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Wassergeld

Wassergeld

Titel: Wassergeld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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nämlich einen Passus geben, wodurch im Insolvenzfall das Gelände an die Kreisverwaltung Rhein-Pfalz rückübertragen wird.«
    »Das ist mir zu hoch.« Das war die abenteuerlichste Geschichte, die ich je gehört hatte.
    Becker schielte auf seine Tasse, ließ sie aber aus Sicherheitsgründen unberührt. »Und jetzt kommt der Clou. Es geht nämlich um die Rheinquerung bei Altrip.«
    Jutta schüttelte den Kopf. »Jetzt sind Sie neben der Spur, Herr Becker. Die Rheinbrücke ist nördlich von Altrip geplant und soll das Rheingönheimer Kreuz mit dem Mannheimer Süden verbinden. Der Plan ist längst wieder begraben, weil die Straße durchs Naturschutzgebiet gehen würde und vor allem, weil die Grundstücke in Privathand sind. Das wäre ein untragbares Politikum, diese Eigentümer zu enteignen.«
    »Genau, Frau Wagner, so waren bisher die Pläne«, bejahte Becker. »Eine jahrzehntelange Pattsituation zwischen Befürwortern und Gegnern der Rheinquerung. Nun hat die Kreisverwaltung einen neuen Plan und der ist noch streng geheim. Die Rheinquerung soll nicht mehr nördlich an Altrip vorbeiführen, sondern südlich davon. Beginnen soll sie an der B 9 zwischen Neuhofen und Waldsee und fast genau in West-Ost-Richtung mitten durch die jetzige Campingplatzanlage verlaufen, den Rhein überqueren und im Mannheimer Stadtteil Rheinau auf einer Hochstraße über das Hafengelände geführt werden.«
    Jutta hatte inzwischen eine Landkarte auf dem Tisch ausgebreitet.
    »Mann, wenn das stimmen sollte, wäre es der größte Skandal aller Zeiten.«
    Becker nickte eifrig. »Das ist aber nicht alles. Es steckt noch mehr dahinter. Auch die Stadtverwaltung Ludwigshafen spielt mit. Ludwigshafen ist bekanntlich einer der größten Befürworter der zusätzlichen Rheinquerung, da diese eine große Verkehrsentlastung für die Innenstadt wäre.«
    »Sagen Sie bloß, der Rhein-Pfalz-Kreis steckt mit der kreisfreien Stadt Ludwigshafen unter einem Hut?«
    »Das steht zu befürchten«, erklärte der Student. »Wie Sie wissen, befindet sich die Kreisverwaltung des Rhein-Pfalz-Kreises in Ludwigshafen, also außerhalb der eigentlichen Kreisgrenzen. Im Feindesland sozusagen. Daher hat die Kreisverwaltung in geheimer Sitzung beschlossen, ein neues Verwaltungsgebäude zu bauen, das innerhalb der Kreisgrenzen liegen soll. Ich denke nicht, dass ich Ihnen sagen muss, wo der Bau der Verwaltung geplant ist, oder?« Ohne auf eine Antwort zu warten, fuhr er fort: »Direkt am idyllischen Altrhein. Und zwar ein gutes Stück von der geplanten Autobahntrasse entfernt.« Zufrieden schaute er in die Runde.
    »Und was passiert mit dem momentanen Gebäude in Ludwigshafen? Das ist doch noch recht neu!«
    »Das gehört zum Deal. Das Gebäude erhält die Stadtverwaltung Ludwigshafen. Auch dort scheint es zu einer ausufernden Bürokratie zu kommen, jedenfalls macht man sich schon Gedanken über die Raumverteilung. Und das Beste ist, dass –«
    Die Tür ging auf und Jungkollege Jürgen kam atemlos herein. »Da seid ihr ja«, begrüßte er uns, ohne den Studenten zu registrieren. »Es gibt Neuigkeiten. Dieser Eifler vom Landeskriminalamt hat unserem Chef die Pressekonferenz verboten. Solange die beiden Erpresser nicht vernommen wurden und Borgia Haftantrag beim Richter gestellt hat, darf nichts an die Presse weitergegeben werden, angeblich aus Datenschutzgründen. Ich vermute, der Eifler will die Lorbeeren für das LKA kassieren. Jedenfalls empfehle ich euch, einen Umgang mit KPD in den nächsten Stunden zu meiden. So sauer habe ich ihn noch nie erlebt.«
    Jutta wollte etwas erwidern, doch Jürgen redete ohne Pause weiter. »Das war noch nicht alles. Norbert Linde hat in der letzten Nacht im Frankenthaler Untersuchungsgefängnis Suizid verübt. Er soll einen Abschiedsbrief hinterlassen haben, Genaueres weiß ich nicht.«
    KPDs näherkommende Stimme hallte laut und Furcht einflößend durch den Flur: »Diese Banditen! Diese skrupellosen Gauner!« Mit knallrotem Kopf blickte er in Juttas Büro und sah uns am Besprechungstisch sitzen. Er kam rein und gestikulierte wild weiter: »Es ist unglaublich, was man sich als Leiter einer der bestorganisierten Dienststellen Deutschlands bieten lassen muss! Es kann doch nicht sein, dass Außenstehende, die von der Materie keine Ahnung haben, mir, dem Chef, vorschreiben, wann ich eine Pressekonferenz einberufen darf!« Er setzte sich zu uns an den Tisch. Auch er registrierte den Studenten nicht. »Wir müssen reagieren, meine Herren.« Er blickte

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