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Wassermans Roboter

Wassermans Roboter

Titel: Wassermans Roboter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang (Hrsg.) Jeschke
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keine roten Warnsignale, keine Geräusche, die auf Gefahr hindeuteten.
    Garretts Gesicht sah entspannt aus, doch bisweilen zuckte es, als ob er Ängste ausstünde. Sie konnte nicht erkennen, ob er träumte.
    Noch immer glaubte sie nicht daran, daß er in Verbindung mit einer anderen Welt gewesen sei, doch hoffte sie, daß es ihm wenigstens im eigenen Bewußtsein gelungen sei, dorthin zu gelangen. Und sie war entschlossen, ihr gegebenes Versprechen einzuhalten und nicht zuzulassen, daß die lebenserhaltenden Systeme abgeschaltet würden, solange sie ein Wort mitzureden hätte.
    Sie hatte von Anfang an verstanden, sich seiner zurückhaltenden Natur anzupassen; später hatte sie sich seinen langen Abwesenheiten während der Ausbildung seiner Raumfahrtmissionen angepaßt; und nun würde sie sich auch diesem Zustand anpassen, ganz gleich, wie lange er währen mochte.
    Als die aufgehende Sonne zum Fenster hereinschien, stand Janet vom Stuhl auf und ging, um zu Hause Schlaf nachzuholen.
     
    Sie beten wieder zu ihm.
    Sie beten, daß der Regen aufhören möge.
    Seit dreiundzwanzig Tagen regnet es jetzt ununterbrochen. Der Fluß ist angeschwollen und tritt über die Ufer, der See hat seinen früheren Wasserstand überschritten und steigt weiter. Das Dorf ist von den Fluten fortgespült worden, und mit ihm viele seiner Bewohner. Die Überlebenden haben sich vom Fluß in den abgestorbenen Wald zurückgezogen.
    Aber auch der Wald steht nun unter Wasser, und es gibt kaum noch festen Boden, wo man sich niederlassen oder eine Hütte bauen könnte. Der Schwarzbraune führt sie auf einer langen Wanderung zu höherem Gelände, aber das nächste Gebirge ist Wochen entfernt. Es scheint äußerst unwahrscheinlich, daß jemand von ihnen überleben und auch nur die Vorberge erreichen wird, wenn die Regenfälle nicht aufhören.
    Dreimal täglich unterbricht der Schwarzbraune den Marsch und sammelt die Dorfbewohner zum Gebet um sich. Garrett weiß, daß ihre Gebete nutzlos sind. Er hat jegliche Herrschaft über die Vorgänge verloren, wenn er jemals wirklich eine hatte. Janet hatte recht. Er ist kein Gott.
    Hilflos sieht er zu, wie sein Volk stirbt, wie sie vergeblich zu ihm flehen. Sie stapfen weiter durch den Wald, der zum Sumpf geworden ist, waten durch neu entstandene Seen und Bäche, überklettern entwurzelte Bäume, unterkühlt und durchnäßt und ohne Nahrung. Und jedesmal, wenn sie zu ihm beten, betet Garrett mit ihnen, betet zu jedem Gott, der ihn hören kann; daß er sterben möge, damit sein Volk lebe.
    Der Regen strömt weiter vom dunkelnden Himmel.
     
    Originaltitel: »Prayers of a Rain God«
    Copyright © 1987 by Mercury Press, Inc.
    (erstmals erschienen in »The Magazine of Fantasy & Science Fiction«, Mai 1987)
    mit freundlicher Genehmigung des Autors und seiner literarischen Agentur, Uwe Luserke, Friolzheim
    Copyright © 1988 der deutschen Übersetzung by Wilhelm Heyne Verlag, München
    Aus dem Amerikanischen übersetzt von Walter Brumm

 
Florian F. Marzin
Traumzeit
     
    »Aus Europa kommst du?«
    »Yupp«, versuchte ich die eigenartige Art von Englisch zu kopieren, das in Australien gesprochen wird und hier im Landesinneren zu einem Idiom geworden ist, das man als Europäer nur mehr erahnen als wirklich verstehen kann. Mir gegenüber, an einem Tisch, auf dem sich die verknautschten Bierdosen häuften, saß ein Outbacker. Er war weder alt noch sonnenverbrannt und leidlich sauber, wie man halt nach einem Tag im Landrover aussieht. Nach einer Dusche und einer Rasur hätte er wohl besser in eine der mondänen Diskotheken von Melbourne oder Sydney gepaßt, als in diese Kneipe irgendwo an der Staubpiste zwischen Ayers Rock und King Canyon.
    »Warst du schon im Palm Valley?«
    Ich schüttelte vorsichtshalber den Kopf, da ich mir nicht ganz sicher war, ob er wirklich Palm Valley gesagt hatte.
    »Was gibt’s im Palm Valley zu sehen?« fragte ich, um sicherzustellen, daß wir denselben Ort meinten.
    »Palmen«, meinte er lakonisch und drückte eine weitere Dose Victorian Bitter, kurz VB genannt, zusammen. Nachdem er wortlos eine Zeitlang den weißgrünen Blechstapel aus verknautschten Bierdosen vor uns auf dem Tisch betrachtet hatte, stand er auf, ging am Billardtisch vorbei, auf dessen Umrandung er nebenbei zwei Zehncentstücke plazierte, zur Theke und ließ sich von der Frau an der Bar noch zwei Dosen VB geben.
    Die Frau blickte ihm gelangweilt nach, als er sich zwischen den Tischen, von denen die wenigsten besetzt waren, zu

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