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Wassermans Roboter

Wassermans Roboter

Titel: Wassermans Roboter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang (Hrsg.) Jeschke
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miterleben, wie 1936 der letzte Beutelwolf im Hobart Domain Zoo starb. Er hatte sich viel mit diesem Tier beschäftigt, denn es war ein Relikt aus einer vergangenen Zeit. Von den Weißen wurde er gejagt, bis sie ihn ausgerottet hatten. Auch die Aboriginals wurden von den Weißen gejagt. Wie Tiere. Man machte da lange Zeit keinen Unterschied. Vier Jahre lang hatte mein Vater Benjamin, so hieß der letzte Beutelwolf, studiert, und einmal wurde er sogar von ihm ins Bein gebissen. Aber das tut eigentlich nichts zur Sache.«
    »Wenn man bedenkt, wie verzweifelt die Australier nach einem lebenden Beutelwolf suchen, und wie viele Leute glauben, noch immer welche zu sehen, dann ist das schon interessant«, gab ich mein Wissen, das ich aus der neuesten Nummer des Australian Geographic bezogen hatte, zum Besten. Doch Bill ließ sich nicht ablenken.
    »Nun, damals war das nicht so interessant und außer ein paar weitblickenden Wissenschaftlern war kaum jemand von Benjamins Tod betroffen. Doch für meinen Vater war es der Auslöser, ins Outback zu gehen. Er hatte sich schon immer für die Abos und ihre Kultur interessiert, obwohl damals niemand glaubte, daß diese Leute überhaupt eine Kultur hätten. Man versuchte sie auszurotten, wie den Beutelwolf. Mein Vater sah ein, daß er nichts dagegen tun konnte, und nahm sich vor, wenigstens ihre Überlieferungen zu erhalten.«
    Während Bill einen Schluck Bier trank, zog ich meine Zigaretten heraus, steckte zwei an und reichte ihm eine. Er nickte kurz und ging dann auf einen Stapel alter Autoreifen zu. Nachdem wir uns beide davor in den Sand gesetzt und uns gemütlich mit dem Rücken dagegen gelehnt hatten, fuhr er mit seiner Erzählung fort.
    »Du mußt wissen, daß das Outback in den dreißiger Jahren nicht so war, wie du es kennst. Keine verdammte Touristenattraktion, sondern tödlich. Keine Landrover oder Lodges – nichts. Man mußte sich zu Pferde, auf Kamelen oder zu Fuß durch die Wüste kämpfen, wenn man sich abseits der Hauptverbindungsroute von Darwin nach Adelaide bewegte. Kein Mensch wäre darauf gekommen, daß Uluru mal eine Touristenattraktion werden würde. Er war der heilige Felsen der Abos und kein Ding, was die Touristen im Sonnenuntergang wie wild knipsen. Ayers Rock nennt man ihn, dabei war er schon Jahrmillionen als Uluru bekannt, bevor ihm so ein Weißer diesen lächerlichen Namen gegeben hat.«
    »Jahrmillionen?« warf ich zweifelnd ein. »Da übertreibst du doch ein bißchen.«
    »Was weißt du schon von Australien«, entgegnete Bill verächtlich.
    »Nichts«, bestätigte ich lakonisch und hob mein VB an den Mund.
    »Nun, also mein Vater brach von Adelaide mit einer Lastwagenkolonne auf und folgte dem Stuart Highway bis nach Alice Springs. Er hatte seine Ersparnisse in die Ausrüstung eines Lastwagens gesteckt, auf dem sich seine Bücher und ein paar andere wichtige Sachen befanden. Es blieb ihm noch genügend Geld, um ein paar Jahre in Alice Springs leben und seinen Studien der Aboriginals nachgehen zu können. Er hoffte in dieser Zeit alles das aufzuzeichnen, was die Abos an Überlieferungen und Mythen hatten, und es so für die Nachwelt zu erhalten. Er wollte verhindern, daß in Australien dasselbe passiert, wie in Amerika, wo mit der Vernichtung der Indianer fast alle ihre Mythen untergegangen sind. Er war davon überzeugt, daß die Abos nicht nur Märchen erzählten, wenn sie von der Traumzeit sprachen, doch niemand glaubte ihm. Also war er ganz auf sich selbst angewiesen. Doch wie er in Alice Springs angekommen war, mußte er feststellen, daß die Abos, die er dort antraf, genau dem entsprachen, was man ihm in Sydney von ihnen erzählt hatte. Sie waren dem Alkohol verfallen, wußten nichts von ihrem Erbe und waren für eine Flasche Fusel bereit, das Blaue vom Himmel herunter zu lügen. Mein Vater bemerkte das natürlich nicht sofort, wie sollte er auch, er war ja froh, daß überhaupt jemand bereit war, mit ihm über diese Dinge zu reden, und er war darauf angewiesen, daß derjenige Englisch sprach, und dies konnten nur die Abos, die für die Trade Posts arbeiteten. Doch eines Tages steckte ihm ein Angestellter einer Company, daß die Abos ihm allerlei Geschichten erzählten, die sie sich ausdachten, nur um sich ein paar Dollar dazuzuverdienen. Als mein Vater das herausgefunden hatte, machte er sich auf nach Hermansburg, einer alten deutschen Missionsstation, und begann dort die Leute zu befragen.«
    Bill schnippte die Zigarettenkippe weg und nahm einen

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