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Wassermans Roboter

Wassermans Roboter

Titel: Wassermans Roboter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang (Hrsg.) Jeschke
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sie, obwohl er nicht ihr Vater ist. Wie verrückt er auch auf Sie wirken mag, meine Kinder liebt er. Weder er noch ich wollen, daß sie ohne Eltern aufwachsen.«
    Sie wischte eine Träne aus dem Auge und stand auf. Weiter kam die Polizei bei ihr nicht, auch später nicht. Sie durchsuchten die Wohnung, sprachen mit den Nachbarn, konnten aber kein belastendes Material finden: so kam Wasserman allein vor Gericht und wurde zu Gefängnis verurteilt.
    Seinem Fall wurde in den Medien viel Platz eingeräumt, und er beeinflußte eine Novellierung des Peabody-Gesetzes. Mit Wirkung vom 12. Oktober 2042 mußte jeder Roboter auf versiegelten und nicht löschbaren Speicherkapseln Monat für Monat eine vollständige Aufzeichnung über jeden Schritt liefern, den er tat. Der Besitzer war verpflichtet, diese Kapseln fünf Jahre lang aufzubewahren. Als ein Reporter, der dringend eine Geschichte brauchte, Wasserman über den Gegenstand befragte, hieß dessen Kommentar dazu, all das könne nichts daran ändern, daß noch immer ein Abendkleid im Wert von 20.000 Dollar irgendwo auf dem Grund des East River liegen müsse.
     
    Originaltitel: »Wasserman’s Robots«
    Copyright © 1988 by Richard Stone (Originalausgabe)
    Copyright © 1988 der deutschen Übersetzung by Wilhelm Heyne Verlag, München
    Aus dem Englischen übersetzt von Karl A. Klewer
    Illustriert von Klaus Porschka

 
Hans Altmeyer
Sprung in die Tiefe
     
    An diesem Abend war es wieder besonders schlimm. Wir saßen im Garten eines Freundes und redeten über Gott und die Welt. In den Ästen über den grüngestrichenen Holztischen schwankten bunte Lampions und drehten sich in der leichten Brise. Das gute Bier vom Faß tat sein übriges, und mit jedem Mal, wenn ich aufstand, um noch ein weiteres Glas zu zapfen, fühlte ich den weichen Boden stärker schwanken. Als ich an meinen Platz zurückkehrte, fand ich dort einen Fremden vor.
    »Hallo!« sagte ich, freundlich, wie man nur im Suff zu jedem freundlich ist. Er nickte mir zu, und ich ließ mich schwer in einen der wackligen Klappstühle fallen. Mein Freund hat einen großen Bekanntenkreis. So wunderte ich mich nicht über den Unbekannten, sondern verwickelte ihn in eins dieser nutzlosen Gespräche, in denen alles möglich und sagbar wird.
    »Was halten Sie vom ewigen Leben?« fragte der Fremde plötzlich, nachdem wir bereits eine Menge bierseliges Gerede von uns gegeben hatten.
    »O ja, ich war schon immer religiös.« Der Satz gefiel mir, und ich nahm mir vor, ihn später wieder zu gebrauchen.
    »Unsinn, doch nicht das! Ich meine richtig … so richtig ewig leben.« Der Kerl war betrunkener als ich, dachte ich und war zugleich stolz auf meinen geschärften Verstand.
    »Gibt’s nicht«, stellte ich fest. Ich hoffte, er würde mir jetzt nicht seine Lebensgeschichte vortragen, und tatsächlich verschonte er mich damit. Er lachte nur und sah mich merkwürdig von der Seite an. Vielleicht erwähnte ich bereits, daß ich mich nicht gerne so von der Seite ansehen lasse, aber in diesem fortgeschrittenen Stadium ging ich großzügig darüber hinweg.
    »Ich biete Ihnen eine Demonstration an«, sagte er dann. »Eine Vorführung sozusagen, völlig gefahrlos und sehr anschaulich.«
    Ich mußte mich verhört haben. »Wissen Sie was?« sagte ich. »Entweder Sie spinnen, oder Sie sind völlig blau!«
    »Meinetwegen. Kommen Sie morgen nachmittag zur Domplatte. Ich sitze jeden Tag vor dem Domhotel und bereite mich vor.«
    Ich erinnere mich heute nicht mehr daran, ob an diesem Abend noch weiter über dieses Thema gesprochen wurde, denn ich war am Ende so betrunken, daß mir der weitere Verlauf nur noch verschwommen in Erinnerung blieb.
     
    Natürlich ging ich nicht hin. Am Tag nach dem Gartenfest war mir nicht nach Sensationen, eher nach Alka-Seltzer und Prärieauster. Trotzdem spukte mir das Ganze weiter im Kopf herum. Eine Demonstration der Ewigkeit! Es war viel zu hirnrissig, um wahr zu sein, aber vielleicht gab es Stoff für eine Story oder ein paar blöde Bemerkungen in der Studentenzeitung, an der ich zu dieser Zeit mitarbeitete.
    Drei Wochen später war ich in der Stadt, hatte einige Platten gekauft und streunte auf der Suche nach einem Glas Bier umher. Der Teufel muß mich geritten haben, daß ich schließlich am Dom landete. Ich weiß es nicht.
    Eine Menge Touristen liefen zu Füßen der mächtigen Kathedrale herum und versuchten den Bau in ihre winzigen Kameras zu zwängen. Die vollbusige Andenkenverkäuferin lehnte über dem Tresen

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