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Wassermans Roboter

Wassermans Roboter

Titel: Wassermans Roboter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang (Hrsg.) Jeschke
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mitgenommen hätten.«
    Chris nickte. Wenn sie uns ein oder zwei Jahre mehr Zeit gelassen hätten …
    Bis dahin hätten die Raketentechniker die Lenkgeschosse so exakt hingekriegt, daß eine Aktion wie diese unnötig gewesen wäre. Auch der Satellit stellte erst den Beginn der Möglichkeiten dar. Etwas mehr Zeit …
    »Higgins hatte recht, Mann«, murmelte O’Leary und ließ sich neben Chris zu Boden plumpsen. »Wir hätten ihnen unsere dicksten Eier ins Nest setzen sollen – auch auf die Gefahr hin, Europa in Schlacke zu verwandeln.«
    »Als wir genug Bomben besaßen, um ihren Vormarsch mehr als nur zu bremsen, hatten auch sie die ersten Atomwaffen entwickelt«, gab Chris zu bedenken.
    »Und? Seit unserem Schlag gegen Peenemünde stagnierte ihr Nachschubsystem. Und von thermonuklearen Waffen haben sie keinen Schimmer. Selbst wenn es ihnen gelungen wäre, unsere Bomben zu zerlegen …«
    »Gott bewahre!« warf Chris erschrocken ein. Bei dem bloßen Gedanken daran begann sein Herz schneller zu rasen. Wenn die Nazis erst den Prozeß der Kernverschmelzung durchschauten …
    Der Techniker schüttelte heftig den Kopf. »Ich habe den Zerstörmechanismus höchstpersönlich gecheckt, Chris. Jeder, der an den Dingern rumfingert, um sich die Bauweise einer amerikanischen H-Bombe genauer anzusehen, wird eine häßliche Überraschung erleben.«
    Das war natürlich die Vorbedingung für ihre Mission gewesen. Wäre es ihnen geglückt, die Waffe in der Nähe des »Großen Kreises« von Asgard zusammenzusetzen, hätte man dem Kriegsverlauf vielleicht noch eine Wende geben können. Nun blieb nur die Hoffnung, daß sich die einzelnen Bestandteile in Schlacke verwandelten, wenn der Zeitzündermechanismus abgelaufen war.
    »Trotzdem«, beharrte O’Leary. »Wir hätten ihnen alles rüberschicken sollen, was wir im Jahre ’52 besaßen.«
    Chris wußte, was der Mann empfand. Die meisten Amerikaner glaubten, daß es sich gelohnt hätte. Ein voller Schlag gegen Hitlers Heimat hätte die Angreifer mitten ins Herz getroffen. Und selbst wenn das Monster mit primitiveren Raketen und Atombomben zurückschlug – die Sache war es wert.
    Als Chris den wahren Grund erfuhr, hatte er sich zunächst geweigert, Loki Glauben zu schenken. Er hatte angenommen, daß der Ase ihn belog … daß alles ein Trick war.
    Aber dann hatte er die Bestätigung erhalten, daß der nordische Gott die Wahrheit sprach. Amerikas Bomben-Arsenal war ein zweischneidiges Schwert. Wenn man es nicht sehr sorgfältig handhabte, tötete es in beiden Richtungen.
    Schlüssel klapperten. Drei SS-Männer traten ein und bedachten die niedergeschlagenen Gefangenen mit arroganten Blicken.
    »Der große Ase Thor wünscht euren Anführer zu sprechen«, erklärte der SS-Offizier in englischer Sprache, aber mit einem harten Akzent. Als sich keiner rührte, fiel sein Blick auf Chris, und er lächelte. »Der hier. Das verirrte Schaf. Unser Gebieter hat ausdrücklich nach ihm verlangt.«
    Er schnippte mit den Fingern, und die Wächter packten Chris an den Armen. »Bleib eiskalt, Daddyo«, sagte O’Leary. »Treib sie zum Wahnsinn, Baby!«
    Chris warf einen Blick über die Schulter. »Du auch, O’Leary!«
    Sie schoben ihn nach draußen, und das Tor des Verlieses fiel krachend ins Schloß.

 
5
     
    »Sie sind Däne, nicht wahr?«
    Chris war an einen Stützbalken gefesselt. Vor ihm prasselte ein Kaminfeuer. Der Gestapo-Offizier hatte Chris aus verschiedenen Blickwinkeln gemustert, ehe er die Frage stellte.
    »Dänische Vorfahren. Besagt das was?« Trotz seiner Fesseln zuckte Chris mit den Achseln.
    Der Nazi schnalzte mit der Zunge. »Ach, nichts Besonderes. Ich staune nur immer wieder, wenn ich Angehörige der Herrenrasse gegen ihr eigenes Blut kämpfen sehe.«
    Chris zog eine Augenbraue hoch. »Verhören Sie viele Gefangene?«
    »O ja, eine ganze Menge.«
    »Nun, dann kommen Sie aus dem Staunen sicher nicht mehr heraus.«
    Der Gestapo-Mann schluckte und lächelte dann grämlich. Er trat einen Schritt zurück, um sich eine Zigarette anzuzünden, und Chris sah, daß seine Hände zitterten.
    »Schreit denn Ihr Blut nicht jedesmal auf, wenn Sie mit minderwertigem Geschmeiß in den Kampf ziehen, mit Bastarden …«
    Chris lachte. Er drehte den Kopf zur Seite und warf dem Nazi einen eisigen Blick zu.
    »Warum sind Sie überhaupt hier?« fragte er.
    »Ich … wie meinen Sie das?« Wieder schluckte der Mann. »Hören Sie, ich leite das Verhör der …«
    »Sie befehligen ein paar

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