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Wassermans Roboter

Wassermans Roboter

Titel: Wassermans Roboter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang (Hrsg.) Jeschke
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nichts Unrechtes. Was ist da passiert?«
    »Nehmen wir einmal an, es handelt sich um ein Schutzsystem, das sich jemand ausgedacht hat. Natürlich nicht wir, mit so etwas wollen wir nichts zu tun haben, und hier geht es mir wie einem Roboter: ich kann da nicht lügen. Sagen wir, eine der Agenturen mit unsauberen Geschäftsprinzipien macht das. Es geht also um Spezialprogramme und darum, die ROM-Programme an einigen Stellen außer Gefecht zu setzen, damit das Ganze klappt. Dazu könnte man beispielsweise ein Notfall-System programmieren und dem Roboter beibringen, daß er eine gefahrenträchtige Situation erkennt – beispielsweise die Anwesenheit von Zeugen, wenn er die Warnung ausspricht. Hier würde das Notfall-System in Tätigkeit treten. Das ginge auf verschiedene Arten: Er könnte an ein Telefon gehen und sich vom Eigentümer fernmündlich Anweisungen holen oder zu der Agentur, die das Schutzsystem eingebaut hat und sich umrüsten lassen. Er könnte aber auch komplexere Programme haben, die ihm sagen, er soll den Sprengsatz selbst beseitigen und dann alle Programme des Schutz-Systems löschen. Natürlich ist auch jede beliebige Kombination dieser drei Maßnahmen denkbar.«
    »Und was ist mit den neuen Daten? Er hat doch alle Angaben über seine Zustellungen, nur der Zwischenfall in der U-Bahn fehlt: könnte er sich da selbst neu programmiert haben?«
    »Möglich ist es, allerdings ziemlich schwierig.«
    Der Polizeibeamte trank einen Schluck Kaffee. »Schön, ich glaube, ich bin im Bilde. Liege ich richtig mit der Annahme, daß man einen Roboter darauf nicht programmieren kann, indem man ihm einfach einen Sprengsatz gibt und ihm sagt, was er tun soll?«
    »Unter keinen Umständen, die Sperren sind viel zu raffiniert.«
    »Wie schwer ist das? Könntest du das zum Beispiel tun?«
    »Es würde mir nicht im Traum einfallen.«
    »Aber wenn du müßtest?«
    »Wenn ich müßte, wenn du mir also einen Auftrag bringst, den die Stadtverwaltung unterzeichnet hat – natürlich könnte ich das.«
    »Wie viele Programmierer oder Techniker könnten das deiner Schätzung nach noch?«
    »Ich würde sagen, daß es sich eine ganze Menge zutrauen, aber die meisten würden es wohl nicht schaffen.«
    Der Polizeibeamte kehrte nachdenklich zur Wache zurück, ein wenig schuldbewußt, wie er später zugab, weil er so lange gebraucht hatte, aber bereit, sofern es nötig war, weiterzuarbeiten. Es war inzwischen 16:45 Uhr. Sein Kollege war gerade mit der Überprüfung der Zustellungsdaten des Roboters fertiggeworden.
    »Wenn du meine Meinung hören willst, ich finde, wir sollten uns den Burschen auf die Wache holen und bearbeiten, bis er auspackt.«
    »Hast du was in der Hand?«
    »Nur Verdachtsmomente, das macht mich ja so verrückt. Der Roboter behauptet, daß er drüben in New Jersey anderthalb Stunden lang vergeblich nach einer Adresse gesucht hat. Einen Namen hatte er nicht, nur eine Adresse. Wie überprüft man so was?«
    »Ist die Straße auf dem Stadtplan?«
    »Ja, und das Haus gibt es auch, nur keine Wohneinheit 103. Bis dahin also stimmt es. Aber woher soll ich wissen, ob das verdammte Ding da war oder nicht? Wie kann man den ursprünglichen Auftrag überprüfen?«
    Das Boxergesicht des Beamten war vor Verärgerung noch faltiger zusammengezogen als sonst. Er zündete sich eine Zigarette an und sah auf seine Notizen. »Nicht viel. In Brooklyn hat er etwas abgeholt, und das stimmt. Dann auf der Upper East Side. Beide Frauen erinnern sich, daß er ungefähr um die Zeit, die auf der Datenkapsel verzeichnet ist, gekommen ist und die Sachen abgeholt hat. Als nächstes war eine Zustellung im Navarro Hotel Ecke 59. Straße und 6. Avenue verzeichnet. Hier könnte es eine kleine Abweichung geben, denn die Frau sagt, daß sie sich erinnern kann, wie der Roboter gekommen ist, sie hatte aber mehrere Gespräche auf dem Bildtelefon und hat nicht besonders auf ihn geachtet, sondern ihm nur gesagt, er soll das Kleid im Schlafzimmer aufs Bett legen. Als er gegangen ist, hat er ihr eine Empfangsbescheinigung hingehalten, und die hat sie unterschrieben, ohne groß hinzusehen. Ich habe sie gefragt, ob sie sich noch an was anderes erinnern könne, und sie hat gesagt, ihrer Ansicht nach hätte der Roboter noch ein Kleiderpaket auf dem Arm gehabt, als sie ihm die Empfangsbescheinigung gab. Nur hat er danach nichts mehr zugestellt, sondern nur noch abgeholt.«
    »Um wieviel Uhr war diese letzte Zustellung?«
    »Angegeben mit 12:22 Uhr.«
    Der Kollege

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