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Wassergeld

Wassergeld

Titel: Wassergeld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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die geringste Chance. Das Gebäude ist umstellt. Außerdem haben wir Ihre Waffen sichergestellt.«
    Die beiden lachten. Einer der beiden, der einen Lockenkopf mit feuerroten Haaren hatte, antwortete spöttisch: »Francesco und ich haben es gar nicht nötig, aufzugeben. Denn nicht Sie haben gewonnen, sondern wir!«
    »Mir reicht’s jetzt.« Dem Beamten riss die Geduld. »Nehmt die beiden Spinner fest.«
    Mutig war von Welchingen zweifelsohne. Unbewaffnet einem bewaffneten Heer Polizisten gegenüberzustehen und dann noch frech zu behaupten, er sei der Gewinner, hatte etwas Kurioses an sich. Es sei denn …
    »Halt«, mischte ich mich ein. Der leitende Beamte der Bepo schaute mich verwundert an. Wir kannten uns flüchtig.
    »Was wollen Sie, Herr Palzki?«
    Beschwichtigend erklärte ich: »Lassen Sie unsere beiden Herren noch etwas erzählen.« Ich wandte mich an von Welchingen und Monato: »Wie laufen Sie eigentlich hier herum? Wir sind doch nicht bei Edgar Wallace!«
    Der Matrose deutete auf seine Gasmaske. »Warum nicht? Glücklicherweise haben Alexander und ich eine Maske. Leider scheinen Sie keine dabeizuhaben, was ein ausgesprochenes Pech für Sie ist. Aber Sie müssen keine Angst haben, es wird schnell gehen und nicht wehtun.« Er schaute auf seine Armbanduhr. »Sie müssen wissen, Sie haben nur noch ein paar Sekunden zu leben.«
    Von Welchingen und Monato setzten sich seelenruhig ihre Masken auf. Im gleichen Moment ertönte das Lied ›We are the champions‹ von Queen. Im ersten Moment konnte ich die Geräuschquelle nicht orten. Erst als mich alle im Raum befindlichen Personen anstarrten, bemerkte ich, dass ich selbst der Ausgangspunkt der Musik war. Ich griff in meinen Mantel und zog das plärrende Handy hervor. Unsere beiden Erpresser standen mit ihren Masken wie zur Salzsäule erstarrt da.
    Ich schaute auf das Handy, das in diesem Moment seine musikalische Kostprobe beendet hatte: »Das habe ich vorhin gefunden, es war allerdings aus. In meinem Mantel muss es sich versehentlich eingeschaltet haben.«
    Gerhard kam zu mir rüber und nahm mir das Teil ab.
    »Das war die Weckfunktion. Die funktioniert auch, wenn das Handy ausgeschaltet ist. Zur eingestellten Weckzeit schaltet es sich automatisch ein. Wo hast du das gefunden, Reiner?«
    Ich blickte die beiden Frösche an und antwortete völlig gelassen. »Da war so ein komischer Kasten mit ganz vielen Drähten dran. Der stand neben einem der Tankbehälter. Den hat wahrscheinlich jemand vergessen.«
    »Drähte?«, schrie Gerhard auf. »Kann das sein, dass du eine elektronische Sprengeinrichtung gefunden hast?«
    Ich grinste. »Das kann schon sein, Kollege. Keine Angst, ich habe sie im Rhein versenkt.«
    Ein hörbares Aufatmen ging durch den Raum. Die beiden Erpresser ließen sich nun kommentarlos und ohne Gegenwehr festnehmen.
    »Da hast du wohl in letzter Minute eine Katastrophe verhindert«, meinte Jutta, nachdem die Bereitschaftspolizei und die Wasserschutzpolizei zusammen mit den beiden Erpressern das Gebäude verlassen hatten. »Unter Umständen haben wir dir unser Leben zu verdanken.«
    »Auch wenn du schon wieder komisch riechst«, ergänzte sie und rückte ein Stück von mir ab.
    »Mach mal halblang, Kollegin. Ohne euch würde der Job ja noch weniger Spaß machen.«
    Gerhard fummelte immer noch an dem Handy herum.
    »Klärst du mich bitte einmal auf, was das mit dem Handy und dem Lied zu bedeuten hat?«
    Mein Kollege nickte. »Ich habe nur eine Vermutung. Wenn wir den Zünder geborgen haben, kann ich es dir genau sagen. Das Lied war der Zeitzünder.«
    »Ein Lied?«, unterbrach ich ihn. »Terroristen machen das doch immer über ein empfangsbereites Handy. Sobald dann das Handy angerufen wird, geht die Bombe hoch.«
    »Du bist nicht mehr auf dem neusten Stand. Stell dir mal vor, ein Terrorist macht gerade eine solchermaßen konstruierte Bombe scharf und irgendjemand wählt in dieser Sekunde versehentlich die Rufnummer des Handys. Unsere beiden Gauner haben das subtiler gemacht. Selbst nachdem wir sie gestellt hatten, wäre die Explosion trotzdem ausgelöst worden.«
    »Über ein ausgeschaltetes Handy?« Ich begriff immer noch nicht.
    »Ja, gerade über ein ausgeschaltetes Handy. Das ist nämlich nicht zu orten. Und zu einer vorher eingestellten Zeit schaltet die Weckfunktion das Handy automatisch an und spielt eine Melodie. Das Lied wäre der Auslöser für die Explosion gewesen.«
    Über solch eine hinterhältige Sache konnte ich nur den Kopf schütteln.

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