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Wassermans Roboter

Wassermans Roboter

Titel: Wassermans Roboter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang (Hrsg.) Jeschke
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Wassermans Roboter war unverdächtig – sein Brustfach war leer.
    »Sonst haben Sie nichts herausbekommen?« wollte einer der beiden Beamten wissen. »Hatte er einen Sprengsatz drin oder nicht?«
    »Wer weiß das schon? Sprengstoffspuren haben wir nicht gefunden. Es wäre natürlich denkbar, daß die, die ihn hergerichtet haben, mit äußerster Sorgfalt vorgegangen sind.«
    »Ist es technisch möglich, einen Sprengsatz herauszunehmen, ohne Spuren zu hinterlassen?«
    »Sicher, wenn der in einem entsprechenden Behälter untergebracht ist, ja.«
    »Sie haben also nichts?«
    »Hören Sie auf zu jammern! Sie haben einen einwandfreien Roboter, und keinem Menschen ist was passiert.«
    Jetzt standen die Polizeibeamten dem empörten Wasserman und seinem Roboter gegenüber.
    »Sie wollen wohl Ihre Karre da so stehenlassen, daß sie den Bürgersteig vor meinem Laden blockiert?« sagte Wasserman und wies aus dem Fenster auf das Einsatzfahrzeug, auf dessen Dach noch das Rundumlicht blinkte. »Müssen Sie mir alle Kunden vergraulen?«
    »Wir möchten uns gern mit Ihrem Roboter unterhalten.«
    »Mit meinem Roboter?«
    »Sie haben es ja gehört.«
    »Na schön, sag ihnen, was sie wissen wollen«, sagte Wasserman zu seinem Roboter. »Verrat ihnen all meine Geschäftsgeheimnisse!« Erschöpft wandte er sich ab. »Ich hol mir nur ’ne Tablette gegen meine gräßlichen Kopfschmerzen.«
    Wasserman zog sich in die Räume hinter dem Laden zurück, als habe er endgültig genug von Sprengsätzen, Polizisten und Robotern.
    »Erinnerst du dich an die Zustellungen, die du heute vorgenommen hast?« fragte der Ranghöhere der beiden Beamten.
    Der Roboter war ein gewöhnliches Standardmodell von etwa ein Meter fünfzig Höhe. Seine Stimme war so programmiert, daß sie klang wie die eines etwa zwanzigjährigen Mannes. »Ich speichere gewisse Daten für jeweils vierundzwanzig Stunden, Sir.«
    »Du weißt also zum Beispiel, wem du heute etwas geliefert hast?«
    »Ja, Sir.«
    »Und auch was?«
    »Ja, Sir.«
    »Was noch?«
    »Alles Sprachverhalten zwischen mir und Dritten, Einzelheiten über alle finanziellen Transaktionen, einen Plan der zurückgelegten Wege und der dafür aufgewendeten Zeit, Uhrzeiten von Zustellungen sowie Aufzeichnungen darüber, wie ich auf Bedrohung reagiert habe.«
    »Hat dich heute jemand bedroht?«
    »Nein, Sir.«
    »Ist das ganz sicher?«
    »Ja, Sir.«
    Der ranghöhere Beamte sah seinen Kollegen an, und der Mann mit dem Gesicht wie ein alternder Boxer führte die Befragung fort.
    »Hast du heute die U-Bahn benutzt?«
    »Ja, Sir.«
    »Du sagst, du hast Aufzeichnungen von allem, was du gesagt hast und was man dir gesagt hat?«
    »Ja, Sir.«
    »Na schön, hast du in der U-Bahn heute mit jemandem gesprochen?«
    »Ja, Sir. Man hat mich nach der Uhrzeit gefragt. Ich habe das als nicht-bedrohliche Situation eingestuft, in der mein Betreiber keinen Zeitverlust erleiden konnte, also habe ich geantwortet.«
    »Sonst nichts?«
    »Nein, Sir.«
    »Du hast nicht Menschen darauf hingewiesen, daß du im Brustfach einen Sprengsatz hast?«
    »Nein, Sir. Gemäß gesetzlicher Vorschrift bin ich so programmiert, daß ein solches Sprachverhalten meinerseits nicht möglich ist.«
    Der ranghöhere Beamte fragte: »Kannst du uns eine überprüfbare Aufzeichnung all der Angaben aushändigen, die deine Wege und Zustellungen ab neun Uhr heute früh betreffen?«
    »In welcher Form, Sir?«
    Der Beamte nahm eine kleine Speicherkapsel aus der Tasche.
    »Auf Computer-Normkapsel.«
    »Ja, Sir. Allerdings brauche ich dazu Mr. Wassermans Genehmigung.«
    »Haben Sie gehört?« rief der Beamte nach hinten.
    »Gib’s ihnen!« sagte Wasserman kaum hörbar. »Sie kriegen sie sowieso, also gib’s ihnen gleich!«
    Der Roboter zog einen mehrpoligen Stecker aus einem Fach an seiner Hüfte, steckte ihn einige Sekunden lang in die entsprechenden Kontakte an der Kapsel und gab dann dem Beamten die Kapsel zurück.
    »Bis später«, riefen die Beamten, als sie den Laden verließen.
    Draußen trennten sie sich: der Mann mit dem Boxergesicht kehrte mit der Speicherkapsel zur Wache zurück, um die Zustellungen des Roboters zu überprüfen, während der andere einen V-Mann der Polizei in einer der Roboter-Schutzagenturen aufsuchte. Er glaubte nicht mehr so recht an den Nutzen ihrer Nachforschungen. Da er außerdem müde und hungrig war, aß er erst einmal etwas Gebäck, trank Kaffee und unterhielt sich mit dem Kontaktmann über Baseball, was er später als im Interesse guter

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