Wassermans Roboter
hirnloser Roboter. Außerdem haßt du mich und willst mich zugrunderichten wie alle anderen auf der Welt.«
Die Beamten nahmen Wasserman fest und brachten ihn zur Wache. Sie hatten jetzt eine stichhaltige Anklage gegen ihn und waren erleichtert, daß sie die Bombendrohung so rasch aufgeklärt hatten. Nur eines machte ihnen in den nächsten Tagen noch zu schaffen: Wasserman weigerte sich, seine Schuld einzugestehen oder vor Zeugen eine Aussage zu machen. Auch war er nicht bereit anzugeben, wer das verbotene Programmieren durchgeführt und den Sprengsatz beschafft hatte. Man verhörte ihn Stunden um Stunden, wies auf die Fehler hin, die der Programmierer gemacht hatte, gab zu bedenken, einen Komplizen, der so schlampig arbeite, brauche er nicht zu decken – er schwieg beharrlich.
Die einzige bedeutsame Einzelheit, die sich aus der weiteren Untersuchung durch die Polizeibeamten ergab, betraf Wassermans Frau: entgegen ihren Angaben hatte sie zwei Jahre am College studiert, unter anderem Roboterwissenschaft und Chemie. Außerdem stellten sie fest, daß sie damit rechnen mußte, ihre Anstellung bei dem Grußkartenfabrikanten zu verlieren, Grund genug, sich intensiver mit den finanziellen Angelegenheiten ihres Mannes zu befassen.
Die Beamten verschafften sich im Archiv des College Einblick in ihre Unterlagen und unterhielten sich mit einem ihrer akademischen Lehrer. Dieser erinnerte sich ihrer als einer lebhaften jungen Frau, die mehr zum Praktischen als zum Theoretischen neigte, aber nicht immer systematisch vorging. Der Ranghöhere stattete seinem V-Mann einen weiteren Besuch ab: er wollte wissen, ob diese Punkte zum Neuprogrammieren von Wassermans Roboter paßten.
Der grübelte eine Weile und sagte dann: »Das muß ich bejahen. Ich zweifle lediglich, ob sie das tatsächlich mit dem Wissen von zwei Jahren College machen konnte. Aber wahrscheinlich hat sie seitdem dazugelernt. Was die Fehler angeht, sind sie leicht zu erklären. Der Roboter hat seine Karten auf den Tisch gelegt, ohne daß er ernsthaft bedroht wurde. Wie soll man andererseits eine ernsthafte Bedrohung definieren? Man kann zum Beispiel jemand ein Paket entreißen, ohne ein Wort zu sagen. Dann das Beseitigen des Sprengsatzes. Das ist sehr schwer richtig hinzukriegen. Man muß dabei die vom Gesetzgeber vorgeschriebenen Sperren überwinden und einen neuen Handlungsablauf eingeben, nicht nur an einer Stelle, sondern an allen, an denen infolge von Ereignissen des täglichen Ablaufs bestimmte Systeme eingreifen können. Vermutlich war ihr nicht die ganze Komplexität der Zustellabläufe klar, und dann hat wohl irgendein Teil des Zustellprogramms im falschen Augenblick in den neuen Beseitigungsablauf eingegriffen. Ob dann der Beseitigungsablauf wieder die Oberhand gewonnen hat, wie euer Tatverdächtiger vermutet, wird sich erst zeigen, wenn ihr das Kleid gefunden habt. Dazu alles Gute, Al.«
Das Kleid wurde aber nicht gefunden. Die Beamten hielten die Zeit für gekommen, Mrs. Wasserman einen weiteren Besuch abzustatten. Sie ließ sie kommentarlos ein. Sie wirkte mitgenommen, aber beherrscht.
»Mrs. Wasserman, ich muß Ihnen sagen, daß wir eine hieb- und stichfeste Anklage gegen Ihren Mann haben, und er wird mit Sicherheit verurteilt. Haben Sie etwas dazu zu sagen?«
»Was denn? Etwa ›herzlichen Glückwunsch‹?«
»Falls Sie an der Sache in irgendeiner Weise beteiligt waren, könnte es Ihrem Mann helfen, wenn Sie sich dazu äußerten.«
Mrs. Wasserman wurde sofort mißtrauisch. »Wie kommen Sie auf den Gedanken, ich könnte etwas damit zu tun haben?«
»Wir haben uns umgehorcht und wissen über die zwei Jahre College Bescheid.«
Sie sagte eine Weile nichts, ihre Augenlider flatterten, dann erklärte sie: »Ich sage nichts mehr, bevor ich mit meinem Anwalt gesprochen habe.«
»Ich behaupte, Mrs. Wasserman, daß Ihr Mann beschlossen hat, in seinem Roboter einen Sprengsatz anzubringen, daß er Sie um Ihre Hilfe ersucht hat, und daß Sie ihm die erforderliche technische Unterstützung gewährt haben – dazu gehörte auch das Programmieren des Roboters.«
»Ich habe es schon einmal gesagt: bevor ich mit meinem Anwalt gesprochen habe, sage ich nichts dazu.«
»Schön, das ist Ihr gutes Recht. Aber ich gebe Ihnen Gelegenheit, die Situation Ihres Mannes jetzt gleich zu verbessern.«
»Eines sollten Sie klar verstehen: ich bin eine Mutter. Ich habe einen Jungen von sieben und ein Mädchen von fünf Jahren. Ich liebe meine Kinder, und auch Danny liebt
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