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Wasserläufer (Aqua Stellata) (German Edition)

Wasserläufer (Aqua Stellata) (German Edition)

Titel: Wasserläufer (Aqua Stellata) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B. C. Bolt
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zeigten sich überrascht von der Veränderung, die Terrel in der kurzen Zeit durchgemacht hatte. Er nahm die Geige jetzt unregelmäßig zur Hand. Wenn Lace da war, verbrachten sie manchmal ganze Vormittage damit, Musik zu hören und Aufnahmen zu vergleichen. Dann feilte Terrel über Stunden hinweg an einem Stück, um sein Instrument dann ganz unvermittelt fortzuräumen und es tagelang unbeachtet zu lassen.
    „Ich weiß wirklich nicht g enau, ob es ein Fortschritt ist“, sagte Cornelsen. „Vielleicht ist es altmodisch von mir, aber ich glaube immer noch, regelmäßige Übung muss sein. Terrel spielt zweifellos viel lebendiger, aber ...“
    „Aber?“, fragte Lace und nahm sich Krabbensalat.
    Cornelsen hob die Schultern.
    „Ist Disziplin nicht der Schlüssel zum Erfolg?“
    „Terrel ist sehr diszipliniert. Er arbeitet so lange, bis wir beide zufrieden sind.“ Lace zwinkerte Terrel zu. „Zugegeben: Er lernt es von mir eben auch auf meine Art. Ich fand Leidenschaft immer viel wichtiger als regelmäßige Übung. Und wer kann schon nach Stundenplan Leidenschaft entfalten?“
    Cornelsen lachte.
    „Eins zu Null für Sie.“ Er warf Lace einen schnellen, abschätzenden Seitenblick zu. „Gilt diese Devise übrigens für alle Lebensbereiche? Würden Sie die Suche nach Wahrheit genauso betreiben wie die Musik?“
    Lace fragte sich das selbst. Er spürte, dass sein Engagement nachgelassen hatte. Er war kein Ausschuss-Mitglied mehr. Geld anzunehmen, gefiel ihm nicht und raubte ihm eher die Motivation, als ihn anzuspornen. Mira und Antoia gegenüber fühlte er sich in der Pflicht und Pflichterfüllung und Leidenschaft schlossen einander eindeutig aus. Die Sache schien so durchsichtig, so berechenbar, und dabei so schwer zu fassen.
    „Es fragt sich, ob die Leidenschaft zur Wahrheit so reich belohnt wird, wie die Leidenschaft für Musik“, sagte er.
    „Ideell oder finanziell?“, fragte der praktisch veranlagte Cornelsen.
    „Oh, ich meine wohl ideell“, sagte Lace und plötzlich kam es ihm pathetisch vor. Nach dem Essen ging er allein aufs Dach hinauf und holte seinen Kommunikator heraus. Erst wollte er Antoia anrufen, dann gab er aber Alisanders Kürzel ein.
    Alisander meldete sich nach wenigen Sekunden.
    „Na! Wie bekommt dir das Unterrichten?“
    „Gut, nehme ich an.“ Lace wusste nicht, wie er nach Alisanders Fortschritten fragen sollte, aber Alisander winkte sofort ab. „Ich hatte eine stressige Woche. Sitzungen, Budgetprobleme. Das Übliche. Einige Kollegen hatten meine Abwesenheit genutzt, um die eine oder andere Veränderung vorzunehmen und kaum war ich wieder da, musste ich um Haushaltsposten kämpfen. Ich hoffe, ich habe die kommende Woche Zeit, mich um andere Dinge zu kümmern. Gibt es etwas Neues von New Haven?“
    „Nein “, antwortete Lace.
    Sie sahen einander an. Alisander wirkte auf der handtellergroßen 2D-Darstellung ganz professoral. Er betrachtete Lace wie einen Studenten, der versucht, eine Prüfungsfrage zu umgehen.
    „Nichts?“, hakte er nach.
    „ Die Dinge passen nicht zusammen. Sie passen überhaupt nicht zusammen.“
    „Nun, das gibt doch Anlass zu Hoffnungen“, erwiderte Alisander prompt. „Nichts ist so öde wie Dinge, die zusammenpassen. Forscher leben von offenen Fragen, von Widersprüchen, Lücken und Ungereimtheiten.“
    „Danke“, sagte Lace matt. Als er direkt nach Alisander Antoia anrief, klang ihm Musik entgegen. „Seit wann hörst du Beethoven?“, fragte er, als sich das Bild stabilisiert hatte.
    Antoia trug einen marineblauen Freizeitanzug der Flotte und hinter ihr entdeckte Lace die etwas wackligen Umrisse einer Holo-Übertragung. Antoia lächelte.
    „Brian Lace spielt. Sie bringen alte Aufnahmen. Deine Popularität scheint durch den Ausschuss tatsächlich Auftrieb bekommen zu haben.“
    Lace zog die Augenbrauen hoch. „Wenn du mit dem Razumovsky-Quartett etwas anfangen kannst, besitzt du mehr musikalischen Sachverstand als die meisten Leute.“
    „Mich interessiert mehr der Bursche, der die Geige spielt“, gab Antoia zurück.
    „Du schmeichelst mir. Aber ich würde es vorziehen, wenn du dich mit dem Original beschäftigen würdest.“
    „Das ist leider nicht greifbar.“ Antoia ließ ihre Lider flattern. „Deswegen schicke ich ihm jetzt eine kleine geschützte Nachricht.“ Ihr Finger berührte ein Feld. Der Kontakt brach ab. Kurz darauf, zeigte der Kommunikator das Eintreffen einer personalisierten Nachricht. Lace gab seinen Code ein und die Nachricht

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