Wassergeld
zu Jutta und ergänzte: »Und meine Dame.«
Er atmete zwei- oder dreimal hörbar aus, bevor er mit seinen Vorschlägen loslegte. »Herr Palzki und Herr Steinbeißer, Sie sind die besten Außendienstmitarbeiter, die ich je hatte. Nun ist es an der Zeit, dass Sie Ihre Fähigkeiten in diesen Fall einbringen können. Fahren Sie sofort zur Staatsanwaltschaft nach Frankenthal und begleiten Sie Herrn Borgia zum Verhör mit den Erpressern. Sobald die beiden gestanden haben, rufen Sie mich unverzüglich an. Ich werde dem Eifler schon zeigen, was eine Harke ist. Unsere Pressekonferenz wird die Erste sein, die über die Festnahme öffentlich berichtet.«
Er schaute Becker in die Augen, anscheinend hatte er ihn nun doch bemerkt. »Gut, dass Sie da sind, Herr Becker. Sie können so lange in meinem Büro warten. Dann erfahren Sie die Neuigkeiten aus erster Hand. Ich habe da übrigens noch ein paar Papiere, die für Sie interessant sein könnten.«
KPD hatte sich etwas beruhigt, sein Blutdruck dürfte mittlerweile in einem medizinisch akzeptablen Bereich angelangt sein. Grußlos stand er auf und verließ mit dem Studenten das Büro.
»KPD has left the office«, rief ihm Gerhard als alter Elvis-Fan, um die Wichtigkeit unseres Chefs sarkastisch zu unterstreichen, nicht allzu laut nach.
»Was machen wir jetzt?«, fragte Jutta in die Runde.
»Du kannst eine Pause einlegen«, entgegnete ich. »Gerhard und ich gehorchen blind und fahren nach Frankenthal. Jürgen, du könntest für mich ein paar Sachen recherchieren, die ich auf diesen Zettel geschrieben habe. Was ich noch wissen wollte: Sind die Brückensperrungen wieder aufgehoben worden?«
Jutta lachte. »Inzwischen schon. Um genauer zu sein, seit heute Morgen gegen 7 Uhr, weil sich die Bürgermeister von Ludwigshafen und Mannheim beschwert haben.«
15. Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit
»Nehmen wir heute meinen Wagen?«, fragte ich Gerhard, als wir im Hof standen.
»Wenn du die Staatsanwaltschaft ohne Navi findest, bitte sehr«, meinte mein Kollege, ohne darauf einzugehen, warum sein Auto wieder nicht im Hof stand.
Die Emil-Rosenberg-Straße in Frankenthal war nicht schwer zu finden, auch wenn es mir nicht gerade leicht fiel, hinzufahren. Grundsätzlich hatte ich nichts gegen die dort ansässige Staatsanwaltschaft, schließlich waren wir Beamten die ausführende Kraft dieser Behörde. Wobei Exekutive heutzutage nichts mehr mit Exekution zu tun hatte. Letzteres brachte ich eher mit Staatsanwalt Borgia in Verbindung. Seine Begrüßung war wie immer arktisch kühl. Mit einer verächtlich wirkenden Handbewegung wies er uns zwei unbequeme Holzstühle ohne Sitzpolster zu.
»Wegen Ihrer Dienststelle komme ich nicht mehr zu meinen eigentlichen Aufgaben. Laufend trudeln irgendwelche Beschwerden ein, selbst ein hochoffizielles Schreiben des Landeskriminalamtes habe ich vorliegen. Ich kann nicht garantieren, dass ich weiterhin Schaden von Ihrer Dienststelle abwenden kann.« Eine Oktave tiefer und viel leiser ergänzte er: »Wenn ich das überhaupt will. Vielleicht sollte ich den Polizeipräsidenten um Umstrukturierungen bei Ihnen in Schifferstadt bitten. Vielleicht würde das etwas helfen.«
»Herr Borgia, warum wir eigentlich hier sind –«
»Ich weiß, warum Sie hier sind, Herr Palzki. Ihr Vorgesetzter hat Sie geschickt, damit Sie bei der Vernehmung von Monato und von Welchingen dabei sind. Noch ein Affront gegen die Staatsanwaltschaft. Nun ja, in diesem Fall will ich mal gnädig sein. Nach Aussagen von Herrn Diefenbach haben Sie beide Ihrem Chef bei der Festnahme der Erpresser am Rande tatkräftig mithelfen können. Es scheint doch noch ein kleines Licht am Horizont aufzugehen.«
Unglaublich, was wir da zu hören bekamen.
»Bevor wir in den Vernehmungsraum gehen, habe ich eine wichtige Information für Sie. Norbert Linde hat in der letzten Nacht seinem Leben ein Ende gesetzt.« Er schüttelte nachdenklich den Kopf. »Das ist in diesem Jahr bereits der siebte Selbstmord in Untersuchungshaft. Aber egal, bleiben wir beim Thema. In seinem Abschiedsbrief erläuterte er sein Tun. Er hat jahrelang mit verbotenen und hochgiftigen Substanzen gehandelt. Nach dem gewaltsamen Tod von Ben Kocinsky und den beschlagnahmten Akten sah er keinen anderen Ausweg als den Suizid.«
»Wird in dem Brief auch die Erpressungsgeschichte thematisiert?«, fragte Gerhard.
Borgia verneinte. »Nein, nichts dergleichen. Keiner seiner Mitarbeiter wird auf irgendeine Art und Weise erwähnt. Es gibt
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