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Wassermelone: Roman (German Edition)

Wassermelone: Roman (German Edition)

Titel: Wassermelone: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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ich.
    »Ach, tatsächlich?«, erwiderte sie mit spöttischem Unterton. Also berichtete ich ihr die Geschichte mit James.
    Sie war so verständnisvoll und einfühlsam, unterließ jede Wertung und war auf ihre ganz eigene Weise so voller Mitgefühl, dass es mir allmählich besserging. Ich war nicht mehr ganz so unruhig, nicht ganz so abgespannt, fühlte mich nicht mehr ganz so hoffnungslos.
    Man muss wohl auch den geringen, aber keineswegs unbedeutenden Anteil hervorheben, den die Flasche Wein daran hatte, dass sich meine Stimmung hob. In erster Linie aber gebührt die Anerkennung Anna.
    Sie murmelte Dinge wie: »Was kommen muss, kommt« und »Für uns alle ist gesorgt, auch wenn man das nicht immer so merkt« und »Nichts geschieht ohne Grund.« Schön, es waren Hippiesprüche, aber mich trösteten sie sehr.
    Gegen sechs Uhr, gerade als die Vögel anfingen zu zwitschern, verließen wir die Küche. Sollte sich meinVater um die Gläser auf dem Tisch, die restlos leere Flasche, den Korken, den Korkenzieher, den überquellenden Aschenbecher und die Papierreste einer Rolle Kekse kümmern, die Anna gegessen hatte (die billigen Kekse – die mit Orangengelee gefüllten Jaffa-Kekse kaufte Mum nach wie vor nicht für uns).
    Er würde in etwa einer Stunde aufstehen, um für sich und Mum Frühstück zu machen, und er hatte gern etwas zu tun. Er brauchte das Gefühl, dass man ihn brauchte.
    Langsam gingen wir nach oben, eine den Arm um die andere gelegt, und ich fiel förmlich ins Bett, müde, entspannt und beruhigt, wie ich war. Anna sah einige Minuten lang staunend auf Kate und bestand darauf, die beiden Helium-Ballons zu holen (sie hatte sie ebenso wie die Flasche Wein auf der Party erbeutet), und band sie an Kates Bettchen fest. Dann gab sie mir einen Gutenachtkuss und schlich auf Zehenspitzen hinaus. Sofort versank ich in einen tiefen und traumlosen Schlaf.
    Eine Viertelstunde später weckte mich Kate laut brüllend und verlangte nach ihrem Frühstück. Ich fütterte sie und torkelte dann wieder ins Bett.
    Gerade als ich dabei war, wieder einzuschlafen, hörte ich, wie mein Vater aufstand. Wenige Minuten später polterte er die Treppe hinauf und rief laut: »Deine Töchter haben sich volllaufen lassen!« (Immer waren es Mums Töchter, die einen Arbeitsplatz verloren, nicht zur Messe gingen, spät in der Nacht heimkamen und sich unanständig kleideten. Seine Töchter bestanden Prüfungen, machten einen akademischen Abschluss, heirateten einen Steuerberater und kauften ein Haus.) »Die ganze Nacht trinken und den ganzen Tag faul im Bett rumlungern! Soll ich etwa den Schweinestall in der Küche aufräumen?« Offensichtlich hatte mein Vater die Überbleibsel unseres morgendlichen Zechgelages entdeckt.
    Mum jammerte: »Ach nein, haben die das Versteck schon wieder gefunden. Ich hatte gedacht, sie würden es unter dem Öltank nie finden.Jetzt muss ich mir wieder eine neue Stelle ausdenken.«
    Nach einer Weile hörte diese Unruhe auf. Gerade als ich gegen alle Vernunft eine oder zwei Stunden Schlaf zu finden hoffte, klingelte es an der Haustür. Natürlich war das beunruhigend, weil es erst halb acht war. Ich hörte, wie mein Vater öffnete und mit einem Mann redete. Ich bemühte mich mitzubekommen, worum es ging. Konnte es James sein? In mir stieg eine solche Welle der Hoffnung auf, dass es fast weh tat.
    Dann hörte man meinen Vater erneut die Treppe hinaufrennen. Er rief meiner Mutter zu: »An der Tür ist ein Verrückter mit einem Schuh. Er will wissen, ob der uns gehört. Was soll ich tun?« Von Mum kam nur verwirrtes Schweigen.
    »Mit all diesen Einlagen komm ich heute bestimmt zu spät zur Arbeit«, erklärte mein Vater kategorisch, als wäre es ihre Schuld.
    Ich begann, vor Enttäuschung zu weinen. Ich wusste genau, wer an der Tür war. James war es nicht.
    »Dad«, rief ich unter Tränen. »Daaad!«
    Er steckte den Kopf durch die Tür. »Morgen, mein Kind. Ich bin gleich da. Ich mach dir Tee. Ich muss mich nur um den Verrückten da unten kümmern.«
    »Er ist nicht verrückt, Dad«, sagte ich zu ihm. »Weck Anna. Ich wette, dass es ihr Schuh ist.«
    »Ach, ist sie tatsächlich mal nach Hause gekommen?«, rief Mum aus ihrem Zimmer.
    Mein Vater knurrte: »Ich hätte mir denken können, dass sie damit zu tun hat«, ging zu Anna hinüber und weckte sie etwas unsanft. Es stellte sich heraus, dass der Mann an der Tür der Taxifahrer war, der sie frühmorgens vor unserem Haus abgesetzt hatte. Er hatte am Ende seiner Schicht einen

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