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Wassermelone: Roman (German Edition)

Wassermelone: Roman (German Edition)

Titel: Wassermelone: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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unausstehlichen Frau zugedacht, die vor dir zittert«, fuhr ich laut fort, bevor er aufs Neue seine Ansprache vom Stapel lassen konnte, »und du hättest auch nicht versucht, mich zu manipulieren oder über mich zu bestimmen. Vor allem aber würde es dir nichts ausmachen zuzugeben, dass du unrecht hast. Wenn du mich liebtest, hättest du die Kraft, über deinen Schatten zu springen und mich um Verzeihung zu bitten.«
    »Aber ich liebe dich doch«, sagte er und griff nach meiner Hand. »Das musst du mir glauben!«
    »Ich glaube dir nicht«, sagte ich und schlug seine Hand voll Abscheu beiseite. »Ich weiß nicht, wen oder was du liebst, aber bestimmt nicht mich.«
    »Doch.«
    »Nein, James«, gab ich mit äußerster Gelassenheit zurück. »Du hättest gern irgendeinen Schwachkopf, über den du bestimmen kannst. Warum gehst du nicht zu Denise zurück?«
    »Ich will nicht Denise, sondern dich«, sagte er.
    »Sehr bedauerlich«, sagte ich gleichmütig, »denn mich kannst du nicht haben.«
    Das war ein wenig zu viel für ihn. Er sah aus, als hätte man ihn in den Magen getreten. Sie wissen schon – ein bisschen so, wie ich an dem Tag ausgesehen habe, als er sagte, er würde mich verlassen. Dabei hatte ich keineswegs etwas so Boshaftes wie Vergeltung beabsichtigt, wenn Sie verstehen, was ich meine.
    »Und weißt du, was das Allerschlimmste ist?«, fragte ich ihn.
    »Was?«, sagte er bleich.
    »Dass ich jetzt an mir selbst zweifle. Dir zuliebe war ich zu dem Versuch bereit, mich zu ändern. Du hast mich dazu gebracht, meine Persönlichkeit aufzugeben, wolltest mich zerstören. Und ich hab das zugelassen!«
    »Es war zu deinem Besten«, sagte er. Es klang allerdings nicht sehr überzeugend. Ich sah ihn mit zusammengezogenen Augen an.
    »Überleg dir genau, was du als Nächstes sagst, du Arsch. Es könnten deine letzten Worte sein«, schnauzte ich ihn an. Er wurde noch bleicher, soweit das möglich war, und hielt den Mund fest geschlossen.
    »Ich lass mich nie wieder schikanieren«, sagte ich entschlossen. Ich stelle mir gern vor, dass ich in der Situation etwas von dem Mumm hatte, mit dem Scarlett O’Hara erklärte: »Gott ist mein Zeuge, ich will nie wieder frieren oder hungern.« Ich fuhr fort: »Ich werde stets die bleiben, die ich bin. Ich werde mir treu bleiben, im Guten wie im Schlechten. Und falls mich je ein Mann zu ändern versucht, auch wenn es Ashley wäre, werde ich mich so schnell von ihm trennen, dass ihm schwindelig wird.« James merkte gar nicht, dass ich aus Vom Winde verweht zitierte. Keinerlei Fantasie.
    »Ich hab dich nie zu schikanieren versucht«, sagte er ganz empört.
    »Diese Diskussion ist beendet«, sagte ich, weil ich merkte, dass meine Kräfte nachließen.
    »Lassen wir die Vergangenheit ruhen«, sagte er eifrig. »Wie wäre es denn mit … wie wäre es denn, wenn ich dir verspreche, dass ich dich künftig nie schikanieren werde?«
    Es klang, als wäre ihm gerade ein großartiger und völlig neuer Gedanke gekommen. Verglichen mit James hätte Archimedes, als er wegen seiner Entdeckung begeistert »Heureka« rufend aus dem Bad sprang, reserviert und zurückhaltend gewirkt.
    Ich sah ihn verächtlich und zugleich voll Mitleid an. »Natürlich wirst du mich in Zukunft nicht mehr schikanieren«, sagte ich, »denn du wirst keine Gelegenheit dazu haben.«
    »Das ist nicht dein Ernst«, sagte er. »Sicher überlegst du es dir noch mal.«
    »Bestimmt nicht«, sagte ich mit leise klirrendem Lachen.
    »Doch«, beharrte er. »Ohne mich hältst du es gar nicht aus.« Damit hatte er allerdings, wie ich fürchte, das Falsche getroffen.
    »Wohin gehst du?«, fragte er empört, als er sah, dass ich nach meiner Tasche griff.
    »Nach Hause«, sagte ich einfach. Noch konnte ich das letzte Flugzeug nach Dublin erreichen.
    »Das kannst du nicht«, sagte er und stand auf.
    »Wart’s ab«, sagte ich und drehte mich noch einmal um die eigene Achse, was mit den hohen Absätzen wunderbar ging.
    »Was ist mit der Wohnung? Was ist mit Kate?«, fragte er.
    Gut zu wissen, dass die Wohnung auf seiner Prioritätenliste höher stand als sein Kind.
    »Du hörst von mir«, versprach ich in Erinnerung an das, was er mir an jenem entsetzlichen Tag im Krankenhaus gesagt hatte. Dann ging ich zur Tür.
    »Du kommst bestimmt wieder«, sagte er, während er mir in die Diele folgte. »Ohne mich hältst du nicht durch.«
    »Das hast du schon mal gesagt«, sagte ich. »Und vergiss nicht Luft zu holen«, waren meine letzten Worte, bevor

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