vergessen, Ihnen etwas anzubieten.«
Ich versuchte, mich mit vollem Mund zu bedanken, was selbstredend schief ging. Aus meinem Mantel zog ich ein Papiertaschentuch und las damit die Brocken vom Boden wieder auf.
Ein weiterer Kollege kam herein. »Heinz, die Mannheimer Kollegen haben sich gemeldet, ihre Häfen sind sauber. Im Moment wird der Neckar bis Ladenburg abgesucht, danach der Altrhein um die Friesenheimer Insel. Sobald sie fündig werden, geben sie Bescheid.«
Strommeier bedankte sich und der Kollege ging wieder.
»Die Mannheimer Kollegen haben ein bisschen mehr zu tun als wir. Die haben den Neckar und den Altrheinarm, der ein paar Nebenäste aufzuweisen hat. Kleinere Schiffe kann man dort gut verstecken, einen Frachter eher nicht. Wir von der Pfälzer Seite haben es, zumindest im Raum Ludwigshafen einfacher. Im Prinzip bleiben für uns nur der Otterstädter Altrhein und der Kaiserwörthhafen. Es gibt zwar noch den Nordhafen nördlich des BASF-Geländes, doch von dem Unternehmen haben wir bereits die Nachricht vorliegen, dass die Rosalinde nicht vor Anker gegangen ist.«
Ich kam ins Grübeln. »Was ist, wenn ich unrecht habe, und der Frachter irgendwo weiter weg in einem Hafen liegt und nichts mit den Erpressern zu tun hat?«
»Dann haben wir alle vermutlich ein gewaltiges Problem. Nach dem Frachter wird seit Kurzem per Radio gefahndet und auch die anderen Schiffsführer, die inzwischen informiert sind, halten ihre Augen offen. Es kann durchaus passieren, dass jeden Moment die Meldung reinkommt, dass die Rosalinde zum Beispiel in Köln liegt.«
»Und dann?«
»Dann können wir nur hoffen. Denken Sie, dass es Ihre Kollegen bei dem Verkehrschaos schaffen, die beiden Großstädte zu evakuieren? Nach dem, was wir gerade erleben, wohl eher nicht.«
Mein beziehungsweise Gerhards Handy klingelte. Ich drückte die Taste mit dem Telefonsymbol und hatte das Gespräch. So einfach ging das.
»Hast du endlich das Teil eingeschaltet!«, begann Jutta vorwurfsvoll die Unterhaltung. »Was ist, seid ihr schon auf dem Wasser?«
»Noch nicht ganz«, antwortete ich zurückhaltend. »Wir sind so gut wie auf dem Weg.«
»Dann beeilt euch gefälligst. Wenn diese Gauner ihre Drohung wahr machen, können sie jeden Moment zuschlagen. Ich habe mit deinem Freund, dem Staatsanwalt Borgia, gesprochen. Der Geschäftsführer der Rheingüter macht keine Angaben zu seinen Frachtern. Wir wissen folglich nicht, wo die Rosalinde um diese Zeit normalerweise wäre. Borgia hat ein Team zwecks Recherche zum Firmensitz geschickt, doch die stehen ebenfalls im
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