Wasserläufer (Aqua Stellata) (German Edition)
Aqua-Stellata-Affäre im eigentlichen Sinne das Licht der Welt.“ Dr. Sanders hob ein dickliches Gesetzbuch hoch. „Das WEG, das Wahrheitsermittlungsgesetz in seiner Fassung vom vergangenen November. Sie kommen als erste in den Genuss, einen Ausschuss nach den Vorschriften dieses Gesetzes zu bilden.“ Er schlug eine Seite auf. „Paragraph 4 regelt die Wahl, die Sie nun vorzunehmen haben. Wie ich sehe, sind Sie alle anwesend. Trotzdem bitte ich Sie, sich hier nun in diese Liste einzutragen. Bitte unterschreiben Sie in der Zeile neben Ihrem Namen, um zu bestätigen, dass Sie persönlich anwesend sind und von mir auf die Notwendigkeit aufmerksam gemacht wurden, aus Ihrer Mitte einen Vorsitzenden zu bestimmen. Ich werde diese Wahl für die Öffentlichkeit protokollieren und auf ihren rechtmäßigen Ablauf hin überprüfen.“
Einer nach dem anderen ging nach vorne und unterschrieb.
„Sie können nun Vorschläge machen und diese Vorschläge beraten.“
Bette meldete sich.
„Ich schlage Torn Haller vor. Er ist schließlich Rechtsanwalt und so weiter. Warum sollen wir da rumdiskutieren?“
„Als o, nichts gegen Rechtsverdreher“, sagte Elester Major. „Aber ich finde, wir sollten die Flottenfrau nehmen. Die hat am meisten Erfahrung darin, den Ton anzugeben, wenn ihr versteht, was ich meine. Da gibt es wenigstens kein langes Gefackel. Könnte nicht schaden, wenn‘s ein bisschen zackig durchgezogen wird. Sonst sitzen wir nächstes Jahr noch hier und meine Nachbarn passen nicht ewig auf meine Tierchen auf.“
„Nichts gegen beide “, meldete sich Alisander zu Wort. „Ich schlage trotzdem Mira van Moran vor. Sie hat die besten Kontakte zu den Medien und unser Vorsitzender wird ja Interviews geben müssen, Presseerklärungen formulieren und all das. Und da Sie einen intersystemischen Konzern leitet, wird sie wohl auch ein paar Sitzungen leiten können.“
Torn Haller sah aus wie vom Donner gerührt.
„Natürlich“, sagte er. „Wenn Sie das möchten, Mira?“
„Ich möchte ihnen nicht vorgreifen, Torn. In juristischen Dingen sind sie mir weit voraus.“
„Stimmen wir ab“, sagte Lace.
Alle drehten sich zu ihm um. Es wurde still.
Dann sagte Dr. Sanders: „Wir sollten Gelegenheit zu weiteren Vorschlägen geben. Wir haben nun Mira van Moran, Commander Strudd und Torn Haller. Andere Vorschläge?“
„Also, wir müssen uns ja nicht a lle auf die Liste setzen lassen“, sagte Torn Haller. „Ich ziehe mich gerne zurück, und die Damen können es unter sich ausmachen.“
„Nein, denn ich stehe nicht zur Verfügung“, sagte Antoia. „Ich habe kein Händchen für die Medien und ganz offen gesagt: meine Vorgesetzten wünschen nicht, dass ich allzu viel im Rampenlicht stehe. Das ist meinem Rang nicht angemessen.“
„Stimmen wir ab “, wiederholte Lace.
„Nun, schön “, sagte Dr. Sanders. „Die Abstimmung hat geheim zu erfolgen. Ich habe einen Zähler mitgebracht. Bitte überzeugen sie sich von der Intaktheit der Versieglung!“ Er zeigte das kleine Gerät herum. „Ich gebe nun also die Namen der beiden Kandidaten in der Reihenfolge des Alphabets ein. Alles, was sie nun tun müssen, ist den Namen desjenigen anzutippen, den Sie wählen möchten. Ich überzeuge mich nach jeder Wahleingabe, dass gezählt wurde und das Wahlmenü zu sehen ist.“
Innerhalb von zwei Minuten waren die sieben Stimmen gezählt. Dr. Sanders sah stirnrunzelnd auf den Display.
„Nun, meine Damen und Herrn. Sie haben gewählt. Sie können das Ergebnis nachher einsehen, falls Sie das möchten. Es wurden sieben Stimmen abgegeben. Davon entfielen drei Stimmen auf Torn Haller. Vier Stimmen wurden für Mira van Moran abgegeben. Damit haben Sie Mira van Moran zur Vorsitzenden Ihres Ausschusses bestimmt.“
Haller stand auf und schüttelte Mira die Hand.
„Kein Zweifel, wer vor der Kamera die bessere Figur macht“, sagte er. Sie gab ihm Küsschen auf beide Wangen und er kehrte ein wenig perplex auf seinen Platz zurück.
Dr. Sanders bat die Anwesenden, sich ihrer Verantwortung bewusst zu sein, sich in der Öffentlichkeit ihrem Amt gemäß zu verhalten („Keine wilden Ausflüge mehr, York!“, rief Elester), sich ernsthaft um die Ermittlung der Wahrheit zu bemühen und nicht mit Journalisten oder Privatleuten über Einzelheiten zu sprechen, die etwa ans Licht kommen mochten.
„Die Ausschussvorsitzende kann jederzeit an die Presse herantreten oder Interviews geben, darf aber keine Äußerungen über den Stand der
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