Wassermelone: Roman (German Edition)
Adam‹ verwandelt hatte.
»Klar«, sagte ich und lachte über ihr Entsetzen. »Er ist wirklich zum Anbeißen – hast du das etwa nicht gemerkt?«
»Na ja, er sieht ziemlich gut aus«, sagte sie zurückhaltend, »aber was weißt du über ihn?«
»Dass er liebenswürdig ist und mir das Gefühl gibt, klug, schön und begehrenswert zu sein.«
»Claire, vergiss nicht, dass du gerade jetzt sehr verletzlich bist. Es könnte sein, dass du dich nur in ihn vergafft hast, um über James hinwegzukommen.«
»Meinst du?«, fragte ich und war überzeugt, dass das überlegen klang. »Wieso ermunterst du mich überhaupt, mit ihm was anzufangen«, fragte ich neugierig, »und spielst dich dann als Sittenrichterin auf, wenn ich sage, ich tu’s?«
»Tut mir leid, Claire«, sagte sie bedrückt. »Ehrlich. Ich hatte gedacht, es würde dich aufbauen, dass er auf dich steht. Aber ich hatte keine Sekunde geglaubt, du würdest ernsthaft was mit ihm anfangen wollen. Du warst immer so auf einen einzigen Mann gepolt, dass mich das ziemlich umgehauen hat.«
»Laura, zurzeit bin ich auf niemand gepolt«, erinnerte ich sie.
»Ich weiß, aber du liebst James doch so sehr … Ich weiß nicht … Ich hätte nie geglaubt, dass du an andere auch nur denkst.«
»Die Dinge ändern sich, wir ändern uns«, sagte ich. »Ich weiß nicht mehr, wie ich zu James stehe. Das Einzige, was ich wirklich weiß, ist, dass es herrlich ist, mit Adam zusammen zu sein.«
Laura riss sich mit einem Mal zusammen.
»Wenn das so ist, konntest du für ein kleines Abenteuer keinen Besseren finden. Er sieht gut aus. Außerdem ist er nett. Und klug«, fügte sie hinzu.
Aus Lauras Mund war das ein großes Lob, denn gewöhnlich ist ihr das Organ zwischen den Beinen eines Mannes wichtiger als das zwischen seinen Ohren.
»Nur solltest du allmählich anfangen, dich fit zu machen«, sagte sie grinsend. »Hat man dir keine Übungen gesagt, mit denen du dich in Form bringen kannst? Beckenboden-Übungen oder wie das heißt. Du willst ja wohl nicht, dass es im Bett mit Adam so wird, als wenn man eine Wurst über die Straße schleudert.«
»Vielen Dank, Laura«, sagte ich trocken. »Wenn man dich so hört, muss ich ja wirklich ein guter Fang sein.«
Nach Lauras Weggang konnte ich mich zu nichts durchringen. Niemand war im Haus. Anna war wie üblich spurlos verschwunden, Helen allem Anschein nach bei Linda.
Darüber allerdings war ich froh. Ich hatte wegen Adam ein so schlechtes Gewissen, dass ich ihr bestimmt nicht hätte in die Augen sehen können. Ich war ziemlich sicher, dass Adam nicht ihr Freund war. Aber es wäre vielleicht nicht schlecht, das genauer zu erkunden.
Allerdings fürchtete ich, dem Wissen nicht gewachsen zu sein, sollte er sich doch als ihr Freund herausstellen.
Hieße das nicht, dass er ein verrückter Typ war, dem es Spaß machte, Familien zugrunde zu richten, Schwestern gegeneinander auszuspielen und Menschen ins Unglück zu stürzen? Sollte Adam ihr Freund sein und sie dahinterkommen, dass wir uns verabredet hatten, und zwar nicht nur einmal, sondern zweimal, wäre der irische Blutsonntag von 1916, verglichen mit dem, was dann folgen würde, die reinste Weihnachtsbescherung.
Hinterging ich meine Schwester, indem ich mich mit Adam traf? Natürlich. Aber nicht übermäßig.
Falls Adam ihr Freund war, würde ich mich sofort zurückziehen und nichts weiter mit ihm zu schaffen haben. Kein Problem.
Was aber, wenn er nicht ihr Freund war, Helen ihn aber wollte? Wenn Adam auch sie wollte, galt das schon Gesagte. Ich würde mich sofort zurückziehen und nichts weiter mit ihm zu schaffen haben.
Und was aber wäre, wenn Helen zwar Adam wollte, dieser aber nicht Helen, sondern – was für ein märchenhafter Gedanke – mich? Was dann? Das wäre ein Problem.
Ich mochte meine Schwester Helen, warum, weiß Gott allein. Jedenfalls wollte ich nichts tun, was sie aufregte. Nicht nur, weil ich Angst vor ihr hatte.
Am besten wäre es wohl, mit Adam darüber zu reden. Ihn einfach ganz offen zu fragen, wie die Dinge zwischen ihm und Helen lagen. Falls da was lief, wäre bei mir wieder Trauer angesagt.
Wenn ich allerdings kein Risiko einging, würde ich nie erfahren, wie die Dinge lagen.
Ich hätte nie geglaubt, dass ich das aus meinem eigenen Munde hören würde, aber das Leben ist wirklich zu kurz.
Wir müssen jede Gelegenheit, die sich uns bietet, mit beiden Händen festhalten. Das galt vor allem für Adam.
Sie haben richtig gehört, das war eine Anspielung
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