Wassergeld
war mir suspekt.
Während ich mir Gedanken über meine Eigensicherung machte, funkte Strommeier mit der Einsatzleitung in Schifferstadt.
»Hoffentlich sind die inzwischen in der Lage, die Bereitschaftspolizei zum richtigen Gelände zu schicken«, meinte er anschließend. »Die Rosalinde ankert direkt vor dem Unternehmen Port-Chemie, auf der Vorderseite des Firmengeländes befindet sich die Braunkohlenstraße. Es ist nur ein Katzensprung bis zum momentanen Standort der Hundertschaft der Bepo. Den Weg müssten die eigentlich blind finden.«
»Bei dem Wetter bleibt denen nichts anderes übrig«, erwiderte ich. »Haben Sie mit KPD, äh, Herrn Diefenbach gesprochen?«
»Nein, niemand weiß, wo Ihr Chef im Moment steckt. Der Einsatzleiter vom Dienst sprach irgendetwas von einer Pressekonferenz, die vorbereitet werden muss. Keine Ahnung, was er damit gemeint hat.«
»Herr Strommeier, der Giulini-Knoten ist doch auch in der Nähe, oder?«
Noch während er nickte, hatte ich Gerhards Handy in der Hand.
»Wir haben sie«, plärrte ich in das Gerät.
»Scheiße«, fluchte Jutta am anderen Ende. »Bist du es, Reiner? Warum schreist du so?«
»Hab dich nicht so«, brüllte ich aufgeregt weiter. »Fahrt nicht in den Luitpoldhafen zur Wasserschutzpolizei, sondern zur Braunkohlenstraße in den Kaiserwörthhafen. Dort sitzt die Firma Port-Chemie. Wir haben im Moment auf der Rückseite des Geländes direkt neben der Rosalinde festgemacht.«
»Mensch, Reiner, hättest du das nicht früher sagen können? Da sind wir längst vorbei.«
»Dann lasst den Wagen stehen und kommt zu Fuß. Das sind doch bestimmt nur ein paar Meter. Ihr müsst nur auf die Bepos aufpassen, die haben keinen Plan, was überhaupt los ist.«
»Das haben wir gesehen, die haben das komplette Hafengebiet abgesperrt.«
»Genau wie Eifler es befohlen hat. Dummerweise sind unsere Erpresser nicht auf dem Landweg, sondern auf dem Wasserweg ins Hafengebiet gelangt. Sagt mal, habt ihr eure Waffen dabei?«
»Sind die Bepos so gefährlich?«
»Quatsch! Ich habe nur leider meine Pistole im Büro vergessen.«
»Ich wusste gar nicht, dass du eine besitzt.«
»Nur im Notfall für aufmüpfige Kollegen. Beeilt euch bitte, ja?«
»Na klar, wir kommen, so schnell es geht. Möchtest du deine Pommes mit Mayo oder Ketchup?«
Ich legte auf. Für Witze hatte ich jetzt wirklich keine Nerven. Bisher dachte ich immer, auch in Momenten höchster Anspannung ruhig bleiben zu können, doch mein Körper machte mir gerade einen Strich durch die Rechnung. Selbst mit einer Waffe ausgestattet, würde ich in meinem Zustand aus fünf Metern Entfernung nicht einmal den Frachter treffen.
Der Regen war gewissermaßen unser Freund, da er den Schall schluckte. Das Polizeiboot lag inzwischen fest vertäut an der Backbordseite der Rosalinde.
»Wir springen ohne Licht rüber«, meinte Strommeier, »es ist nur ein knapper Meter. Ich gehe als Erster und helfe Ihnen.«
Er machte einen großen Schritt und hatte es geschafft. Da inzwischen mehrere Beamte der Wasserschutzpolizei an Deck waren, die auf mich allein durch ihre Anwesenheit einen psychologischen Druck ausübten, indem sie auf meinen Schiffswechsel warteten, überlegte ich nicht lange und sprang frontal auf Strommeier zu. Der schien dies erwartet zu haben und wich aus. Ich landete mit meinen Zehenspitzen auf dem Deck des Frachters. Leider zunächst nur mit meinen Zehenspitzen. Der Ölfilm besorgte den Rest. Glücklicherweise tat ich mir nicht weh, als ich auf dem schmierigen Boden schlidderte, denn die Schwimm- und die Schutzweste dämpften den Aufschlag. Ich sah aus, als wäre ich durch die Kanalisation geschwommen, als ich zum Halten kam.
»Gute Tarnung«, bemerkte einer der Beamten süffisant in Anbetracht meiner verschmierten Kleider. »Nur der Geruch ist verräterisch.«
Ohne fremde Hilfe stand ich auf und wischte mir die Hände an einer halbwegs sauberen Stelle meiner Hose ab. Wenn ich heute meinen Anzug angehabt hätte, Stefanie würde mich vierteilen.
Während mich alle stumm, aber eindeutig schadenfroh angafften, tauchte Friedrichsen aus dem Dunkel der Umgebung auf.
»In der Kajüte ist jemand«, sagte er. »Es brennt aber kein Licht und Stimmen habe ich auch nicht gehört. Für mich klang es so, als würde jemand schnarchen.«
Damit hatte keiner von uns gerechnet. Die Metropolregion stand kurz vor ihrer Evakuierung und die Erpresser sollten währenddessen auf einem Frachter ein Schläfchen abhalten? Nein, da stimmte etwas
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