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Wassermans Roboter

Wassermans Roboter

Titel: Wassermans Roboter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang (Hrsg.) Jeschke
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Beziehungen unerläßlich verteidigte.
    Nach etwa einer halben Stunde sagte er schließlich, um die eigentliche Sache hinter sich zu bringen: »Don, wir haben ’nen eigentümlichen Fall.«
    »Laß hören!«
    »Es besteht Grund zu der Annahme, daß heute morgen in der U-Bahn ein Roboter verrückt gespielt und Menschen bedroht hat.«
    »Warum?«
    »Selbstverteidigung. Faß mich nicht an, sonst geh ich in die Luft.«
    »Na ja, versucht worden ist das schon mal. Wo ist der Haken?«
    »Wir haben keine Beweise. Einige Zeugen haben sich die Nummer gemerkt, aber der Besitzer und sein Roboter streiten alles ab. Kann man Roboter eigentlich so programmieren, daß sie lügen?«
    »Kommt drauf an, was man mit ›lügen‹ meint.«

    »Na schön, sehen wir uns mal die technische Seite an. Krieg ich noch ’nen Schluck Kaffee?«
    »Klar.«
    Nachdem die Tassen neu gefüllt waren, forderte der Polizist den anderen auf: »Erklär’s mir so, daß ich’s verstehen kann!«
    »Lügen ist was spezifisch Menschliches, Al, und insofern hast du recht. Ein Roboter kann nicht lügen, weil ihm die menschlichen Antriebe fehlen. Er hintergeht niemals absichtlich jemanden, genausowenig wie er die Wahrheit sagt, um Zuneigung zu gewinnen oder Selbstachtung zu erringen. Er tut einfach, worauf er programmiert ist und was seine ZSE ihm vorschreibt.«
    »Mir mußt du das schon ganz klar sagen: kann er etwas sagen, das nicht stimmt, oder nicht?«
    »Bei allen neueren handelsüblichen Robotern ist ein großer Teil der Datenbearbeitungsprogramme und fast alles, was mit ihren Bewegungsabläufen und ihrer Gliedmaßen-Koordination zu tun hat, im ROM gespeichert, einem reinen Lesespeicher. Man kann daraus lediglich etwas abrufen, aber nichts eingeben – das ist gesetzliche Vorschrift. Auch hier stimmt es wieder, daß Roboter nicht lügen können, weil diese eingebauten Programme verfälschende Manipulationen an den Daten unmöglich machen: der Roboter kann zum Beispiel nicht immer Brown für Smith lesen oder bei allen Beträgen, mit denen er zu tun hat, die letzte Null weglassen. Aber – und hier muß man genau wissen, was man tut – jeder Roboter muß zahlreiche Daten und auch einige Programme in RAM haben, also einen frei programmierbaren Speicher mit wahlfreiem Zugriff. Diese Angaben also kann man von einem Tag zum anderen ändern, und das ist auch nötig, weil ein Roboter unterschiedliche Arbeitsvorgänge beherrschen und bei verschiedenen Betreibern unterschiedliche Arbeitsabläufe verrichten muß.«
    »Wenn ich das richtig verstehe, kann den größten Teil dieses Programmierens der Eigentümer einfach dadurch vornehmen, indem er dem Roboter sagt, was er von ihm will.«
    »Genauso ist es. Der Roboter setzt die Anweisungen dann in Verfahrensprogramme um. Man kann aber auch Programm-Moduln kaufen, die einen ganzen Haufen komplizierter Verhaltensweisen gespeichert haben – wie beispielsweise das Fahren mit der U-Bahn. Wer versucht, einem Roboter das auf dem Weg der verbalen Instruktion einzutrichtern, würde wahrscheinlich an allen Ecken und Enden mit widersprüchlichen oder falschen Anweisungen Schwierigkeiten kriegen. Ich hab mal jemand gekannt, der hat seinen Roboter zum Zigarettenholen geschickt – zwei Straßen weiter war das – und nach drei Wochen ist das Ding dann in San Francisco aufgetaucht.«
    Nach einer Pause sagte der Polizeibeamte: »Du hättest es mir ja wahrscheinlich sowieso gesagt: wieso eigentlich?«
    »Nun, vermutlich hatte der Mann gesagt: ›Geh die 40. Straße nach Westen, bis zum Postamt, dann nach links, bis du an einen Süßwarenladen kommst, da gibt’s Zigaretten‹, und wenn es dann in der 40. Straße kein Postamt gibt, marschiert der Roboter brav immer weiter nach Westen. Es ist nun einmal so, Al, man braucht eine Menge frei programmierbarer Speicherkapazität. Das bedeutet, man kann einen Teil des Programms und bestimmte Daten löschen und durch andere ersetzen –, vorausgesetzt, man weiß, wie es geht.«
    »Mit anderen Worten, der Roboter kann bestreiten, daß er einen Sprengsatz hatte, nicht, indem er selbst die Tatsachen verdreht, sondern weil die Daten in seinem Speicher geändert worden sind?«
    »Du hast’s erfaßt.«
    »Schön, jetzt zu den Einzelheiten: Wie ändert man die Daten im Speicher? Nehmen wir mal diesen Roboter in der U-Bahn. Er schnarrt seine Bombenwarnung, wenn die Zeugen sich richtig erinnern, gegen zwölf Uhr, taucht dann erst gegen drei wieder auf, völlig in Ordnung, im Speicher findet sich

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