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Wassermans Roboter

Wassermans Roboter

Titel: Wassermans Roboter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang (Hrsg.) Jeschke
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und ich verwandle dich, Luke, und du sollst deine Gestalt verändern und zu Stein werden, und an deine Seite gebe ich dir den wilden Salbei, der ist deine Frau, denn ich kann ihrer Seele, die sie mir geschenkt hat, keine menschliche Form zurückgeben.
    Und er wurde vor mir zu Stein.
     
    Dann drehte ich mich um und ging den ganzen langen Weg zurück, dorthin, wohin kein Mensch mir folgen kann.
     
    Matt:
    Hörst du mich, Donald? Wir sind in einem Raumschiff und haben kein Ziel. Es gibt keinen Ort, wo wir bleiben können. Immer auf der Suche, immer die Angst im Nacken. Er hat ihnen die Ewigkeit geschenkt, und was bleibt uns?
     
    Copyright © 1988 by Christian Lautenschlag

 
George R. R. Martin
Die Glasblume
     
    Einst, als ich ein Mädchen in der ersten Blüte meiner wahren Jugend war, schenkte mir ein Knabe eine Glasblume zum Zeichen seiner Liebe.
    Er war ein besonderer, ein edler Knabe, obwohl ich gestehen muß, daß ich seinen Namen seit langem vergessen habe. Ebenso besonders und edel war die Blume, die er mir schenkte. Auf den Welten von Stahl und Plastik, in denen ich meine Leben verbracht habe, ist die uralte Kunst des Glasblasens in Vergessenheit geraten, aber der unbekannte Künstler, der meine Blume geformt hat, beherrschte sie offenbar noch perfekt. Meine Blume hat einen langen, zarten Stiel, anmutig geschwungen, ganz aus feinem dünnen Glas, und dieser zerbrechlichen Stütze entspringt kraftvoll die Blüte, so groß wie meine Faust und unglaublich wirklichkeitsgetreu. Keine Einzelheit fehlt, alles ist für die Ewigkeit eingefangen in rotem Kristall: große und kleine sich überlappende Blütenblätter, die sich von der Mitte der Blüte in einem sanften, durchsichtigen Wirbel entfalten, umgeben von einer Krone aus sechs weit aufspringenden Blättern, jedes durchzogen von fein verästelten Adern, jedes anders, jedes einzigartig. Als ob eines Tages ein Alchimist durch einen Garten spaziert wäre und in einem Augenblick des Übermuts und der Lust zu spielen eine außergewöhnlich große und schöne Blume in Glas verwandelt hätte.
    Das einzige, was ihr fehlt, ist Leben.
    Ich habe diese Blume beinahe zweihundert Jahre lang aufbewahrt, lange nachdem ich den Knaben, der sie mir schenkte, verlassen hatte, ebenso wie die Welt, in der er mir das Geschenk gemacht hatte. Während der vielen verschiedenen Kapitel meiner Leben war die Glasblume immer irgendwo in meiner Nähe. Es gefiel mir, sie in einer Vase aus poliertem Holz an ein Fenster zu stellen. Manchmal fiel die Sonne auf die Blüte und die Blätter und ließ sie für einen Augenblick wie einen weißen Brillanten funkeln, zu anderen Zeiten filterten und brachen sie das Licht und übersäten den Boden mit verschwommenen Regenbogen. Oftmals, in der Dämmerung, wenn sich das Abendlicht über die Welt senkte, schien die Blume dem Blick vollkommen zu entschwinden, und ich saß da und starrte auf die leere Vase. Doch mit dem ersten Morgenlicht war die Blume wieder da. Ich konnte mich immer auf sie verlassen.
    Die Glasblume war sehr zerbrechlich, aber sie erlitt niemals den geringsten Schaden. Ich sorgte gut für sie, vielleicht besser, als ich je für etwas gesorgt habe, oder für jemanden. Sie überdauerte ein Dutzend Liebhaber, über ein Dutzend Berufe und mehr Welten und Freunde, als ich aufzählen kann. Sie verbrachte mit mir die Jugend auf Asch und Erikan und Shamdizar, und später die Jahre auf Rogues Hoffe und Vagabund, und noch später, als ich alt geworden war, auf Dam Tullian und Lilith und Gulliver. Und als ich schließlich vom menschlichen Raum für immer Abschied nahm und alle meine Leben und die Welten der Menschen hinter mir ließ und wieder jung wurde, war die Glasblume immer noch bei mir.
    Und zu guter Letzt, in meiner auf Pfeilern gebauten Burg, in meinem Haus des Schmerzes und der Wiedergeburt, wo das Seelenspiel gespielt wird, mitten in den stinkenden Sümpfen von Croan’dhenni, weit weg von allem Menschlichen bis auf die paar verlorenen Seelen, die uns besuchen – auch da war sie dabei, meine Glasblume.
    Und an dem Tag, als Kleronomas kam.
     
    »Joachim Kleronomas?« fragte ich.
    »Ja.«
    Es gibt Cyborgs, und es gibt Cyborgs. So viele Welten, so viele verschiedene Kulturen, so viele Wertvorstellungen und so viele Entwicklungsstadien der Technik. Einige Cyberlinge sind halborganisch, manche mehr, manche weniger; bei manchen ist nur eine Metallhand entwickelt, während der Rest ihrer Cyberteile geschickt unter Fleisch verborgen ist. Einige

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