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Wassergeld

Wassergeld

Titel: Wassergeld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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zwei parallel führende künstliche Wasserwege, die wie mit dem Lineal gezogen in höchstens 100 beziehungsweise 200 Metern Abstand zum Rhein verliefen. Wie ich durch meine Besuche bei der Rheingüter GmbH wusste, waren in dem gesamten Gebiet viele unterschiedliche Unternehmen ansässig. Freilich war im Moment davon nichts zu sehen, die Sichtgrenze lag etwa am jeweiligen Ufer. Das Polizeiboot fuhr in gemächlichem Tempo beide Hafenarme ab. Hin und wieder entdeckten wir vertäute Schiffe, die aber keine Ähnlichkeit mit der von uns gesuchten Rosalinde hatten. Im zweiten Hafenarm ankerte die Walburga vor dem Gelände der Rheingüter. Herr Strommeier gab das Kommando zum Anlegen. Ein Beamter sprang auf die Kaimauer und verschwand in dem Betriebsgelände. Eine knappe Minute später schnarrte in unserer Kabine ein Lautsprecher.
    »Die Halle und das Bürogebäude sind abgeschlossen. Keine menschlichen Aktivitäten feststellbar, ich schaue mir jetzt die Walburga an.«
    »Das ist Friedrichsen«, erklärte mir sein Chef. »Legen Sie sich mit dem lieber nicht an, er hat den schwarzen Gürtel.«
    »Ist ja auch sicherer als ein Hosenträger«, meinte ich sarkastisch. »Aber wir vergeuden hier nur unsere Zeit. Bei der Firma Rheingüter gibt es nichts, was sich als Ziel lohnen würde. Auch die Tanks der Walburga sind leer, von ein paar Litern Diesel mal abgesehen.«
    »Man kann nie wissen«, bekam ich zur Antwort und im gleichen Moment sprang Friedrichsen wieder an Bord.
    »Negativ, Chef. Es ist alles polizeilich versiegelt. Hier ist und war niemand.«
    Strommeier gab ein Kommando und das Boot setzte sich wieder in Bewegung. Nachdem wir auch im restlichen Hafen nicht fündig wurden, steuerten wir erneut stromaufwärts in den Rhein. Da der Regen geringfügig nachgelassen hatte, konnten wir auf der Ludwigshafener Seite Schüttbehälter, Tanks und Eisenbahnwaggons sehen, deren Gleise offenbar direkt neben dem Ufer angelegt waren.
    »Ohne Hochwasser würden wir die Waggons nicht so nahe und auf gleicher Höhe sehen«, kommentierte Strommeier die Lage. »Bei Normalwasser würden wir mindestens zwei Meter tiefer liegen. Hinter den Tankwaggons, die gerade in unser Sichtfeld kommen, beginnt das Gelände des Kaiserwörthhafens. Manche Firmen be- und entladen nur innerhalb der künstlich angelegten Hafenarme, manche laden aber auch direkt am Rhein um. Insbesondere bei Flüssigkeiten oder Schüttgütern, die man mit flexiblen Leitungen oder Laufbändern leicht umladen kann.«
    Wie zur Bestätigung sahen wir vor uns einen Frachter ankern. Unser Polizeiboot lenkte etwas mehr in die Mitte des Rheins, um an dem Schüttgutfrachter vorbeizukommen. Wie an einer Gardinenstange aufgereiht kamen immer neue Frachter in unser Sichtfeld.
    Strommeier wusste, warum: »Die meisten Schiffe dürften hier zwangsweise ankern. In wenigen Stunden wird das Fahrverbot in Kraft treten. Vermutlich sind diese Schiffe noch zu weit von ihrem Zielhafen entfernt. Das müssen Sie sich vorstellen wie an den Autobahnraststätten am Wochenende. Dort sind die Lkw-Parkplätze auch gerammelt voll. Und wenn dann –«
    »Rosalinde voraus«, ertönte es kurz und knapp aus dem Lautsprecher.
    »Licht aus, Motoren stopp«, befahl Strommeier.
    In nicht einmal 20 Metern Entfernung blickten wir seitlich auf das Heck eines Frachters. Die Aufschrift war eindeutig: Rosalinde.
    »Keine Aktivitäten festzustellen, kein Licht«, meldete der Lautsprecher.
    »Kommen Sie«, meinte Strommeier, »lassen Sie uns rausgehen.«
    Bereits nach den ersten Schritten im Freien fror ich trotz der innerlichen Anspannung wie ein Schneider. Meine feuchte Kleidung tat ein Übriges.
    »Können wir näher ran?«, fragte ich und wunderte mich über meinen Mut.
    »Wir werden anlegen, das Schiff scheint unbemannt zu sein. Wollen Sie mit rüber oder reicht unser Einzelkämpfer Friedrichsen?«
    »Selbstverständlich gehe ich mit.« Ich versuchte es schon die ganze Zeit zu verdrängen, doch es gelang mir nicht. Immer deutlicher wurde mir bewusst, dass ich unbewaffnet war. Ich hasste Schusswaffen wie die Pest und benutzte sie nur, wenn die halbjährlichen Pflichttests auf dem Schießstand dies verlangten. Das letzte Mal hatte mir der Leiter des Schießstands ernsthaft empfohlen, ich sollte doch besser ein Lasso nehmen.
    Dummerweise durfte ich nicht davon ausgehen, dass die Erpresser ebenfalls Schusswaffengegner waren. Gerade Monato, der mit seiner skrupellosen Raumsicherung bewiesen hatte, dass er über Leichen ging,

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