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Wassermelone: Roman (German Edition)

Wassermelone: Roman (German Edition)

Titel: Wassermelone: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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dachte ich.
    »Nein, Adam, natürlich stört es mich nicht, dass du anrufst. Ich spreche gern mit dir.«
    »Dann ist ja alles in Ordnung«, sagte er. Ich konnte das Lächeln in seiner Stimme hören.
    Ich setzte mich auf den Boden und stellte mich auf ein behagliches Plauderstündchen ein.
    Im selben Augenblick hörte ich, wie sich der Schlüssel im Haustürschloss drehte.
    »O Gott«, sagte ich, als Helen durch das Haus rief: »Ich bin zurück. Gebt mir was zu essen! Oder ich zeig euch wegen Vernachlässigung Abhängiger an.«
    »Was ist das?«, fragte Adam.
    »Helen ist gekommen«, sagte ich.
    »Ach, tatsächlich? Sag ihr einen schönen Gruß von mir.«
    »Nein«, stieß ich hervor.
    »Warum nicht?«, fragte er. Es klang entsetzt.
    Helen kam an mir vorbei. Mit einem Augenzwinkern lächelte sie mir zu.
    »He, Claire, tolle Stiefel«, sagte sie und ging weiter. Manchmal, normalerweise gerade dann, wenn ich am wenigsten damit rechne, kann sie so süß und reizend sein, dass ich sie umbringen könnte.
    »Warum denn nicht?«, fragte Adam erneut.
    Jetzt war der Augenblick gekommen, die Sache ein für alle Mal zu klären.
    Falls er mit meiner kleinen Schwester und mir sein Spiel triebe, wäre das für mich die ideale Gelegenheit, dem ein Ende zu bereiten. Ich hatte mich richtig in Zorn gesteigert. Was für eine verdammte Unverschämtheit von ihm!
    Nur weil er gut aussieht, glaubt er, er kann hier reinkommen und rücksichtslos auf allen rumtrampeln, dachte ich empört und selbstgerecht.
    »Ich weiß wirklich nicht, wie ich das sagen soll«, begann ich, als ich hörte, dass sich Helen, Mum und Dad im Wohnzimmer stritten, sodass ich nichts zu befürchten brauchte. »Ich weiß nicht mal, was ich sagen soll.«
    »Wovon redest du denn, um Gottes willen?«, fragte er.
    Vorwärts, sag’s ihm, ermutigte ich mich.
    Du hast jedes Recht, es zu erfahren . Aber schon verließ mich der Mut.
    »Vielleicht geht es mich ja nichts an, aber bist du Helens Freund?«, brachte ich schließlich heraus.
    Schweigen folgte.
    O Gott, dachte ich. Er geht tatsächlich mit Helen. Er war nur einfach nett zu mir, weil ich ihre ältere Schwester bin, das Stück Dreck. Und jetzt weiß er, dass ich auf ihn steh. So ein Mist. So ein verdammter Mist. Ich hätte den Schnabel halten sollen. Ich habe alles versaut, weil ich keine Geduld habe .
    »Claire«, sagte er schließlich mit einer Stimme, die verblüfft klang. »Wovon redest du eigentlich?«
    »Das weißt du genau«, sagte ich. Ich kam mir blöd vor, doch gleichzeitig auch irgendwie erleichtert.
    »Nein«, sagte er kühl. »Ganz und gar nicht.«
    »Oh«, sagte ich. Jetzt war es mir wirklich peinlich.
    »Du glaubst also, dass ich Helens Freund bin?«, sagte er mit harter Stimme.
    »Na ja, ich dachte, möglicherweise …«, sagte ich, peinlich berührt.
    »Und warum hab ich dann deiner Ansicht nach gefragt, ob wir uns sehen können?«, fuhr er mit einer Stimme fort, in der Geringschätzung mitzuschwingen schien.
    »Nun?«, fragte er, als ich schwieg.
    »Entweder hältst du mich für unwahrscheinlich dämlich oder für unwahrscheinlich zynisch«, sagte er. »Ich weiß nicht, welche der beiden Möglichkeiten mich mehr kränkt.«
    Ich sagte nach wie vor nichts. In erster Linie, weil mir nichts einfiel. Ich fühlte mich schrecklich.
    Adam war mir immer nur mit Anstand und Achtung begegnet. Nichts wies daraufhin, dass er irgendetwas mit Helen zu tun hatte. Ich hatte ihn mit meinen Zweifeln verletzt.
    »Hör zu, Claire«, sagte er nach längerem Schweigen. »Ich war nie der Freund deiner Schwester, bin es nicht und gedenke es auch nicht zu werden.«
    »Sie ist ein reizendes Mädchen«, fügte er rasch hinzu. »Aber nichts für mich.«
    »Entschuldige bitte, Adam«, stammelte ich. »Ich hatte nicht gewusst …«
    »Entschuldige bitte auch du«, sagte er. »Ich vergesse immer wieder, was du kürzlich durchgemacht hast. Man hat dich tief verletzt. Wer kann dir da einen Vorwurf machen, wenn du glaubst, dass wir Männer alle ein Haufen falscher Fünfziger sind.«
    Mein Held, dachte ich und schmolz dahin. Er hatte mir die Worte aus dem Mund genommen. Er hatte mir die Qual erspart, ihm das selbst zu sagen und damit ein Risiko einzugehen. Was für ein Mann!
    Wie kam es, dass er sich so genau in meine Empfindungen einfühlen konnte?
    Vielleicht ist er transsexuell, dachte ich beunruhigt. Das ist vermutlich sein großes, dunkles Geheimnis. Er ist als Frau auf die Welt gekommen. Oder er ist eine Frau, die im Körper eines

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