Wassermans Roboter
dachte einen Augenblick lang nach.
»Mhm. Falls Wasserman und sein Roboter Dreck am Stecken haben, wäre das die erste Zustellung nach dem Zwischenfall in der U-Bahn, stimmt’s?«
»Stimmt.«
»Ruf die Frau noch mal an und frag sie, ob sie ganz sicher ist, daß der Roboter mit einem Kleiderpaket auf dem Arm weggegangen ist. Sie soll auch mal nachsehen, ob ihr eigenes Kleid da ist – na, du weißt schon. Ich seh mir inzwischen mal die Daten auf der Kapsel hier an.«
Beide nahmen einen Telefonhörer zur Hand. Der Ranghöhere schaltete sich zum Computerbildschirm durch, mit dem sein Kollege gearbeitet hatte und ließ sich von ihm alle Daten über die Zustellung im Navarro-Hotel zeigen. Sein Kollege rief im Hotel an und sprach mit Wassermans Kundin.
Als der Ranghöhere den Hörer vom Ohr und seine Zigarette zur Hand nahm, sagte er: »Den Daten zufolge wurde lediglich gesagt: ›Herein‹ (die Frau). ›Zustellung von Wassermans Kleiderdienst Madam‹ (der Roboter). ›Schön, leg’s im Schlafzimmer aufs Bett‹ (die Frau), dann eine Pause. Anschließend ›Bitte überprüfen Sie die Empfangsbescheinigung‹ (der Roboter). ›Danke‹ (die Frau) und ›Ich danke Ihnen, Madam‹ (der Roboter). Am besten fragst du sie noch mal danach. Ach was, das ist so wichtig, da fahren wir mal hin.«
»Augenblick«, sagte der Kollege, nahm die Hand von der Sprechmuschel und hielt den Hörer wieder ans Ohr. Er hörte einige Sekunden lang zu und legte dann die Hand wieder auf die Sprechmuschel. »Sie sagt, sie kann das Kleid nicht finden. Sie war heute ziemlich viel weg und hatte noch gar nicht richtig nachgesehen. Sie sagt, daß ein Päckchen auf dem Bett liegt, aber wohl zu klein für …« Die beiden Polizeibeamten sahen einander erschrocken an.
»Ach du großer Gott«, sagte der mit dem Hörer in der Hand.
»Sag ihr, sie soll es um Gottes willen nicht anfassen«, sagte der andere und griff nach einem dritten Telefon.
Um 18:10 Uhr war das Bombenräumkommando auf dem Weg zum Navarro Hotel, um 19:20 Uhr war der Zünder entschärft und lag der Sprengsatz auf der Polizeiwache, nahezu fünf Kilo Sprengstoff, sauber in mehrere Schichten von Papier und Kunststoffolie verpackt.
Die Polizisten hatten einen Streifenwagen zur 42. Straße geschickt, mit dem Auftrag, Wasserman festzuhalten und sich des Roboters zu bemächtigen, sobald er zurückkam. Nachdem die Untersuchung des Sprengsatzes beendet war, fuhren sie mit ihm zu Wassermans Laden. Wasserman war mit seinen beiden Robotern allein, die Angestellten waren von dem als Wache abgeordneten Polizeibeamten nach Hause geschickt worden.
Die Polizisten hatten den Eindruck, als habe Wasserman getrunken. Zwar konnten sie keinen Alkohol riechen und sahen keinen Grund, ihn in ein Röhrchen blasen zu lassen, aber sein Gesicht war leicht gerötet, und er konnte die Hände nicht ganz ruhig halten.
Sie hatten damit gerechnet, daß Wasserman weiter leugnen würde, aber er war wie ausgewechselt. Er kam langsam auf sie zu, sah das Päckchen lange an, als wisse er, was es enthalte, sei aber nicht in der Lage, darauf zu reagieren. Schließlich hob er den Blick.
»Unsereins kann machen, was er will – er verliert«, sagte er.
»Sie wissen, was das ist?«
»Woher haben Sie das?«
»Geben Sie zu, daß es Ihr’s ist?«
»Sagen Sie mir erst, woher Sie es haben.«
»Ihr Roboter hat es bei einer Kundin im Navarro Hotel gelassen.«
Wasserman schien zu schwanken, dann drehte er sich zu dem Zustell-Roboter um, der noch aktiviert war und in seiner Nähe stand. »Stimmt das?« fragte er ihn mit bebender Stimme. »Versuchst du mich zu ruinieren, wie alle anderen?«
»Nein, Sir.«
»Spar dir die Lügerei!« brüllte Wasserman jähzornig. »Ich will die Wahrheit hören. Hast du den Sprengsatz da im Navarro Hotel liegenlassen?«
»Nein, Sir.«
»Und was ist mit dem Abendkleid? Ich habe es mit eigenen Händen für eine meiner besten Kundinnen ausgebessert. Es ist 20.000 Dollar wert. Was hast du mit dem Abendkleid gemacht?«
»Ich habe es im Navarro Hotel abgeliefert.«
»Haben Sie das Kleid gefunden?« fragte Wasserman die Polizisten mit erhobener Stimme.
»Nein.«
Er nahm einen Aschenbecher von einem der Arbeitstische und schleuderte ihn gegen den Roboter. »Du hast einen Sprengsatz abgeliefert! Du hast meiner besten Kundin einen Sprengsatz gegeben!« Er weinte jetzt, seine Wut war geschwunden. »Ich weiß, daß du ihr einen Sprengsatz gegeben und das Kleid in den Fluß geworfen hast, du
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