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Wassermelone: Roman (German Edition)

Wassermelone: Roman (German Edition)

Titel: Wassermelone: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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lag und heulte. Und sie hatten sich Sorgen um mich gemacht, als ich mit dreiundzwanzig meine Anstellung aufgab, um in London als Kellnerin zu arbeiten.
    Jetzt war ich fast dreißig, verheiratet, hatte ein Kind, und immer noch mussten sie sich Sorgen um mich machen. Das war ja wohl nicht besonders anständig von mir, oder? Gerade als sie einen großen Seufzer der Erleichterung ausgestoßen und gedacht hatten, Gott sei Dank, sie hat sich einen tüchtigen Mann an Land gezogen, vielleicht kann der sich künftig um sie kümmern, damit wir uns weiter um ihre vier jüngeren Schwestern sorgen können, hatte ich die Stirn, wieder nach Hause zu kommen und zu sagen: »Tut mir leid, Leute, falscher Alarm, ich bin wieder da, und diesmal ist es schlimmer als je zuvor.« Kein Wunder, dass sie ein wenig grau und bedrückt wirkten.
    »Gott sei Dank«, sagte meine Mutter, als sie mich sah. »Wir hatten schon gedacht, du hättest die Maschine verpasst.«
    »Tut mir leid«, sagte ich und brach erneut in Tränen aus. Wir alle umarmten einander, und beide weinten, als sie meine Kleine sahen, ihr erstes Enkelkind. Ich musste ihr wirklich bald einen Namen geben.
    Wir arbeiteten uns aus dem Labyrinth heraus, das sie am Dubliner Flughafen Parkplatz nennen. Dabei gab’s eine leichte Verzögerung, weil Dad an der Ausfahrt merkte, dass er den Parkschein nicht bezahlt hatte, und alle Autos hinter ihm zurücksetzen mussten, damit er an den Rand fahren konnte, um die anderen durchzulassen. Wobei er und ein anderer Fahrer ein wenig die Beherrschung verloren, aber damit wollen wir uns nicht aufhalten.
    Als wir den Parkplatz verlassen hatten, fuhren wir eine ganze Weile, ohne ein Wort zu sagen. Es war eine ganz komische Situation. Meine Mutter, die mit mir hinten saß, hielt die Kleine und wiegte sie sanft. Am liebsten wäre ich selbst auch ein kleines Kind gewesen, sodass mich Mum halten und mir ein Gefühl der Sicherheit geben konnte.
    »Der unselige Jim hat sich also verdrückt?«, sagte mein Vater unvermittelt.
    »Ja, Dad«, antwortete ich unter Tränen.
    Mein Vater hatte James nie wirklich gemocht. Als einziger Mann in einem Haus voller Frauen sehnte er sich nach männlicher Gesellschaft, nach jemandem, mit dem er über Fußball und andere Männersachen reden konnte. James spielte für seinen Geschmack nicht genug Rugby und verstand seiner Ansicht nach viel zu viel vom Kochen. Dass mein Vater die gesamte Hausarbeit in unserem Haus verrichtete, hatte damit nichts zu tun: Kochen war etwas anderes, Kochen war Frauensache, wie er sagte. Auf keinen Fall aber wollte er, dass ich unglücklich war.
    »Jetzt sieh mal her, Claire«, sagte er. Der Klang seiner Stimme bedeutete so viel wie: Ich werde jetzt über Gefühlssachen reden. Das bin ich nicht gewohnt, und ich fühl mich dabei unbehaglich, aber es muss sein, und deswegen ist es mir auch ernst. Er fuhr fort: »Wir sind deine Eltern, wir lieben dich, und du bist uns jederzeit willkommen. Du kannst mit deinem Kind so lange bleiben, wie du willst. Und … äh … deine Mutter und ich wissen, wie unglücklich du bist, und wenn wir dir irgendwie helfen können, sag uns das bitte. A … äh … nun ja.« Damit gab er Gas, sichtlich erleichtert, dass er das hinter sich gebracht hatte.
    »Danke, Dad«, sagte ich, erneut in Tränen ausbrechend. »Das weiß ich doch.« Ich war ungeheuer dankbar. Es tat so gut zu wissen, dass sie mich liebten. Nur war es kein Ersatz für den Verlust eines Mannes, der mein Seelenfreund gewesen war, mein Geliebter, das Einzige, worauf ich mich in einer unzuverlässigen Welt verlassen konnte, mein bester Freund.
    Schließlich erreichten wir das Haus meiner Eltern. Es sah genauso aus wie früher. Warum hätte es auch anders aussehen sollen? Schließlich geht das Leben weiter. Im Haus roch es auch noch genau wie früher. Alles war so vertraut, so beruhigend. Wir brachten das Gepäck und die Kunststoffschale, in der ich die Kleine trug, die Treppe hinauf ins Zimmer, das ich meine ganze Jugend mit meiner Schwester Margaret geteilt hatte, bevor ich nach London gezogen war. (Die inzwischen sechsundzwanzig Jahre alte sportliche, kontaktfreudige und tugendhafte Margaret arbeitete als Rechtsanwaltsgehilfin in Chicago und war mit dem einzigen Mann verheiratet, mit dem sie je zu tun gehabt hatte.) Das Zimmer sah wirklich speziell aus, weil schon so lange niemand darin gewohnt hatte. Ein Paar von Margarets Schuhen lag staubbedeckt auf dem Fußboden. Einige alte Kleider von ihr hingen noch im

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