Wassergeld
Telefon klingelte. »Hallo, Maria. Ist bei Ihnen wieder alles in Ordnung?«
»Hallo, Leander, nett, dass Sie anrufen.« Der junge Mann nahm all seinen Mut zusammen: »Ich möchte auf Ihr ›vielleicht‹ zurückkommen und Sie fragen, ob Sie heute Abend schon etwas vorhaben?«
»Meinen Sie das dienstlich oder privat?« Leanders Zuversicht verflog. Wie konnte er auch davon ausgehen, dass eine so gut aussehende Frau an einem Samstagabend nichts vorhatte.
»Äh, ja, also, dieses Mal frage ich nicht als Polizist, sondern als Mann.«
»Leander, Leander«, scherzte Maria. »Also gut, bis später. Wir werden gemeinsam überlegen, was wir unternehmen können.«
»Das ist eine sehr gute Idee. Ich komme, sobald ich hier fertig bin.«
»Bis später.« Maria legte auf und freute sich. Zu sich selbst sagte sie: »Ich werde mich jetzt bei einem Bad entspannen und mich dann hübsch machen.«
Sie benutzte ihr Lieblingsöl, bereitete sich ihr Badewasser und freute sich auf ein entspannendes Bad und auf den Besuch. Sie schnappte sich ihren Bademantel, als Dragon lautlos die Tür öffnete, ohne sie wieder zu schließen. Er versteckte sich und beobachtete die hübsche Frau beim Ausziehen.
Erregt kratzte er wieder an der Blutkruste auf seinem Unterarm herum. Er holte sein Filetiermesser aus dem Lederetui und dachte: »Gleich werde ich ihr warmes Herz besitzen.«
Leander schlug mit voller Kraft zu. Dragan fiel zu Boden, aber er war noch handlungsfähig. Er richtete sich auf und ging voller Hass mit dem Messer auf den Angreifer los. In letzter Sekunde gelang es Leander, Dragan auszuweichen und erneut zuzuschlagen. Dragan fiel mit dem Kopf nach vorne zu Boden. Angewidert drehte Leander ihn um. Der Mann war tot und das Filetiermesser steckte tief in seiner Brust.
Haßloch, Holiday Park, Tage später
Maria und Leander hatten sich im Holiday Park verabredet und schlenderten gut gelaunt durch den Vergnügungspark. Seit heute steckte in Hollys Kostüm ein neuer Komparse. Der Holiday Park hatte wieder seine beiden Maskottchen.
»Maria, Holly und Dolly sind wieder zusammen!«
Maria sah ihren Begleiter liebevoll an und fragte: »Sind die beiden eigentlich ein Paar?« Er erwiderte den Blick und antwortete: »Ja, ich glaube, sie sind genauso verliebt wie wir.«
Sie küssten sich und gingen glücklich Hand in Hand in Richtung Ausgang.
Sabine Lang - Achterbahn
Der Wagenzug der Expedition GeForce im Holiday Park, Europas spektakulärster Achterbahn, hatte den höchsten Punkt überwunden und raste, begleitet vom Schreien der Fahrgäste, mit 82° Gefälle und Tempo 120 dem Erdboden entgegen. Die Mitfahrer warfen begeistert die Arme in die Luft.
In der vorletzten Reihe saß Ignatz Grumbach, Inhaber der gleichnamigen Schreinerei in Neustadt. Auch er hatte die Hände gen Himmel gereckt, verhielt sich aber ruhig. Hinter ihm saß sein älterer Mitarbeiter Egon Wenz, die Sitze neben den beiden Männern waren jeweils frei geblieben. Am Ende der Fahrt hoben sich die Haltebügel und die Fahrgäste drängelten, noch etwas benommen, aus dem Wagen. Auch Egon war ausgestiegen und eilte wie die anderen zum Ausgang. Von dort ging er in Richtung Burg Falkenstein, der beliebten, traditionellen Geisterbahn. Bei der Fahrt mit der GeForce war ihm übel geworden. Achterbahn fahren war nicht sein Ding! Deshalb freute er sich jetzt umso mehr auf die Burg Falkenstein, denn die liebte er. Im Gehen entledigte er sich der dünnen Windjacke mit dem Emblem der ›Roten Teufel vom Betzenberg‹, und stopfte sie in seine umgeschnallte Gürteltasche. Egon war FCK-Fan, so lange er zurückdenken konnte.
In der Achterbahn kontrollierte unterdessen eine Aufsichtsdame, ob alle Mitfahrer den Wagenzug verlassen hatten. In der vorletzten Reihe war ein einzelner Fahrgast sitzen geblieben. Die Aufsichtsdame trat zu ihm.
»Die Fahrt ist zu Ende, bitte aussteigen«, sprach sie ihn an, aber er rührte sich nicht. Sie tippte ihm auf die Schulter. »Geht es Ihnen nicht gut?«, fragte sie besorgt. Doch statt einer Antwort kippte der Fahrgast wortlos nach vorne und brach über der Lehne des Vordersitzes zusammen. Die Aufsichtsdame schrie laut und entsetzt auf.
Den Schrei hatte auch Egon gehört. Er drehte sich jedoch nicht um, sondern ging weiter in Richtung Burg Falkenstein. Dort wollte er seine Jacke entsorgen. An die würde man sich am ehesten erinnern, wenn die Frage aufkam, wer in dem Unglückswagen mitgefahren war. Noch etwas anderes musste Egon loswerden. Seine rechte Hand
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