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Wassermanns Zorn (German Edition)

Wassermanns Zorn (German Edition)

Titel: Wassermanns Zorn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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Taxi gefahren.»
    «Und das kann Ihr Arbeitgeber bestätigen?»
    «Ich bin selbständig. Aber mein Bruder, dem das Unternehmen gehört, kann es bestätigen, ebenso wie die Fahrgäste. Die kann ich Ihnen sogar mit Namen und Adresse nennen.»
    Frank hörte seine Stimme lauter werden und fühlte seinen Puls ansteigen. Er dachte an die Pille in seinem Magen, deren Wirkstoff sich bestimmt noch nicht gelöst hatte. Er musste unbedingt ruhig bleiben, aber es fiel ihm so schwer. Schon wieder wurde er verdächtigt, und das kotzte ihn an.
    «Jetzt habe ich aber die Schnauze voll», sagte er. «Ich habe den ganzen Vormittag nach Lavinia gesucht, und ich sage Ihnen, da stimmt etwas nicht. Sie wurde verfolgt, und jetzt ist sie verschwunden. Wann fangen Sie endlich an, nach ihr zu suchen?»
    «Bleiben Sie bitte ruhig, Herr Engler», sagte die Polizistin. «Wir helfen Ihnen ja. Würde es Ihnen etwas ausmachen, uns aufs Präsidium zu begleiten?»
    Frank setzte sich mit einem Ruck auf und spürte Holger Kraul hinter sich.
    «Bin ich verhaftet?»
    Manuela Sperling schüttelte den Kopf.
    «Auf keinen Fall. Aber es gibt dort einen Kollegen, der ihre Geschichte unbedingt hören muss. Ich verspreche Ihnen, wir suchen nach Frau Wolff.»
    Frank fixierte sie aus schmalen Augen.
    «Heißt das, Sie glauben mir?»
    «Ich habe allen Grund dazu.»
    Sie wich seinem Blick nicht aus. Frank spürte große Erleichterung. Endlich schenkte ihm jemand Glauben. Er hätte ihr um den Hals fallen können, so glücklich war er in diesem Moment.
    «Dann komme ich mit», sagte er und lächelte.

22
    Der Druck in seinem Kopf wurde von Minute zu Minute schlimmer und steigerte sich ins Unerträgliche. Die kleinste Bewegung schien seine Schädeldecke wegsprengen zu wollen, deshalb lag er ganz still da, rührte sich nicht und starrte gegen die mit Fliegendreck übersäte Zimmerdecke.
    Wie lange lag er schon hier?
    Er wusste es nicht. Er konnte sich schwach daran erinnern, dass Nielsen geduscht und sich an seinem Kleiderschrank zu schaffen gemacht hatte. Eric war so weggetreten gewesen, dass er auf keine der Fragen oder Vorhaltungen seines Kollegen hätte reagieren können, aber er hatte durch den Nebel seines Rausches wahrgenommen, wie sauer Nielsen auf ihn war. Zu Recht oder nicht, dass interessierte Eric nicht. Er war froh, als Nielsen endlich gegangen und Ruhe eingekehrt war.
    Es war dunkel im Schlafzimmer, und auf eine Uhr konnte er nicht schauen, ohne sich zu bewegen, deshalb wusste Eric nicht, ob und wie lange er geschlafen hatte, nachdem Nielsen verschwunden war.
    Langsam kehrte die Erinnerung an die letzte Nacht zurück. Der Alkohol hätte einiges davon in den Orkus spülen sollen, und vielleicht fehlte ja auch ein großer Teil, aber an die peinlichen Einzelheiten konnte Eric sich leider erinnern. Die zwei Jungs von der Spurensicherung, die ihn angesprochen und an ihm gerüttelt hatten, hatte er zwar wahrgenommen, ihnen aber nicht antworten können. Irgendwann war Nielsen aufgetaucht. Der würde sicher den Mund halten, aber war die Sperling nicht auch am See gewesen? Oder brachte er da etwas durcheinander? In seinem Kopf war alles voller Wasser und badender Frauen, und immer wieder schob sich das neugierige Gesicht der Sperling dazwischen. Die würde bestimmt nicht den Mund halten, das konnte sie gar nicht. Irgendwie war die blöde Kuh sogar schuld an dem ganzen Desaster. Mein Gott, wie er sie hasste!
    Eric stöhnte auf und fasste sich an die Stirn. Kalter Schweiß stand darauf. Er stank wie ein Schwein und sehnte sich nach einer heißen Dusche, traute sich aber nicht, aufzustehen. Am liebsten wäre er für immer da draußen an dem See geblieben. Die Nacht mit ihren beruhigenden Geräuschen, der Sonnenaufgang mit seinen lieblichen Farben, der beginnende Tag, so frei von Lärm und Stress, so anders, so lebenswert. Er war stockbesoffen gewesen und hatte es trotzdem genossen. Als die Sonne aufgegangen war und die Wasseroberfläche für ein paar Minuten mit einem rötlichen Schimmer überzogen hatte, da hatte er sich seine Dienstwaffe zum letzten Mal in den Mund gesteckt. Es war der richtige Moment gewesen, das hatte er gespürt, und doch hatte ihm die Kraft gefehlt. Zum vierten Mal, seit er das Präsidium verlassen hatte, war seine Hand mit der Waffe zurückgesunken zwischen seine Beine, und anstelle einer Kugel hatte er einen weiteren Schluck Rum genommen. Das war zwar nicht dasselbe, aber es half zumindest für den Moment.
    Jetzt ließ seine Wirkung nach, und

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