Wassergeld
und ich einen Jungen oder ein Mädchen bekommen würden. Manchmal dachte ich, dass sie es längst wusste, mir aber verheimlichte. Im Prinzip war es mir egal. Hauptsache, es würde ein Junge werden.
Mein Abendessen besorgte ich mir wie üblich aus meiner Gefriertruhe. Dann wollte ich eine schnelle und heiße Dusche als krönenden Abschluss eines langen Tages nehmen. Und in der Tat: Schnell war die Dusche, sogar sehr schnell. Nur leider nicht heiß. Das Warmwasser reichte, als hätte es jemand penibel abgemessen, bis zum Einseifen meines gestählten Bodys. Der Rest war eine Ganzkörper-Kneippkur. Zum Glück war meine Müdigkeit stärker als mein frierender Körper.
Am nächsten Morgen, ich hatte nicht einmal absichtlich vergessen, den Wecker zu stellen, wurde mein Wärmeproblem offensichtlicher. Die Restwärme im Haus hatte sich im Laufe der Nacht verflüchtigt. Ich wählte die Nummer des Heizungsnotdienstes und sagte meinen Namen. Ein kurzes Aufstöhnen des Handwerksmeisters am anderen Ende der Leitung war die Folge. Ich ignorierte das unhöfliche Geschäftsgebaren und beschwerte mich über die unzureichende Reparatur.
Stille am anderen Ende. Ich fragte nach, ob ich ihn eventuell in seiner Ehre als Handwerksmeister getroffen hatte, aber im Winter sei in diesen Breitengraden eine Heizung halt unbedingt nötig. Endlich fasste sich mein Gesprächspartner ein Herz. »Erschießen Sie zuerst Ihre Nachbarin. Vorher setzen wir keinen Fuß mehr in Ihr Haus!« Er legte ohne ein weiteres Wort auf.
Wer nicht will, der hat gehabt, dachte ich in pfälzischer Dialektmanier und wählte die Nummer des nächsten Heizungsbetriebes. Dieses Mal stellte ich es schlauer an und teilte dem Betrieb mit, dass sie den Schlüssel am Empfang in der Kriminalinspektion im Waldspitzweg abholen könnten.
An Hexennacht oder spätestens zum nächsten Halloween würde ich meinem Sohn Paul zeigen, wie man die Haustür der Ackermanns zumauert.
Als Nächstes versuchte ich, Stefanie telefonisch zu erreichen, ohne Erfolg. Wo sie sich nur herumtrieb? Sie hätte mir doch wenigstens vorher Bescheid geben können. Jetzt würde ich mir den ganzen Tag Gedanken darüber machen, ob ihr vielleicht etwas passiert sein mag. Heute Mittag, gleich nach der Pressekonferenz, würde ich nach Ludwigshafen fahren und nachschauen.
Sofort nachdem ich aufgelegt hatte, klingelte das Telefon. Das musste Stefanie sein, sie hatte bestimmt nur zu spät mein Klingeln gehört.
»Hallo, meine Liebe«, sagte ich zur Begrüßung in den Hörer. »Was macht dein Bauch?«
»Äh … Herr Palzki«, antwortete ein hörbar verlegen klingender Becker, »kann es sein, dass Sie mich verwechseln?«
Ups, das war jetzt ein klein wenig peinlich. Egal, die Devise war, sich nichts anmerken zu lassen. »Guten Morgen, Herr Becker. Wollen Sie mir zu meinem Erfolg gratulieren? Steht es schon in der Presse?«
»Erfolg?« Becker dehnte das Wort fast unendlich lang. »Welcher Erfolg? Haben Sie das erste Mal allein Rühreier gemacht?«
Ich stutzte, solche spontanen Äußerungen waren für den Studenten ungewöhnlich. »Wohl ein Witzchen gemacht, Herr Großgrundbesitzer!«
»Ob das ein Witz war, sei mal dahingestellt«, antwortete er bissig. »Eigentlich wollte ich Ihnen von meinem Erfolg berichten. Ihr Chef hat mich doch auf diese Grundstücksspekulanten angesetzt. Ich bin mir sicher, dass ich die Hintergründe der Spekulationen herausgefunden habe.«
»Ich gratuliere, Herr Becker. Allerdings glaube ich, dass Ihr Rechercheergebnis zumindest heute nicht mit der von Ihnen vermuteten Aufmerksamkeit bedacht wird. Im Vertrauen kann ich Ihnen sagen, dass wir gestern Abend die Erpresser gestellt haben.«
Der Student kam endlich ins Stottern, so wie man es von ihm gewohnt war. »Ach … ach so ist das. Äh … dann darf ich Ihnen ja gratulieren. Wenn das … äh … so ist, dann melde ich mich in ein paar Tagen bei Herrn Diefenbach.«
Mir tat Becker leid. Ich nahm mir ein Herz und gab ihm eine Empfehlung. »Herr Becker, wissen Sie was? Kommen Sie doch nachher einfach vorbei. Herr Diefenbach wird eine große Pressekonferenz abhalten. Dann können Sie gleich einen Bericht für Ihre Zeitung schreiben.«
»Ja schon«, er klang immer noch betrübt. »Dann haben aber alle Kollegen die gleichen Informationen.«
Aha, darauf wollte er hinaus. »Sie denken doch nicht daran, wieder so einen komischen Krimi über die Erpressergeschichte zu schreiben?«
»Nein, das geht nicht. Ich weiß darüber viel zu wenig. Und
Weitere Kostenlose Bücher