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Wassermans Roboter

Wassermans Roboter

Titel: Wassermans Roboter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang (Hrsg.) Jeschke
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des Spiels. Nun gut, dachte ich mir, ich hatte ja nicht behauptet, ein Billardmeister zu sein.
    Als Bill wieder am Stoß war, hatte sich die Lage am Tisch von der Anzahl der Kugeln her nicht verändert, denn mein viel zu fester Stoß, der natürlich nicht traf, hatte die restlichen Kugeln so verteilt, daß der Partner unseres Gegners keine Chance gehabt hatte, eine der vollfarbenen Kugeln zu versenken. Davon profitierte Bill, denn die Halben lagen jetzt mehr als günstig, so daß er erst daran scheiterte, als es darum ging, die schwarze Kugel in die Seitentasche zu bringen, was in meiner nächsten Aufnahme mein Problem wäre, oder auch nicht, wenn das andere Paar die Partie vorher beenden würde.
    Letzteres war dann auch der Fall, wenn auch nicht so, wie sie es sich vorgestellt hatten. Durch eine Ungeschicklichkeit war, ohne daß man genau nachvollziehen konnte, wie, die schwarze Acht auf einmal in einer Ecktasche verschwunden, obwohl eine der vollfarbenen Kugeln noch wie zum Hohn an der Bande lag.
    »Verdammter Mist«, murmelte der Spieler, dem dieses Mißgeschick unterlaufen war, und warf das Queue erbost auf den Tisch. Sein Partner ging zur Bar hinüber und kam mit vier Dosen Castlemaine XXXX zurück. Erstaunt nahm ich eine der kalten, mit einem feuchten Film beschlagenen Dosen entgegen, riß sie wie die anderen drei Spieler auf und trank einen langen Zug daraus. Das Bier war etwas milder als das VB, das Bill und ich bis jetzt bevorzugt hatten, aber der Verlierer bezahlt, wie ich inzwischen erfahren hatte, und bestimmte somit auch die Biersorte. Erst jetzt, nach dem Spiel, nannten wir uns unsere Namen, Bill, Prest, Dunny und ich. Keiner der anderen Gäste der Kneipe schien das Verlangen nach einer Partie Billard zu verspüren, und so spielten wir weiter, Partie um Partie.
    Wir tranken in fast regelmäßiger Abwechslung VBs, wenn Bill und ich verloren, und XXXX, wenn Prest und Dunny das Nachsehen hatten. Mehr als einmal noch hörte ich Flüche, wenn der eine oder andere sicher erscheinende Stoß daneben ging. Dabei fiel mir allerdings auf, daß Bill im Gegensatz zu den anderen auf den Regen fluchte, so als ob der etwas dafür könnte, wenn Bill einen Stoß verfehlte. Auch ich war ein paar Mal kurz davor, ihn auszustoßen, als ich sogar in zwei Aufnahmen hintereinander eine Kugel nicht traf, die ich, da ich von Partie zu Partie sicherer geworden war, schon abgehakt hatte. Schließlich legten wir die Queues aus der Hand, Prest und Dunny verabschiedeten sich, da sie am nächsten Morgen um sechs raus mußten, wobei ein Blick auf meine Uhr ihnen noch fünf Stunden Schlaf zubilligte, und ich fand mich mit Bill an dem Tisch mit dem Haufen verknautschten VB-Dosen wieder.
    »Was hast du gegen den Regen?« fragte ich Bill, als er von der Bar mit zwei neuen VBs zurückkam.
    »Den Regen?«
    »Nun, du fluchst doch dauernd auf den Regen, wenn etwas daneben geht. Regen müßte euch in der Wüste doch freuen«, erklärte ich mit einer weitausholenden Geste, die den gesamten Outback umfassen sollte.
    »Für die Wüste ist er vielleicht gut, aber nicht für Palm Valley, und wir sind hier zu nah am Palm Valley«, entgegnete er. Nur ein in Australien groß gewordener Mensch konnte die nicht unerhebliche Entfernung von gut einhundert Kilometern Luftlinie – was über 300 Kilometern auf staubigen Sandpisten entsprach – als zu nah empfinden.
    »Und was hat der Regen mit Palm Valley zu tun?«
    »Nichts, außer daß Palm Valley aufwacht, wenn es stark geregnet hat.«
    Bills Stimme war inzwischen von der endlosen Reihe von VBs und XXXX schwer geworden und auch meine Auffassungsgabe hatte gelitten, so daß ich nicht zu unrecht glaubte, mich verhört zu haben.
    »Wer wacht auf?«
    »Palm Valley und mit ihm Giant Kanguruh.«
    Jetzt ist er durchgedreht, dachte ich mir, ein riesiges Känguruh, das war wohl so ein Stück Outback-Mythos, wie Rübezahl und ähnliche Gestalten zu Hause. Doch ich wollte es auf keine Auseinandersetzung ankommen lassen und sah davon ab, ihm meine Meinung über Märchen und Sagen mitzuteilen, statt dessen nickte ich, als ob mir das Palm Valley Giant Kanguruh persönlich bekannt wäre.
    Mein Nicken muß wohl nicht überzeugend gewesen sein, wie konnte es auch, in Anbetracht der Umstände, aus denen es zustande gekommen war, und Bill deutete mit der Bierdose in meine Richtung.
    »Du hast ja keine Ahnung. Was weißt du schon über den Outback. Glaubst, wenn du ein paar Tage im Landrover über die Pisten geschaukelt

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